BLKÖ:Scholz, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 31 (1876), ab Seite: 208. (Quelle) | |||
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[209] in die Hände der Kaiserin Maria Theresia kam, verlieh sie dem würdigen Volkslehrer die große goldene Verdienstmedaille. Der oberwähnte Kaufmann Schmied hatte sich alsbald, nachdem die Felbiger’sche Unterrichtsmethode bekannt wurde, sehr für dieselbe interessirt und hatte selbst – schon 1763 – einen jungen, fähigen Mann, Namen Sembdner nach Sagan geführt, damit dieser sich unmittelbar unter Felbiger für die neue Methode ausbilde. Abe aller Orten traten Schmid und seinem Lehrer Hindernisse entgegen, durch Voreingenommenheit oder gar böse Motive bereitet, und erst als Scholz sich der Sache annahm, gelang es, wenngleich noch immer sehr langsam, die Sache in Gang und vorwärts zu bringen. S. setzte sich zu diesem Zwecke mit Felbiger in brieflichen Verkehr und arbeitete im neuen Geiste, unbeschadet mancher Mißdeutung und sonstigen Unannehmlichkeiten, die ihm widerfuhren, rüstig fort. Als mit Patent vom 6. December 1774 die Kaiserin Maria Theresia die Verbesserung sämmtlicher Landschulen im Reiche anordnete, mußte Caplan Scholz im Auftrage seines Patrons, des Grafen Christian Philipp Clam-Gallas, sich nach Prag begeben, um sich mit den von der Regierung getroffenen neuen Schuleinrichtungen vertraut zu machen, und nach seiner Rückkehr ernannte ihn der Graf zum Director sämmtlicher Schulen auf seinen ausgedehnten deutschen Herrschaften. Die Thätigkeit des jungen Priesters in diesem Amte war bald eine solche, daß die k. k. Schulen-Oberdirection auf ihn aufmerksam und Propst Kindermann von Schulstein [Bd. XI, S. 269) veranlaßt wurde, Scholz nach Prag einzuladen, um mit ihm vereint an der Verbreitung des verbesserten Schulplanes zu arbeiten. Scholz folgte dem Rufe, traf im August 1778 in Prag ein, und arbeitete nun an Kindermann’s Seite rastlos zur Förderung des Schulwesens im angedeuteten Wege. Zu diesem Zwecke untersuchte er sorgfältig die Schulen Prags, schrieb zur Beförderung der Industrie durch die Lehranstalten des Landes eine Anweisung zur Wartung der Maulbeerbäume und Seidenwürmer, zur Besorgung der Obstbäume, des Flachses und der Bienen, verfaßte zur Erleichterung des Religions- und Geschichtsunterrichtes ein passendes, faßliches Leben Jesu aus den Evangelisten, übersetzte und bearbeitete Bossuet’s Einleitung in die allgemeine Weltgeschichte. Aber diese aufreibende Thätigkeit hatte S.’s Gesundheit schwer angegriffen. Im Jahre 1782 mußte er krankheitshalber von seinem Posten, auf welchem er durch vier Jahre in ebenso energischer als ersprießlicher Weise gewirkt, abtreten und sich zur Ruhe zurückziehen. Doch auch jetzt noch rastete er nicht, sondern gab den ersten Schulkalender auf 1783, den Commissär Wilfling dann noch durch zehn Jahre fortgesetzt hatte, und einen Almanach für das Landvolk, der die Geschichte des berühmten Schweizerbauers Kleinjogg enthielt, heraus; arbeitete auch noch manches Andere, wie eine Auslegung der Episteln zum Gebrauche in den deutschen Schulen, eine Geschichte des Normalschul-Institutes in Böhmen, welche beide Schriften nahezu vollendet waren, als ihn der Tod im Alter von erst 41 Jahren dahinraffte. Außer den erwähnten, für die Jugend berechneten Belehrungsbüchern erschienen von Scholz im Drucke: „Die Pflichten gegen das Vaterland, aus der Staatskunst des Bischofs Bossuet herausgezogen ...“ (Prag 1775, 8°.) und „Das Verhältniss zwischen [210] dem Hirten und der Heerde“ (ebd. 1775, 8°.). Mit Scholz ging ein Schulmann, wie es deren wenige gibt, ein reformatorisches Talent vor der Zeit zu Grabe. In der Nähe seiner Ruhestätte, an der Mauer des Schulhauses zu St. Stephan, wahrt eine Marmorplatte mit einer von seinem Freunde Seibt verfaßten Inschrift sein Andenken. Die Inschrift aber lautet: „Unweit von hier ruhet, seinem letzten Willen gemäß, der wohlehrwürdige Herr Franz Scholz, Weltpriester. Ein Freund und Wohlthäter der Schuljugend, welche er mündlich und durch nützliche Schriften unterrichtete. Er starb den 20. März 1783 im 41. Jahre seines Alters; viel zu früh für das Gute. das er noch stiften konnte und wollte; aber reif für einen ewigen Lehrer“.
Scholz, Franz (Schulmann, geb. zu Hermannsdorf, Herrschaft Reichenberg im Bunzlauer Kreise Böhmens, am 29. October 1742, gest. zu Prag am 20. März 1783). Da er Lust zum Studiren zeigte, schickten ihn die Eltern, schlichte Weber, nachdem er die Pfarrschule seiner Heimat besucht, im November 1753 nach Gitschin, wo er die vier Gymnasialclassen beendete, 1757 aber, nach dem feindlichen Einbruche der Preußen in Böhmen, mußte er nach Hause zurückkehren, wo er durch vier Jahre den Eltern im Weberhandwerke mithalf. Dem Drange, die unterbrochenen Studien fortzusetzen, konnte er erst im Jahre 1761 genügen, in welchem es ihm die Eltern gestatteten, nach Prag zu gehen, wo er auf dem Altstädter Gymnasium die damaligen zwei Humanitätsclassen (Poetik und Rhetorik) besuchte und nach beendeten philosophischen Studien als Alumnus in’s erzbischöfliche Priester-Seminar eintrat und im Jahre 1767 die Priesterweihe erlangte. Ein Jahr später kam er in seine Heimat Reichenberg als Seelsorger. Seine Thätigkeit in derselben, in welcher der Unterricht der Jugend das Hauptmoment bildete, war über alles Lob erhoben. In Folge seiner Tüchtigkeit berief ihn auch der Kaufmann Franz Schmied, der im Städtchen Friedland eine Katecheten- und Frühpredigerstelle gestiftet hatte, an die dortige Schule, an welcher Scholz fünf Jahre und ebenso viele als Stadtcaplan thätig war. Eine anläßlich der im Frühjahre 1775 ausgebrochenen Bauernunruhen über den Text: „Sie hoben Steine auf und warfen nach ihm“ gehaltene Rede, durch welche die aufgeregten Gemüther beschwichtigt und Ordnung wieder hergestellt wurde, richtete die Aufmerksamkeit der Behörden auf den jungen und einflußreichen Priester. Als die im Drucke erschienene Rede, von welcher auch eine čechische Uebersetzung veranstaltet wurde,- Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1805, Tanzer, 8°.) Bdchn, II, S. 77. – (De Luca), Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 107.