BLKÖ:Schramm, Stephan

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schramm, Georg
Band: 31 (1876), ab Seite: 258. (Quelle)
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Schramm, Stephan (Tonsetzer, geb. zu St. Michael im salzburgischen Lungau 26. December 1821, gest. zu Cork in Irland 11. November 1874). Die erste Unterweisung in der Musik erhielt S. durch den Lehrer Ellmauthaler, einen noch in Thalgau lebenden Musicus. Im Uebrigen blieb er Autodidakt, nahm Lehr- und Musikwerke zur Hand, bis er von Pater Peter Singer, dem berühmten Orgelspieler-Mönch in Salzburg, Unterricht im Generalbasse erhielt, den er in treuer, pietätvoller Erinnerung als Ausdruck seines Dankes und der Verehrung während der Anwesenheit seiner Capelle in Salzburg im Juni 1867 im Hofraume des Klosters mit einem Ständchen überraschte. Dieselbe Ovation brachte er Mozart vor seinem Denkmale. Mit 20 Jahren zum Militär abgestellt, trat er in das salzburgische 59. Infanterie-Regiment, damals Großherzog von Baden, als Hautboist und rückte zum Regiments-Tambour, dann zum Vicecapellmeister vor. Nach zehnjähriger Dienstzeit in Tirol und Italien kam er im November 1851 als Capellmeister zum zweiten Bataillon des Tiroler Jäger-Regiments, im Mai 1854 aber in gleicher Eigenschaft in das 5. Huszaren-Regiment Graf Radetzky. Dort richtete er sein Augenmerk auf die Pflege classischer Musik und auf die Heranbildung junger Soldaten, welche Talent für die Musik zeigten. Es gelang ihm, Mozart, Haydn, Beethoven, Mendelssohn, Schubert, Chopin u. s. w. in der Reitercapelle und dem Regimente einzubürgern, wie es [259] bis dahin noch keinem seiner Collegen gelungen ist, und S. führte mit derselben Ouverturen, Lieder, Kirchengesänge im Arrangement u. dgl. m. in schwungvoller Weise aus. Selbst mit der Handhabung aller Blechinstrumente genauestens vertraut, richtete er sich deren Compositionen für seinen Gebrauch mit vielem Geschicke zurechte, schrieb aber auch Eigenes, so unter anderem Tanzstücke für Streichorchester. Am 29. September 1868 durch die Auflösung der österreichischen Cavallerie- und Artillerie-Musikcapellen dienstlos geworden, folgte Schramm 1869 einem ehrenvollen Rufe nach England und übernahm dort die Leitung der Militärcapelle des 1. königlichen Dragoner-Garde-Regiments zu Sheffield, mit welchem er im Jahre 1870, da sein Regiment mit noch anderen Truppenkörpern zur Bekämpfung des Fenierthums nach Irland beordert wurde, dahin abging. Im November 1874 meldeten die Zeitungen seinen in Irland im Alter von erst 52 Jahren erfolgten Tod. Wenn S. der Verfasser der im Jahre 1862 bei Fleischer in Prag von einem St. Schramm erschienenen „Virginia-Polka française“ ist, so war er ein ungemein fruchtbarer Componist, denn jene Composition trägt die Opus-Nummer 208. Spätere Compositionen von diesem St. Schramm sind in Oesterreich nicht erschienen.

Engl (Jo. Ev.), Gedenkbuch der Salzburger Liedertafel zum fünfundzwanzigjährigen Stiftungsfeste am 22. November 1872 (Salzburg, 8°.) S. 291. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 28. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1874, Nummer vom 19. November, in der „Kleinen Chronik“. –