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BLKÖ:Saint Genois Freiherr von Aneaucourt, Philipp Ludwig Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Saintenoy, Desirée
Band: 28 (1874), ab Seite: 76. (Quelle)
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Saint Genois Freiherr von Aneaucourt, Philipp Ludwig Graf (Humanist und Numismatiker, geb. zu Teschen 5. April 1790, gest. zu Baden bei Wien 30. Juli 1857). Entstammt einer niederländischen alten Adelsfamilie, wovon ein Zweig später in Oesterreichisch-Schlesien reichen Güterbesitz erwarb und wovon noch zur Stunde ein niederländischer und ein schlesischer Zweig blühen. Vergleiche darüber die Quellen S. 77. Graf Philipp Ludwig ist ein Sohn Arnold’s Reichsfreiherrn Saint Genois d’Aneaucourt (geb. 1734, gest. 1804). Nachdem Graf Philipp Ludwig durch eine vortreffliche Erziehung für die Universität vorbereitet worden, kam er nach Olmütz, wo er die philosophischen und juridischen Studien beendete. Sein Erzieher, ein Priester und niederländischer Emigrant, war ein tüchtiger Kenner der classischen Sprachen, welche Kenntniß er auch auf seinen Zögling zu verpflanzen wußte. So kam es denn auch, daß der Graf die lateinische Sprache mit großer Fertigkeit redete und an antiquarischen und damit verwandten Studien Gefallen fand. Obgleich für den Staatsdienst vorbereitet, trat er doch nie in denselben, gab aber seine patriotische Theilnahme bei vielen Gelegenheiten in entschiedenster Weise kund. So spendete er in den Kriegsjahren 1809, 1813, 1814 und 1815 namhafte Summen zum Besten der Armen und zur Versorgung der Invaliden. Für das Teschener Militär-Knaben-Erziehungshaus leistete S. fortwährend Jahresbeiträge und seinen Unterthanen gewährte er zu einer Zeit, da noch die Robot und das Hörigkeitsverhältniß in ungeschwächter Weise bestanden, alle nur mögliche Unterstützung und Erleichterung. Für seine Verdienste in dieser humanen Richtung wurde er von Kaiser Franz im Jahre 1827 aus höchst eigenem Antriebe in den Grafenstand erhoben, in welchem sich die belgische Linie bereits seit der Mitte des 17. Jahrhunderts befand. In diesem Jahre stiftete der Graf für immerwährende Zeiten einen Preis von 120 fl., der alle zwei Jahre für die beste Lösung einer praktisch-ökonomischen Frage, welche von der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde ausgeschrieben, geprüft und vertheilt werden sollte, zu verwenden war. Das Schulwesen und die Kirchen seiner zahlreichen Herrschaften in Schlesien erfreuten sich steter und reichlicher Unterstützung und für die katholischen Unterthanen seiner Herrschaft Ernsdorf erbaute er, da sie zum Pfarrorte eine weite Strecke hatten, aus eigenen Mitteln eine Pfarrwohnung, eine Schule und errichtete für den Seelsorger und Schullehrer eine ansehnliche Stiftung. Der Graf war ein großer Freund der Künste und Wissenschaften und besaß außer einer reichhaltigen Bibliothek auch eine numismatische Sammlung, über welche wir den Forschungen Bergmann’s nähere Aufschlüsse verdanken. Die Sammlung des Grafen bestand nämlich aus Münzen und Medaillen in Gold und Silber von allen Ländern des österreichischen Kaiserstaates. Das kostbarste Stück war ein echter Thaler des Herzogs Renatus von Lothringen (gest. 1508), der, auf 500 fl. geschätzt, nachmals in den Besitz des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Wilhelm Grafen von Montenuovo [77] gelangte. Leider enthält, wie Bergmann berichtet, die Sammlung viele falsche Stücke, welche nach des kaiserlichen Hof-Antiquarius Heraeus [Bd. VIII, S. 320] und Marquard Herrgott’s [Bd. VIII, S. 365] bekannten Abbildungen von der kunstfertigen Hand des Serben Demeter Petrovits [Bd. XXII, S. 124] gegossen und meisterhaft gearbeitet waren, wodurch der Werth der Sammlung um nicht Geringes beeinträchtigt wurde. Der bekannte Ansbacher Münzhändler Joseph Oberndörffer, der sie durch Tausch an sich gebracht, soll an ihr nach seinem eigenen Geständnisse – welches freilich bei Antiquaren nicht buchstäblich zu nehmen – an 6000 fl. verloren haben. Der Graf war k. k. Kämmerer und wirklicher geheimer Rath, Ritter des kais. österreichischen Leopold- und des souveränen Johanniter-Ordens, überdieß von Sr. Heiligkeit dem Papste und dem Großherzoge von Toscana decorirt und Mitglied mehrerer gemeinnütziger Vereine. Er war seit 20. September 1810 mit Johanna gebornen Freiin von Trach vermält. Seine Gemalin Gräfin Johanna (geb. 4. November 1789, gest. 2. Juni 1870) überlebte ihn um 13 Jahre und starb, 81 Jahre alt, zu Baden bei Wien. Beide wurden in der Familiengruft zu Ernsdorf in Oesterreichisch-Schlesien beigesetzt. Ueber das Alter des Grafen und der Gräfin sind die Angaben unsicher. Nach dem genealogischen Schematismus der gräflichen Häuser ist der Graf im Jahre 1790, die Gräfin im Jahre 1789 geboren und somit ersterer im Alter von 67, letztere in jenem von 81 Jahren gestorben. Die ausgegebenen Partezettel geben aber den Grafen als 70, die Gräfin als 85 Jahre alt an. Ueber den heutigen Familienstand vergleiche unten die Quellen.

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, philos.-historische Classe (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) XLI. Band (Jahrg. 1863), S. 76. in Joseph Bergmann’s „Pflege der Numismatik in Oesterreich durch Private, vornehmlich in Wien“, vierte Abteilung, Nr. XXIX. – Porträt. Kriehuber lith. 1831. Gedruckt bei Mansfeld u. Comp. in Wien (Fol.) Unterschrift des Bildes: Phil. Ludwig Graf Saintgenois | D’Aneaucort | Sr. k. k. a. Majestät wirklicher Kämmerer | Mitglied der Gesellschaft der Musikfreunde des österr. Kaiserstaates in Wien, dann | der k. k. M. S. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues | der Natur- und Landeskunde; | Herr der Herrschaften Dolein, Hradisch | Paskau, Ptin | Zelechowitz, und der Güter Kozuschan | Teinitschek, Wrbatek | und Zierotin in Mähren, dann der Herrschaft Ernsdorf | und Rzepischtz in k. k. Schlesien.