BLKÖ:Schebeck, Franz (Baumeister)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schebanek, Anton
Band: 29 (1875), ab Seite: 138. (Quelle)
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Schebeck, Franz (Baumeister, geb. zu Wlasim im Taborer Kreise Böhmens 15. April 1814, gest. zu Wien 5., n. A. 6. März 1862). In čechischer Schreibweise [139] Šebek. Sein Vater stand als Gärtner in Diensten des Fürsten Auersperg. Die erste Ausbildung erhielt der Sohn in Prag, wo er die Kleinseltener Schule besuchte. Bei seiner besonderen Vorliebe für das Baufach begann er im Jahre 1829 die technischen Studien und beendete sie zu Prag im Jahre 1831. Da dem Vater die Mittel für das Fortkommen des Sohnes fehlten, mußte sich dieser durch Unterrichtertheilen selbst behelfen. Muthig nahm er den Kampf mit dem Leben auf und arbeitete rüstig an seiner theoretischen und praktischen Ausbildung, welche letztere er noch durch Reisen nach Deutschland und Italien, die er aus seinen Ersparnissen bestritt, vollendete. Mitte Mai 1835 kam S. nach Wien, wo er zuerst bei dem Baumeister Hoppe eintrat, bei dem er schon nach wenigen Wochen die Dienste eines zweiten Poliers versah; von Hoppe ging S. nach einigen Jahren zu dem bekannten Stadtbaumeister Mayer und führte unter ihm in den Jahren 1843 und 1844 den Bau des „Zwettlhofes“ auf dem Stephansplatze. Im letztgenannten Jahre unterzog er sich der Baumeisterprüfung, erhielt das Meisterrecht und nahm von da an unter der Oberleitung von kaiserlichen Baubeamten und ausgezeichneten Architekten die praktische Ausführung zahlreicher Bauten vor. Von diesen sind insbesondere erwähnenswerth: der theilweise Umbau und die Aufsetzung des vierten Stockwerkes des kaiserlichen Bankhauses, die k. k. Cigarrenfabrik in der Vorstadt Weißgärber, die für die Staatsdruckerei nothwendig gewordenen Um- und Zubauten im Franziskanergebäude in der Singerstraße, bei der Beschränktheit des Raumes ein wahres architektonisches, freilich nur bei der inneren Besichtigung recht erfaßbares Meisterstück; der Neubau des St. Barbara- und Postgebäudes auf dem alten Fleischmarkt; die großartigen Maschinenwerkstätten auf dem Raaber Bahnhofe; das chemisch-pathologische Museum im allgemeinen Krankenhause, ferner mehrere Bauten von Privathäusern in verschiedenen Vorstädten Wiens, so Nr. 72 in Mariahilf, Nr. 109, 354, 378 in der Alservorstadt; Nr. 78, 113, 109 in der Roßau; Nr. 142, 508, 614, 413, 484 in der Leopoldstadt, mehrere andere in den übrigen Vorstädten und in der inneren Stadt, unter denen insbesondere viele schwierige Adaptirungsbauten. Im Jahre 1850 errichtete er in seinem Hause in Wien eine eigene Bauschule, welche er bis an sein Lebensende führte. Im Jahre 1861 wurde er im zweiten Wahlbezirke der Stadt Wien (Leopoldstadt) in den Gemeinderath, in seinem Vaterlande im Landbezirke Hohenmauth in den Landtag und von diesem in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes gewählt, in welchem er auf der rechten Seite des Hauses saß und zu den eifrigsten Anhängern der Partei Ladislaus Rieger zählte. Der čecho-slavische Handwerkerstand lag ihm besonders am Herzen und ihn mit allen Mitteln zu fördern, ließ er es sich ernst angelegen sein. In seinem letzten Willen bestimmte er eine Summe von mehreren tausend Gulden, deren Zinsen als Stipendien an zwei arme Studenten von čechischer Abkunft in den höheren Classen der Hauptschule zu verwenden sind. Auch sonst noch bestimmte er einen Jahresbeitrag für Unterrichtszwecke; ferner kaufte er in Böhmen ein größeres Bauerngut, lediglich um den Arbeiterstand zu fördern und mit den Fortschritten der Zeit vertraut zu machen. S. war Mitglied des niederösterreichischen Gewerbe-, des Ingenieur- [140] und Wiener Alterthums-Vereins; war ferner Ausschuß der Versorgungsanstalt für erwachsene Blinde, Mitglied der ersten österreichischen Sparcasse, des patriotisch-ökonomischen Vereins in Böhmen und des böhmischen National-Museums. Im kräftigen Mannesalter von 48 Jahren raffte ihn der Tod dahin und seine Bestattung auf dem Währinger Friedhofe fand in feierlicher Weise Statt.

Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1862, Nr. 65. – Die neuen Väter der Großcommune Wien, hervorgegangen aus der freien Wahl und dem Vertrauen ihrer Mitbürger im Jahre 1861. Von Moriz Bermann und Franz Evenbach (Wien 1861, Keck u. Comp., 8°.) S. 25. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) I. Jahrgang (1862), S. 122, in der Rubrik: „Zur Tagesgeschichte“. –