BLKÖ:Schedler, Johann Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schedl und Schedle
Band: 29 (1875), ab Seite: 153. (Quelle)
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Schedler, auch Schädler, Johann Georg (Maler und Radirer, geb. zu Constanz 27. April 1777, gest. zu Innsbruck 21. November 1866). Wenngleich der Geburt nach nicht dem Kaiserstaate angehörend, so hatte er doch lange über ein halbes Jahrhundert in Tirol geschafft und gearbeitet, und besaß sein Name in der Kunstwelt einen reinen Klang, so daß ihm eine Stelle in diesem [154] Werke gebührt. Den ersten Unterricht im Zeichnen erhielt er in seiner Vaterstadt und in Schaffhausen, dann arbeitete er in Zürich und ging von dort nach Augsburg. Als er sieben Jahre alt war, verlor er seinen Vater durch den Tod. Nun brachte ihn sein Stiefvater zu dem Maler Herrmann in die Lehre, bei welchem er drei harte Jahre zubrachte. Von Herrmann kam er zu dem Kunsthändler Bleuler nach Schaffhausen. Für diesen illuminirte er Kupferstiche in der damals beliebten Aberli’schen Manier. Nach einiger Zeit begab er sich zu dem Landschaftsmaler Hueber in Zürich, bei dem er durch sechs Jahre als Geselle in Arbeit stand, bis er durch die französische Invasion zur Rückkehr in seine Heimat Constanz gezwungen wurde. In dieser Zeit colorirte er für Lavater mehrere Kupferstiche, dann aber ging er, dieser untergeordneten Arbeiten überdrüssig, nach Augsburg, um sich an der dortigen Akademie in der Kunst auszubilden. Dort betrieb er mit glücklichem Erfolge die Miniaturmalerei, ohne jedoch die Gouachemalerei zu vernachlässigen. Nach einem sechsjährigen Aufenthalte in Augsburg, wo er zwei Preise errang, verließ er die Stadt, arbeitete hie und da bald längere, bald kürzere Zeit, bis er im Jahre 1804 nach Innsbruck kam, wo er sich seitdem bleibend niederließ und bis an seinen im hohen Alter erfolgten Tod lebte. S. war in verschieden Richtungen der Malerkunst, im Historienfache, im Genre, vornehmlich aber in der Landschaft thätig, in welch letzterer ihn der kenntnisreiche Anton v. Pfaundler unterstützte und worin er weitaus das beste hervorbrachte. Dazu gab ihm auch das Land, das seine zweite Heimat geworden, mit seinen herrlichen Schlössern, reizenden Landschaften und malerisch gekleideten Bewohnern unversiegbaren Stoff. Dabei war S.’s Kunstsinn so mächtig, daß er, wenn es sich um Aufnahme eines schönen Punctes handelte, keine Gefahr scheute und in Folge dessen in Kriegszeiten von den Bauern als Spion aufgehoben und in Wälschtirol von Räubern überfallen wurde, die freilich bald ihren Irrthum inne wurden, als sie statt geheimen Papieren oder einer vollen Börse und Kostbarkeiten nur einen Malerkasten mit Farben vorfanden. Wie schon bemerkt, malte S. mit Vorliebe und feinem Geschicke Landschaften, und im Baumschlage, Felsparthien, Wasser leistete er Meisterhaftes. Seine Portefeuilles sind reich an Studien der verschiedensten Art, welche er theils in Aquarell, theils in Gouache ausgeführt hat. Von seinen in weiteren Kreisen bekannt gewordenen Arbeiten sind zu erwähnen eine Folge von Tiroler Ansichten, in welcher sein Stift die schönsten Gegenden dieses Alpenlandes gefesselt hatte und welche der Kunsthändler Franz Unterberger in Aquatinta zu Paris hatte stechen lassen. Dann zeichnete er die Tiroler Trachten nach der Natur und unternahm zu diesem Zwecke eine Reise durch das ganze Land. Er gab nun 26 Paare verschiedener Landsmannschaft heraus, welche sich eben durch die charakteristische Eigenthümlichkeit der Tracht kennzeichnen. In der Ausführung dieses Unternehmens förderte ihn der damalige Gouverneur von Tirol, Graf Bissingen. Im Jahre 1823 erschienen von ihm die 28 Erzstatuen der