BLKÖ:Schmidt, Anton (Schriftsteller)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 217. (Quelle) | |||
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[218] mit seinen Neigungen zunächst zusammenhängende Stellung zu erhalten, im Jänner 1864 hatte ihm nämlich der böhmische Landesausschuß unter 30 Bewerbern die Stelle des Scriptors an der polytechnischen Lehranstalt in Prag verliehen. Aber nur neun Monate war es ihm vergönnt, an derselben nach Herzenslust zu schaffen, noch erlebte er die feierliche Eröffnung des reorganisirten Polytechnicums, aber an demselben Tage noch mußte er seines Leidens halber Hilfe im allgemeinen Krankenhause suchen, wo er jedoch schon wenige Tage darnach, erst 45 Jahre alt, verschied. In der kurzen Zeit seiner letztgenannten Wirksamkeit ordnete er die achttausend Bände zählende Bibliothek und ließ sie im besten Zustande zurück, S. besaß schätzenswerthe Kenntnisse, welche er sich meist als Autodidact erworben, er war ein feiner Kunstkenner und bewährte sich als solcher in seinen seit Jahren für das Czartoryski’sche Blatt: „Recensionen“ in Wien und andere Fachblätter aus Prag geschriebenen Correspondenzen und Berichte über Musik und Theater. Ferner war er ständiger Mitarbeiter der „Pražke Noviny“, d. i. Prager Zeitung. Einige Jahre bis Ende 1863 schrieb er für die deutsche „Prager Zeitung“ Referate über Kunstgegenstande. Trefflicher Kenner der französischen Literatur, übersetzte er mehrere dramatische Arbeiten Molière’s, von denen seine Uebersetzung des „Malade imaginaire“ als „Pacient a lekař“ auf der böhmischen Bühne öfter mit Beifall gegeben wurde. Das zahlreiche Geleite, das seiner Leiche nach dem Wolschaner Friedhofe folgte, bezeugte, daß man die Verdienste des Verblichenen kannte und würdigte.
8. Schmidt, Anton (čechischer Schriftsteller, geb. zu Prag im Jahre 1819, gest. ebenda 1. November 1864). Der Sohn eines Prager unbemittelten Gewerbsmannes, der früh besondere Vorliebe für die Wissenschaften zeigte, da er aber bei der Mittellosigkeit seiner Eltern die kostspielige wissenschaftliche Laufbahn nicht einschlagen konnte und ziemlich geschickt im Zeichnen war, zu einem Stempelschneider in die Lehre ging und dort bald solche Geschicklichkeit erlangte, daß er auf seinen Reisen, namentlich in Berlin und Paris, bei den besten Stempelschneidern Beschäftigung fand. Aber eben auf diesen Reisen, vornehmlich durch den Besuch der großen Bibliotheken, wurde seine alte Neigung für wissenschaftliche Studien neu geweckt und mächtig angeregt, und als ihn gar ein Augenleiden an der ferneren Ausübung seiner Kunst hinderte, gab er dieselbe auf und begann, ein 21jähriger Jüngling, von Neuem die Gymnasialstudien, die er untermannigfachen Kämpfen und Sorgen für seinen Lebensunterhalt ernstlich fortsetzte. Nach beendeten philosophischen Studien erlangte er im Jahre 1860 die philosophische Doctorwürde. Zunächst war seine Absicht, sich dem Lehrfache zu widmen, aber seine durch Entbehrungen sehr geschwächte Gesundheit zwang ihn, dieses Vorhaben aufzugeben. Endlich in seinem letzten Lebensjahre gelang es ihm, eine- Wiener Zeitung 1864, Nr. 269, S. 400. – Bohemia (Prager polit. u. belletr. Blatt, 4°.) 1864, Nr. 265, S. 1338.