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BLKÖ:Rogoziński, Martin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 274. (Quelle)
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Rogoziński, Martin (Bildhauer, geb. zu Krakau um das Jahr 1825, gest. ebenda im Jahre 1855). Von armen Eltern, durchlebte er eine bittere Kindheit, erhielt nur den dürftigsten Unterricht und kam noch im Knabenalter zu dem Krakauer Steinmetz Galle in die Lehre, der ihm Arbeit zutheilte, wie sie in dergleichen Werkstätten eben vorkommt. Aber der talentvolle Knabe zeigte sich bald sehr anstellig und bekundete, namentlich im Meißeln von Marmorbuchstaben, große Geschicklichkeit. Indem sein Talent für die Kunst sich unverkennbar zeigte, gelang es ihm endlich, zum Besuche der Akademie der schönen Künste in Krakau zugelassen zu werden, wo er sich bald durch seine Arbeiten vor Anderen auszeichnete, so daß ihm der Stadtrath im Jahre 1847, und zugleich mit ihm auch den Maler Luszczkiewicz, ein Stipendium zu einer Reise in’s Ausland verlieh, damit Jeder sich in seiner Kunst noch weiter ausbilde. Nach zehnjähriger Abwesenheit kehrte R., tüchtig in seiner Kunst ausgebildet, in die Heimat zurück. Er arbeitete zunächst bei dem Bildhauer Stehlik und vollendete die Statue des heil. Johannes Kantius, welches Werk in jeder Hinsicht als [275] musterhaft bezeichnet wurde. Aber von seiner Kunstfertigkeit konnte er nicht leben, da es an Arbeit fehlte. Nach Warschau zu gehen, wurde ihm nicht gestattet, da sich die Kirchthurm-Humanität nicht aus der Kleinlichkeit der Auffassung: er müsse seinen Dank dem Orte, dem er seine Ausbildung schulde, abstatten, herauszuschälen im Stande war. In Warschau, der Großstadt, hätte der Künstler Beschäftigung gefunden und anständig leben, ja seinerzeit auch in die Heimat zurückkehren können; in Krakau, das er aus Rücksicht des Dankes nicht verlassen durfte, fand er keine Arbeit und mußte also verhungern. So fristete der talentvolle Künstler sein Dasein von untergeordneten, seiner Begabung unwürdigen Arbeiten und blieb in den letzten Jahren ganz verschollen. Die meiste Beschäftigung gab ihm noch sein früherer Meister Stehlik und außerdem vollendete er einige Büsten, darunter eine Copie des Denkmals von Peter Kochanowski und der Büsten von Lucian Siemieński, Vincenz Pol und noch einigen Anderen in Gyps. Da erweckte seine letzte Arbeit: „Christus, von dem Satan versucht“, welche auf der Kunstausstellung in Krakau 1855 sich befand, wegen ihrer Meisterschaft in Auffassung und Ausführung so großes Aufsehen, daß ihm der Krakauer Kunstverein eine ansehnliche Summe für das Werk zuerkannte. Aber es war bereits zu spät. Der Künstler war, als man ihm diese freudige Botschaft brachte, seinem Jammer erlegen und die ihm zuerkannte Summe wurde zur Bestreitung der Leichenkosten verwendet!

Nowiny, d. i. Neuigkeiten (Lemberger Blatt, 4°.) 1853, Nr. 116, S. 309, in der Correspondenz aus Krakau. – Czas, d. i. die Zeit (Krakauer polit. Journal, Fol.) 1855, Nr. 46.