BLKÖ:Schneeberger, Helene

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 6. (Quelle)
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Schneeberger, Helene (k. k. Hofschauspielerin, geb. zu Mannheim im Großherzogthume Baden 14. September 1845). Zeigte von frühester Jugend entschiedene Neigung für die Bühne, fand aber von Seite ihrer Eltern lange ebenso entschiedenen Widerstand gegen diese Berufswahl. Als sich aber das Talent des Mädchens immer klarer herausstellte, konnten sie dem fortwährenden Drängen und Vorstellen desselben doch nicht länger widerstehen, und nun wurde ebenso für eine dieser Berufswahl entsprechende Ausbildung, wie für eine anständige Unterkunft Sorge getragen. Den dramatischen Unterricht leitete das Mitglied des Mannheimer [7] Hoftheaters, Herr Bauer, unter welchem Helene die besten Fortschritte machte, und als der Zeitpunct gekommen schien, daß sie öffentlich aufzutreten wagen durfte, wurde sie auch, freilich mit sehr geringer Gage, am Hoftheater engagirt. Nachdem sie in einigen naiven Rollen gespielt hatte, konnte es nicht fehlen, daß die anmuthige Bühnenerscheinung täglich beliebter und dem Publicum willkommener wurde. Man wollte in ihrem Auftreten einige Aehnlichkeit mit Friederike Goßmann finden; es war aber doch ein ganz anderes Genre, das sich neben jenem der Goßmann selbstständig feststellen konnte. Bald wurde Helene S. das beliebteste Mitglied der Mannheimer Hofbühne. Als Director Maurice, dieser dramatische Kunstkenner sonder Gleichen, im Jahre 1863 die 18jährige Helene spielen sah. lud er sie sofort zu einem Gastspiele an seinem Thalia-Theater in Hamburg ein, was sie auch annahm und so glänzend durchführte, daß ihr der Director ein sehr vortheilhaftes Engagement anbot, dessen Annahme auch erfolgte. Ende Jänner 1864 übersiedelte sie mit Mutter und Schwester – der Vater war im October 1863 gestorben – nach Hamburg, nicht, ohne von den Mannheimern vorher in Blumen, Kränzen und was sonst ein Publicum zu bieten vermag, genug Beweise empfangen zu haben, wie schwer sie es empfanden, die ihnen zum Liebling gewordene Künstlerin scheiden zu sehen. In Hamburg, wo sie in der Rolle der „Lorle“ zuerst auftrat, wiederholte sich, was in Mannheim der Fall gewesen, sie wurde mit jeder neuen Rolle beliebter und Herausgeber dieses Lexikons hatte während seines mehrwöchentlichen Aufenthaltes in Hamburg Gelegenheit, selbst zu sehen, wie ein jedes Auftreten Helenen’s immer nur ein neuer Triumph war. Dabei entwickelte sie sich unter Maurice’s umsichtiger Führung auch künstlerisch täglich mehr. Sie schlug ihre Vorgängerin Fräulein Berthold ganz aus dem Felde und Friederike Goßmann war nicht mehr Alleinherrscherin im naiven Fache auf der deutschen Bühne. Als Director Laube die Hamburger Naive spielen sah, fühlte er alsbald, welch[WS 1] ein Gewinn sie für die von ihm geleitete Hofbühne wäre und schon im Juni 1865 empfing Fräulein S. einen Gastspielantrag für das Wiener Burgtheater, den sie auch annahm. Dem Gastspiele folgte das Engagement vom Juni 1867 an, da sie bis dahin von Maurice für seine Bühne engagirt war. Seit dem Sommer 1867 gehört Fräulein Schneeberger der Wiener Hofbühne an, im April 1868 vertauschte sie dann ihren bisherigen Namen mit dem ihres Gatten Hartmann, gleichfalls Hofschauspieler, dem sie am 4. April 1868 die Hand reichte. Frau Schneeberger-Hartmann spielt das naive Fach mit glänzendem Erfolge. Eine im hohen Grade anmuthige Blondine von Mittelgröße, besitzt sie nicht, wie einer ihrer Kritiker bemerkt, die überlieferte und darum stark fadenscheinige Sentimentalität des Theaters. Ihre Herzenslaute sind nicht sehr innig, aber unverstellt. Ihr ganzes Wesen ist „nicht verzierlicht und nicht verwitzelt“. Eine besondere Anziehung übt ein kleiner eigensinniger Zug aus, der sowohl ihre Art zu betonen kennzeichnet, als auch ihre Stirne umspielt, ein liebenswürdig boshaftes Sichsträuben, eine mädchenhafte Rechthaberei, der man mit Vergnügen zusieht, wie dem Vogel, der mit dem Gitter seines Bauers zänkisch verfährt. ... Man pflegt von Menschen, welche [8] stets sorgfältig und dabei einfach gekleidet sind, zu sagen, sie seien wie aus dem Schächtelchen; auch Fräulein Schneeberger’s Talent ist wie aus dem Schächtelchen. Ihre leiblichen Vorzüge entsprechen den künstlerischen; schlanke, mäßig gefüllte Formen, ein anmuthig geschnittenes Oval des Gesichtes, mit dessen sanften Linien nur der etwas zu energische Mund unartig streitet, und kluge, helle Augen, die wieder versöhnlich wirken. Den Cyklus ihrer schönsten Rollen findet man auf einem Bilde dargestellt, das unten in den Quellen unter den Porträten näher beschrieben ist.