Hofkirche in Kupfer gestochen und dann die 28 kleinen Erzstatuen, welche später in der silbernen Capelle aufgestellt wurden. Eine seiner letzten Arbeiten war ein größeres, in Oel gemaltes Altarbild: „Die Himmelfahrt Mariä“ darstellend. Aus seiner früheren Zeit sind [155] noch zahlreiche Miniaturporträts, welche er namentlich bald nach seiner Ankunft in Innsbruck, um 1804, gemalt, und dann einige in Oel ausgeführte Landschaften vorhanden. Die Titel der von S. vollendeten, oben erwähnten Zeichnungen sind: „Abbildungen der bronzenen Statuen, welche das Grabmal Kaiser Maximilian’s I. umgeben und in der Hofkirche zu Innsbruck aufgestellt sind. Gezeichnet von J. G. Schedler, gestochen von C. Schleich, C. Eichler und P. J. Laminit. 28 Blätter mit dem Porträte des E. G. Löffler und der inneren Ansicht der Kirche mit dem Grabmale“; so lautet der Titel der großen (Folio-) Ausgabe; die kleinere (8°.) ist betitelt: „Getreue Abbildung und Beschreibung der 28 erzenen Statuen, welche das Grabmal des Kaisers umgeben und in der Hofkirche zu Innsbruck aufgestellt sind“. Ein A. Falger hat diese Statuen gleichfalls zu Innsbruck im Jahre 1826 in 8°. lithographirt herausgegeben. Die oberwähnten kleineren Statuen erschienen nach Schedler’s Zeichnungen unter dem Titel: „Abbildungen der 23 kleineren bronzenen Statuen, welche auf dem mittleren Bogen der Hofkirche (der sogenannten silbernen Capelle zu Innsbruck) aufgestellt sind. (Ebenfalls von Löffler gegossen.) Gestochen von J. Schönherr“ (Innsbruck, 8°.). Ferner erschien von ihm eine Folge von größeren Ansichten, vorstellend das a) Schloß Sigmundskron, b) Schloß Runkelstein, c) Schloß Amras, d) Schloß Friedberg bei Hall, e) Schloß Greifenstein, f) der geschäubte Thurm (Turris Drusi) bei Botzen. Diese sechs Blätter, deren erstere vier (a, b, c, d) 101/2 Zoll hoch und 141/2 Zoll breit, letztere zwei aber (e, f) 111/2 Zoll hoch und 9 Zoll breit sind, hat M. Eichler im Umrisse radirt und Schedler colorirt. Ferner sind bekannt eine „Ansicht von Innsbruck, radirt und illuminirt“ (gr. Fol.) und eine Anzahl kleinerer Ansichten aus Tirol, 63/4 Zoll hoch, 43/4 Zoll breit). deren Blätter theils radirt, theils lithographirt sind. Im Jahre 1816 überreichte S. der Kaiserin von Rußland während ihrer Anwesenheit in Tirol eine Folge von Handzeichnungen mit Ansichten des Achenthales und Gardasee’s, deren Titelblatt eine Ansicht von Innsbruck darstellte. Diese Blätter fanden solchen Beifall von Seite der Kaiserin, daß er in Ihrem Auftrage noch Ansichten aus dem Innthale ausführte. Ueber seine Bilder schreibt ein Fachmann: Eine getreue Charakteristik, eine lebenswarme und zarte Behandlung der Formen, besonders hervorleuchtend aus den Felsenparthien, aus dem Baumschlage und dem strömenden oder stehenden Wasser und eine eigene Anmuth, die sich über die ganze Landschaft ergießt, machen seine Bilder, welche nach England, Italien, Norddeutschland und selbst nach Rußland wanderten, ungemein anziehend. – In den letzten Jahren büßte er sein Augenlicht ein und mußte in Folge dessen der Kunst entsagen. Nun kaufte er ein älteres, seiner Zeit vielbesuchtes Kaffeehaus und der einst vielgenannte Künstler starb, fast vergessen, als Cafetier im hohen Alter von 90 Jahren.

Volks-und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) XI. Jahrgang (1856), Nr. 52, S. 267. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien 4°.) 1866, Nr. 323. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1866, Nr. 59. – Biehler (T.), Ueber Miniaturmalereien (Wien 1861, 8°.) S. 77. – Tirolisches Künstler-Lexikon u. s. w. (Innsbruck 1830, Fel. Rauch, 8°.) S. 215. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. VII, S. 544.