BLKÖ:Rump, Joseph Ignaz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 27 (1874), ab Seite: 259. (Quelle) | |||
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[260] gebürtiger Vater, Hutmacher seines Zeichens, kam, nachdem er als Geselle einen Theil Europas durchwandert, nach Brünn, wo er bei dem Hutmacher 'Härtel' einstand, dort einige Jahre arbeitete, um dessen Tochter 'Therese' freite, sie erhielt und, als er eine Meisterstelle in Lundenburg erlangte, im Jahre 1799 dahin übersiedelte. Durch eine Feuersbrunst verlor der Vater Alles und verarmte. Allmälig erholte er sich durch seine Thätigkeit und Hilfe guter Menschen wieder. Da kamen die Kriegsjahre, neues Elend begann und insbesondere im Jahre 1805, als nach der Schlacht von Austerlitz der Feind den Ort überschwemmte und Alles mitnahm, was er fand. Unter solchen wechselnden Eindrücken verlebte der Sohn Joseph Ignaz seine Kinderjahre, besuchte nebstbei die Schule, lernte lesen, schreiben, rechnen und hatte schon als siebenjähriger Knabe Freude an Gedichten, wozu er zunächst durch die Lecture von Hölty’s Gedichten angeregt worden war. Es erfaßte ihn eine eigene Schreibseligkeit, er schrieb Lieder ab, verfaßte selbst Gedichte, Briefe u. s. w., was Alles nicht wenig dazu beitrug, Herz und Gemüth des Knaben frühzeitig zu bilden. Als nun ein geborner Brünner, Anton Hofmann, nach Lundenburg als Pfarrer kam, den R.’s Eltern noch aus der Zeit ihres Aufenthaltes in Brünn kannten, hatte dieß seine guten Folgen für den aufgeweckten Knaben, der mit seinen Eltern, namentlich der Mutter, viel im Pfarrhause verkehrte, wo des Pfarrers Schwester mit der Mutter befreundet war. Unter solchen Eindrücken wuchs R. auf, und obgleich er keine andere Bildung als jene genossen, welche eine gewöhnliche Volksschule auf dem Lande zu bieten vermag, so war er doch in seinen Kenntnissen seinen Alterscollegen und Schulgenossen weit voraus. Die beschränkten Mittel seiner Eltern gestatteten nicht, ihn den Studien zu widmen; nach beendeter Volksschule trat er daher bei seinem Vater in die Lehre und wurde auch Hutmacher. Er machte nun die bittere Schule des Gewerbsmannes in einem kleinen Orte durch und mußte sich den Lebensunterhalt durch schwere Handarbeit verdienen. Dabei lebte er ganz abgeschlossen für sich, mit seinen alten Lieblingsdichtern sich beschäftigend, während ihm Alles, was neue Literatur bedeutete, fremd geblieben war. Erst eine Begegnung mit seinem nachmaligen Biographen E. Kulke machte ihn mit den hervorragenden Erzeugnissen derselben, freilich sehr spät, als er bereits die Fünfzig überschritten, bekannt. Im Jahre 1852 erst lernte er Goethe’s Faust kennen; hingegen kannte er Klopstock’s „Messias“, Tiedge’s „Urania“ vollständig und vieles von Hölty, Salis, Mathisson auswendig. Nebstbei beobachtete er – ohne sich in Kannegießerei zu verirren – den Gang der Zeit sorgfältig, und die politische, sociale wie religiöse Störung derselben ließ ihn nicht unberührt. In seinen Liedern gab er seinen Ansichten und Gedanken darüber öfter Ausdruck. Zu seiner Lieblingslecture gehörte die Geschichte und er schrieb sogar ein Gedicht, „Die Weltgeschichte“, philosophischen Inhalts, welches nach den Mittheilungen seines Biographen eine merkwürdige Darlegung seiner Anschauungen enthielt und worin Gedanken ausgesprochen waren, wie man sie heut’ in Bukle und in Draper finden kann. In den Jahren der Reaction verbrannte er aus Furcht diese Dichtung. Die unten bezeichneten Quellen berichten noch von zahlreichen kleineren poetischen Arbeiten R.’s, von denen mehrere nach seinem Tode in die Oeffentlichkeit gelangten und die von [261] einem tiefen Gefühl und einer seltenen Formgewandtheit Zeugniß ablegen. Einer seiner Freunde, mit dem er in den Dreißiger-Jahren viel verkehrte und der ihn in die Elemente der Dichtkunst eingeführt, ihm über das Sylbenzählen, die verschiedenen Meter- und Meßarten u. dgl. m. Aufschlüsse gab, stand mit R. viele Jahre in freundschaftlichem Briefwechsel und in den Briefen befinden sich viele Original-Gedichte R.’s. In den letzten Lebensjahren wurde er leidend und blieb es bis zu seinem im Alter von 61 Jahren erfolgten Tode. Er war verheirathet gewesen und stammen aus dieser Ehe ein Sohn und eine Tochter. Diese Beiden, dann Rump’s Frau und Enkel bildeten zusammen, wie sein Biograph erzählt, „einen Kreis merkwürdiger Menschen, die in ihrer Hütte in einer abgeschiedenen, ganz anderen Welt zu leben schienen. Lauter Wohlwollen, nichts als Menschenliebe war es, was auf sämmtlichen Gesichtern ausgeprägt lag“. Es waren wohl Typen, wie sie Paul Heyse in seinem Roman: „Kinder der Welt“ so beseligend und musterhaft schildert.
Rump, Joseph Ignaz (Naturdichter, geb. zu Lundenburg in Mähren 8. Februar 1800, gest. ebenda 7. Jänner 1861). Sein aus Leban in Kurland- Presse (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 210, im Feuilleton: „Ein verschollener Hans Sachs in Oesterreich“, von Eduard Kulke. – Beilage zur Biene (Neutitscheiner Blatt, 4°.) 1868, Nr. 25: „Joseph Rump“.