Künstler-Album (Leipzig 1867 u. f., Dürr, 4°.) Zweite Liefrg., S. 5. – Allgemeine illustrirte Zeitung (Leipzig, Payne, Fol.) II. Jahrg, (1866), S. 149. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 169, im Feuilleton: „Burgtheater. Fräulein Schneeberger“, von Em(il) K(uh). – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 287, in den „Theater-Nachrichten“. – Neues Wiener Tagblatt 1868, Nr. 95, in der Rubrik, „Theater und Kunst“. – Neue freie Presse vom 22. Juli 1875, in den „Theater- und Kunstnachrichten“. – Porträte. 1) Facsimile des Namenszuges: Helena Schneeberger. Das Mittelbild der Künstlerin ist umgeben von den Costumebildern ihrer zwölf Hauptrollen, und zwar: Fanchette in der „Grille“, zweimal; Lorle in „Stadt und Land“; Hermance in „Kind des Glückes“; Helene in „Vornehme Ehe“; Louis in „Pariser Taugenichts“; Sabine in „Die Fremde“; Dörte in „Hanns Lange“; Dore in „In der Heimat“; Suschen in „Bräutigam aus Mexiko“; Antoinette in „Tage der Erkenntniß“; Florette in „Donna Diana“. John sc. (kl. Fol.), das Porträt sehr ähnlich; – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: Helene Schneeberger, Nach einer Photographie. Stich und Druck von Weger, Leipzig. Verlag der Dürr’schen Buchh. (4°.);-3) Unterschrift: Helene Hartmann-Schneeberger. Dombi (gez.), Holzschnitt im illustrirten Witz- und Spottblatt „Kaktus“ 1874, Nr. 7.
Ludwig Speidel über Fräulein Schneeberger. Treffend charakterisirt dieser geistvolle Kritiker unsere Künstlerin, „Fräulein Schn.“, schreibt er, „erinnert einigermaßen an die unvergeßliche Neumann und auch ein wenig, an unsere ruhelose Goßmann. Wie man es gerade bei den holdesten weiblichen Wesen häufig findet, daß die Sentimentalität und der Schalk Wandnachbare sind, die durch eine unmerklich gehende Tapetenthüre fleißig mit einander verkehren, so treffen wir auch bei Fräulein Schn. auf eine glückliche Mischung von empfindsamen, schalkhaften und naiven Elementen. Ihre Stimme, nicht groß, aber sympathisch, besitzt einen weichen, warmen, Gefühlston und noch durch die Nase – gerade wie weiland bei der Neumann – weiß sie den Weg zu unserem Herzen zu finden. Unterstützt wird die Künstlerin durch eine hübsche, treuherzige Geistesbildung, eine fein gegliederte Gestalt, die eine gewisse Fülle des Leibes nicht ausschließt; schlanke Hände und ein kleiner, intelligenter, man mochte sagen sprechender Fuß vollenden das Bild dieser angenehmen, einleuchtenden Erscheinung.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wlech