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BLKÖ:Rotarides, Michael (Johann)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 91. (Quelle)
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Rotarides, Michael, n. A. Johann (Geschichtsforscher, geb. zu Otrokocs im Gömörer Comitate Ungarns, Geburtsjahr unbekannt, gest. im Jahre 1746). Ueber seine Familien- und Jugendverhältnisse weiß weder Horányi noch sein Nekrologist in den „Annalen der Literatur“ nähere Auskunft zu geben. Allem Anscheine nach, wie schon die Latinisirung seines Namens darauf hindeutet, war er evangelischer Confession. Die höheren Studien beendete er im Auslande, auf der Universität zu Wittenberg, wo er Theologie, Philosophie, vornehmlich aber vaterländische Kirchen- und Literärgeschichte betrieb. Diese letztere aber studirte er aus Urkunden, welche er nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahre 1740 emsig zu sammeln begann. Zu diesem Zwecke machte er Reisen durch Ungarn und Siebenbürgen, durchforschte die ihm zugänglichen Urkundensammlungen und schrieb Alles, was auf seine Forschungen Bezug hatte, eigenhändig ab. Unter dieser Beschäftigung gingen die Jahre 1742 und 1743 dahin. Nun kehrte er nach Wittenberg zurück und begann dort auf Grundlage des gesammelten und copirten Materials seine Arbeit über Ungarns Literärgeschichte. Dieselbe sollte nach einer vorangeschickten. „Prolegomena“ überschriebenen Einleitung vier Abtheilungen umfassen, war aber so umfangreich angelegt, daß ein Menschenleben zur Lösung dieser Aufgabe nicht ausreichen möchte. Sein Nekrologist schreibt die folgenden gewichtigen Worte: „Da er die Urkunden in mehreren Ländern selbst aufsuchen und abschreiben mußte und alsdann sein Werk schreiben wollte, und dieses Alles in der größten Armuth, ohne Mäcenaten, ohne Unterstützung, ja verfolgt und verachtet (warum verfolgt und verachtet? Sein Nekrologist [92] gibt darüber keine näheren Aufschlüsse) that, so unterlag er seinem Unternehmen und starb als Märtyrer der Geschichte seines Vaterlandes im Jahre 1746“. Von seinem Werke ist nur die oben angedeutete Einleitung unter dem Titel: „Historiae Hungariae literariae antiqui, medii atque recentioris aevi Lineamenta, quorum Prolegomena generalem in universam Historiam Hungariae litterariam, introductionem continentia prodeunt, studio ….“ (Altonaviae ac Servestae 1745, 4°.) im Drucke erschienen. Die zu Leipzig erscheinenden Acta Eruditorum“ nahmen diesen Versuch sehr beifällig auf. Ein Theil der von Rotarides zusammengebrachten Sammlungen gelangte in die Bibliothek in Wittenberg, ein anderer soll nach Dresden gekommen sein. Die beiden angegebenen Quellen weichen in den Taufnamen ab, die „Annalen“ nennen ihn Michael, Horányi nennt ihn Johann, vielleicht hieß er Johann Michael.

Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten (Wien, Degen, 4°.) II. Jahrg. (1803), Bd. II, Intelligenzblatt Nr. 29, Sp. 231. – Horányi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, A. Loewe, 8°.) Tom. III, p. 185.