BLKÖ:Schwanda von Semčic, Paul

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schwanda, Joseph
Band: 32 (1876), ab Seite: 276. (Quelle)
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Schwanda von Semčic, Paul (čechischer Schriftsteller, geb. zu Prag im Jahre 1825). Stammt väterlicher Seits aus der čechischen Adelsfamilie der Semčic, welche bei Dobrovic im Bunzlauer Kreise eine Liegenschaft besaß. Auch seine Mutter gehört einem edlen Geschlechte, dem der Jeronys von Libušin, an. Den Studien sich widmend, besuchte S. das Gymnasium auf der Prager Kleinseite, und nachdem er die Philosophie beendet, trat er, um Theologie zu studiren, in das Prager erzbischöfliche Seminar. Um diese Zeit befreundete er sich mit W. Nebesky [Bd. XX, S. 109][WS 1] und Cajetan Tyl, lernte die čechische Literatur und die damaligen Wortführer derselben kennen. Damals schrieb er auch einige Poesien und kleinere Aufsätze, welche in dem Unterhaltungsblatte „Květy“, d. i. die Blüthen, abgedruckt erschienen. Nachdem er das zweite Jahr der theologischen Studien beendet, entsagte er, den Vorstellungen der Eltern nachgebend, der theologischen Laufbahn und trat bei der Prager Staatsbuchhaltung als Rechnungsbeamter in den Staatsdienst. In dieser Stellung fand ihn das Jahr 1848, welchem er auch seinen Zoll darbrachte in den zwei politischen Blättern: „Pozor!“ und „Habt Acht!“, welche aus seiner Redaction hervorgingen, aber schon nach wenigen Nummern die Zeitlichkeit segneten. Im nämlichen Jahre noch übernahm er nach Franta Sumavsky [277] [Bd. IV, S. 340] das Lehramt der čechischen Sprache und Literatur an der Realschule in der Prager Josephstadt und versah dasselbe neben seinem amtlichen Dienste. Nun heirathete er die čechische Schauspielerin Elise Peschka [Bd. XXII, S. 46], und da er sowohl in der čechischen, als fremdländischen dramatischen Literatur ziemlich bewandert war, übertrug ihm Mikowec [Bd. XVIII, S. 283] das dramaturgische Referat an dem von ihm herausgegebenen čechischen Unterhaltungsblatte „Lumír“, welches S. durch volle sechs Jahre besorgte. In den Jahren 1853 bis 1863 versah er auch die Stelle des Regisseurs im Privattheater zu St. Nikolaus in der Prager Altstadt, aus welchem die besten Kräfte des čechischen Theaters hervorgingen. Im Jahre 1862 von der Regierung zum Verwalter des Prager Siechenhauses berufen, versah er diese Stelle, bis die Anstalt in die Hände der Commune überging. Als um diese Zeit Gustav Pfleger [Bd. XXII, S. 196] die Stelle eines Dramaturgen beim čechischen Theater übernahm, berief Director Thomé Schwanda an seine Bühne in gleicher Eigenschaft. Als darauf ein selbstständiges čechisches Landestheater in’s Leben gerufen wurde, wurde S. über Anempfehlung des Dr. Rieger, der als Intendant der neuen Bühne vorstand, zum Oberregisseur ernannt, welche Stelle er unter den Directoren Liegert und Thomé versah. In dieser Stellung entwickelte S. alle Energie, um den Aufschwung der čechischen Bühne zu fördern und die Theilnahme des Publicums für das junge Institut anzuregen und festzuhalten; er sorgte für ein gutes Repertoir, welches er bei dem Mangel heimischer Originalien aus den dramatischen Erzeugnissen fremder Nationen mit Umsicht und glücklicher Wahl zusammenstellte, so daß die nationale Bühne sichtlich sich hob, und ließ es auch sonst an nichts fehlen, was zum Gedeihen der Anstalt förderlich sich zeigte und im Bereiche seiner Wirksamkeit gelegen war. Als er aber im Jahre 1866 die Direction des Theaters in Pilsen erhielt, legte er die Stelle des Oberregisseurs am Prager čechischen Theater nieder und widmete sich nun ausschließlich dem neuen Unternehmen. Dasselbe nahm nun unter seiner Leitung, ungeachtet die Elemente für solch ein nationales Institut daselbst weniger reich und günstig sich darstellten, einen sichtlichen Aufschwung, und die Pilsner Bühne wurde alsbald die Pflegeanstalt, in welcher die edleren Keime für das Theater der Hauptstadt großgezogen wurden.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IX, S. 195.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XX, S. 199]