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BLKÖ:Ruffer, Adalbert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 243. (Quelle)
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Ruffer, Adalbert (Propst von Wyssehrad, geb. zu Böhmisch-Skalitz 14. December 1790, gest. zu Prag 1870). Sohn mittelloser Eltern, kam er in jungen Jahren nach Prag, wo sich sein Landsmann, der Wyssehrader Domherr Joseph Dittrich, seiner liebevoll annahm. Denn R., für das Handwerk bestimmt, befand sich bei einem Prager Meister in der Lehre, und erst, als Dittrich die Anlagen seines Schützlings erkannte, ermöglichte er ihm den Schulbesuch und unterstützte ihn väterlich. Nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien begann er jenes der Theologie, erlangte 1817 die Priesterweihe und kam bei der Collegiatkirche auf dem Wyssehrad als Vicar und Katechet in Verwendung. In seiner Bestrebung um die Hebung des Unterrichts in der ihm anvertrauten Schule förderten ihn wesentlich die Domherren Khun und Weinlich, und so geschah es, daß die Wyssehrader Schule bald als Musteranstalt den übrigen Prager Schulen gegenüber dastand. Im Jahre 1843 zum Domherrn ernannt, übte er einige Jahre auch das Predigtamt aus, wurde 1847 Pfarrer und 1850 Dechant an dem Wyssehrader Collegiatcapitel. In dieser Eigenschaft richtete er sein Hauptaugenmerk auf die Förderung des Schulwesens in dem der Wyssehrader Propstei unterstehenden Sprengel, und wurde so ein wahrer Wohlthäter der Schule und der sie besuchenden Jugend. Noch erspneßlicher konnte er in dieser Richtung wirken, als er später Schul-Oberaufseher in der Prager Neustadt wurde. Im Jahre 1658 zum Propst von Wyssehrad ernannt, schlug er daselbst seinen Sitz auf, der von seinen Vorgängern seit Jahrhunderten nicht benützt worden. Im Jahre 1865 kaufte er auf dem Wyssehrad ein Haus an, das er sofort in ein Armenhaus umgestalten ließ, in welchem 30 verarmte Bewohner des Wyssehrad in Zukunft ihre Zufluchtsstätte finden. R. schrieb die Geschichte seiner Propstei und viele Andachtsbücher, deren Titel in chronologischer Folge: „Perle pokladu moudrosti ...“, d. i. Perlen aus der Schatzkammer der Weisheit .... (Prag 1828, Geřabek, 12°.); – „Cesta k pravé a samospasitelné víře v Boha Spasitele našeho ...“, d. i. Weg zum wahren und alleinseligmachenden Glauben an unseren Herrn und Erlöser ... (ebd. 1831, Rohliček, 12°.); – „Květina z pouště pro katolické křestany“, d. i. Blume in der Wüste für katholische Christen (ebd. 1850, Stybl, kl. 8°.); – „Kristův bojovník ....“, d. i. Der christliche Streiter .... (Prag 1853, [244] Spurny; neue Auflage 1859, Stybl, gr. 12°.); – „Cesta k nebi ....“, d. i. Der Weg zum Himmel .... (ebd. 1854, Vetter!, kl. 8°.), ein aus den Werken von Alphons Liguori, Leonhard di Porto Mauritio, Fulvia Androcia, Math. Vieri zusammengestelltes Andachtsbuch; – „Devět stupňů k spasení ...“, d. i. Neun Stufen zur Erlösung u. s. w. (Prag 1855, Stybl; 2. verm. u. verb. Aufl. 1856, mit 12 K. K.; 3. Aufl. 1863, gr. 8°.); – „Útěcha kající duže. ...“, d. i. Trost der büßfertigen Seele .... (ebd. 1856, Stybl, kl. 8°.); – „Úplná modlitební kniha ...“, d. i. Vollkommenes Andachtsbuch u. s. w. (4. verm. Ausg. ebd. 1856, Stybl, 8°.); – „Vůdce duše do nebeské vlasti ..., d. i. Führer der Seele in’s menschliche Reich (5. verm. Aufl. ebd. 1856, Stybl, kl. 8°.); – „Trh dáblův a kristův ....“, d. i. Der Markt der Teufel und der Christen .... (Prag 1857, Stybl, 8°.); – „Kůr angelský ku zvelebení nejsvětěiší Trojice boží“, d. i. Chor der Engel zur Verherrlichung der allerh. göttl. Dreieinigkeit (Prag 1858, Bellmann, kl. 12°.); – „Úplny klíč nebeského rájé ....“, d. i. Vollkommener Schlüssel des himmlischen Paradieses (4. Ausg. Prag 1859, Stybl, mit 12 Abbildungen des h. Kreuzweges, 8°.); – „Historie Vyšehradská, neb vypravování o hradu, o kapitole a města Hory Vyšehradu, u Prahy v království českém“, d. i. Geschichte des Wyssehrad, oder Darstellung des Schlosses, Capitels und der Stadt auf dem Berge Wyssehrad zu Prag im Königreiche Böhmen (Prag 1861, Wenz. Heß, gr. 8°.). Aus vorstehenden Schriften ist ersichtlich, daß R. auf dem Gebiete der Ascetik das Möglichste geleistet, und in der That hatte er auch auf demselben eindringliche Studien gemacht und diese dann in seinen čechischen Andachtsbüchern nach Thunlichkeit verwerthet. Mehrere kleinere Arbeiten kirchenhistorischen Inhalts hat R. im „Časopis“ des böhmischen Museums und in einigen kirchlichen Zeitschriften veröffentlicht. Bezeichnend für seinen tieffrommen und gottgläubigen Charakter ist die Geschichte seiner Gründung des Wyssehrader Armenhauses. Sein Gönner war, wie im Eingange dieser Skizze erwähnt, der Domherr Dittrich. Mit diesem ging R., damals noch ein Knabe, bei einem Bäckerladen vorbei, und Dittrich forderte ihn auf, sich eine Semmel zu kaufen. Der Knabe lehnte den Antrag ab, da er kein Geld habe. „Nun, so werde ich für dich zahlen“, erwiederte Dittrich. Nun suchte R. eine Semmel, und zwar die kleinste, die er fand, aus und steckte sie in die Tasche. Diese Bescheidenheit gefiel dem Domherrn so sehr, daß er sich nun des Knaben, der damals Lehrling bei einem Meister war, annahm, für ihn väterlich sorgte, ihn studiren ließ u. s. w. R. erfüllte die Erwartungen seines Gönners vollkommen und stieg bis zum Propste der Kirche, an der Dittrich einst Domherr war. Ruffer aber behielt für dieses Haus, dem er die glückliche Wendung seines Geschickes verdankte, zeitlebens eine gewisse Pietät. Als in späten Jahren – R. war damals bereits Propst – dieses Haus executiv feilgeboten wurde, gab R. Auftrag, es um jeden Preis zu erwerben. So kam es in seinen Besitz. An der Stelle des ärmlichen, verfallenen Häuschens ließ aber R. ein stattliches Gebäude – das von ihm gegründete Wyssehrader Armenhaus – aufführen.

Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Auflage, S. 622. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 179, S. 360.