BLKÖ:Schmiedt, Johanna

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 266. (Quelle)
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57. Schmiedt, Johanna (Schauspielerin, geb. in Sachsen-Weimar im Jahre 1796, gest. zu Wien im Jahre 1862). Eine Tochter des Schauspielers Demmer, eine Schwester des berühmten Schauspielers und Oberregisseurs am Theater an der Wien unter Pálffy, Fritz Demmer, der Scutta und der Thecla Kneisel. Für den Schauspielerstand bestimmt, betrat sie, 17 Jahre alt, als Elise im „Räthsel“ im Theater an der Wien zum ersten Male die Bühne. Sie gefiel nicht. Als sie trotzdem für das Fach der Liebhaberinen engagirt wurde, das sie übel genug vertrat, drohte ihr Bruder, der die ersten Liebhaber gab, fein Engagement aufzugeben, wenn seine Schwester, die ihm jede Scene verdarb, noch ferner in diesem Rollenfache, für das sie nimmer tauge, verwendet würde. Da bat sie denn, sie doch eine Alte spielen zu lassen, wofür sie schon als zartes Mädchen eine besondere Leidenschaft hatte. Durch Unpäßlichkeit einer alten Schauspielerin geschah [267] es, daß man ihr die Rolle der Lenerl im Stücke „Putzsucht“ übergab, und nun war für das Fach der Alten eine Perle gefunden. Das junge 19jährige Mädchen führte komische und ernste Mütter, chargirte Alte u. dgl. m. mit einer Wahrheit durch, daß Theaterfreunde, welche sie kannten, auf die Bühne eilten, um sich zu überzeugen, daß wirklich sie, das junge Mädchen, diese Rollen spiele. Eine Reihe von Jahren war Johanna S. auf Provinzbühnen beschäftigt, darunter neun Jahre unter Stöger in Gratz, wo sie in besonderer Gunst des Publicums stand. Director Stöger brachte sie wieder nach Wien, wo sie im Josephstädter Theater auftrat und bei der ersten Aufführung von Raimund’s „Verschwender“, am 20. Februar 1834, zum ersten Male das alte Weib unübertrefflich gab, während ihr Bruder Fritz Demmer den Kammerdiener Wolf und Demmer Vater den Haushofmeister spielten. Nach Stöger’s Abgang kam sie in das Theater in der Leopoldstadt, wo sie unter Marinelli Sohn und Carl hundert und hundert Typen ihres Rollenfaches schuf, von denen nur beispielsweise die Räthin Durlach in Kotzebue’s „Stricknadeln“. Muhme Lebrecht in „Ein Tag vor Weihnacht“, Räthin von Silben in „Das letzte Mittel“, wahre Mustergebilde ihrer Art, erwähnt seien. Als Director Hoffmann im Jahre 1855 das Josephstädter Theater übernahm, engagirte er die Schmiedt, die daselbst bis an ihr im Alter von 66 Jahren erfolgtes Lebensende wirkte.

Der Adler, Wiener Journal, herausgegeben von Groß-Hoffinger (gr. 4°.) I. Jahrg. (1838), in einer der Juli-Nummern: „Madame Schmiedt“. – Handschriftliche Notizen des Herrn J. Wimmer in Wien.