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BLKÖ:Sieberer, Jacob (Vater)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sieberer, Andreas
Band: 34 (1877), ab Seite: 238. (Quelle)
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Sieberer, Jacob, Vater (Tiroler Landesschützen-Major, geb. zu Thiersee im Landgerichte Kufstein in Tirol 14. Juli 1766, gest. zu Trient im Jahre 1814). Sein Vater Ignaz diente als Holzarbeiter im Eisenwerke zu Kiefer. Der Sohn Jacob beendete die Dorfschule, wurde alsdann Meßner und besorgte als solcher auch den Unterricht der Dorfjugend. Fibel und Schiefertafel flogen aber zur Seite, wenn es galt, das Vaterland gegen Feindesgefahr zu schützen, so kämpfte er denn schon im Jahre 1796 als Oberjäger in der Kufsteiner Schützen-Compagnie bei der Vertheidigung des Dorfes Faedo (2. Nov.) auf dem Gebirge ober Wälischtirol. Im Monat März 1797, als General Joubert gegen Sterzing vorgedrungen, und im Fleimser-Thale bei Salurn und Klausen unglücklich gefochten worden war, führte Sieberer den Landsturm seines Thales bereits als Oberlieutenant; er kämpfte in den Apriltagen bei Spinges, und half den Feind durch das Pusterthal und Kärnthen verfolgen. Im Jahre 1799, durch das Vertrauen der Bevölkerung zum Hauptmann gewählt, stand er im Oberinnthale, im Engedein und Bünden, und obgleich die Zeit, für welche seine Leute zur Landesvertheidigung berufen waren, längst vorüber war, hielt er sie durch seine Vorstellungen und ermunternden Worte beisammen. Verhängnißvoll war die Lage im Jahre 1800. Tirol war von allen Seiten eingeschlossen, die kaiserliche Armee nach Bayern gedrückt, Veltelin und Bünden überschwemmt, nach der Schlacht von Marengo Italien in Feindesgewalt. Es galt nun die erforderliche Vertheidigungsmannschaft in Tirol aufzubringen, die Pikete und Posten an den entsprechendsten Puncten aufzustellen. Da stellte S. seinen Mann; seiner Waffenbrüder, des k. k. Militärs und der landschaftlichen Schutzcommission Blicke richteten sich nun auf ihn. Nachdem beide Waffenstillstände, jener von Parsdorf und jener von Hohenlinden, resultatlos abgelaufen, brach in der wildesten Jahreszeit der Krieg mit doppelt erglühter Wuth wieder aus. Am 30. November griff der Feind die ganze Postenkette der Unseren an; seine Hauptmacht entfaltete er zwischen dem Inn und der Isar; eine starke feindliche Abtheilung drückte die Landesschützen bei Aurach, da eilte S. zu ihrer Unterstützung herbei und trieb den Feind, der große Verluste an Menschen und Pferden erlitt, zurück. Als am 2. December eine weit überlegene Abtheilung gegen die Unseren bei Bayrisch-Zell und Thiersee vordrang, hielt S. derselben wacker Stand, und als sein Bruder Johann an seiner Seite, von einer feindlichen Kugel getroffen, todt niederstürzte, hielt Sieberer aus, ermunterte seine Leute zum Ausharren, kämpfte auf dem gefährlichsten Platze, [239] und fand nicht eher Zeit für die Trauer um seinen gefallenen Bruder, bis er den Gegner nach allen Seiten geworfen. Auch später nach dem unglücklichen Gefechte bei Salzburg bewährte S. wie bisher seinen Muth und seine Umsicht. In Würdigung alles dessen wurde ihm die große goldene Ehrenmedaille verliehen. Die kaiserliche silberne und ständische Tapferkeitsmedaille hatte er sich bereits früher erkämpft. Nicht minder zeichnete er sich im Jahre 1805 aus, in welchem er am 6. November bei dem Passe Höchag ein starkes französisches Corps nach einem fünfstündigen hartnäckigen Gefechte zum Rückzuge zwang. Große Thätigkeit sollte er im denkwürdigen Jahre 1809 entfalten. Er wurde zum Landesschützen-Major ernannt, führte in den Monaten April, Juni und Juli neben Speckbacher das Commando bei der Blokade von Kufstein. Mit drei Kanonen, welche auf den höchsten, die Stadt völlig beherrschenden Punct des Stadtberges gebracht worden, wurde die Festung am 23., 24. und 25. April mit glühenden Kugeln beschossen, und mit so glücklichem Erfolge, daß das in den Festungswerken aufgehäufte Brennholz in Brand gerieth. Die Fortsetzung dieser Beschießung hätte zuletzt der Festung wirklich gefährlich werden können, aber eine feindliche Bombe fiel in den oben angelegten Pulvervorrath der Belagerer und ging in die Luft. So nahm die Beschießung der Festung wegen Pulvermangels ein Ende. – Am 13. Mai stand S. an den Pässen Hörhag und Kiechelsteg einem weit überlegenem Feinde von 4 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags im hartnäckigsten Kampfe standhaft und unbezwungen gegenüber, und erst, nachdem der von Major Margreiter schlecht vertheidigte Posten am Thierberg verloren war, mußte er, der Nothwendigkeit weichend, seine Position aufgeben. Sieberer, dessen Einsicht und ruhige Besonnenheit ihn besonders zu Verhandlungen geeignet machten, stand viel dem wackeren Andreas Hofer zur Seite, und wurde auch sonst zu wichtigeren Missionen verwendet. So wurde er gegen Ende Mai g. J. in das Hauptquartier des Erzherzogs Johann nach Körmend in Ungarn abgeordnet. Als dann in Folge des Znaimer Waffenstillstandes die kais. Armee in den letzten Tagen des Juli das Land verließ, folgte auch Sieberer mit mehreren Landes-Commandanten derselben. Sieberer war es auch, der am 14. September 1809 in Gemeinschaft mit den beiden Landesvertheidigungs-Officieren Jos. Eisenstecken [Bd. IV, S. 17] und Frischmann von Kaiser Franz den ehrenvollen Auftrag erhielt, 3000 Stück Ducaten als Unterstützung für das Land und die große goldene Ehrenmedaille sammt Kette an Andreas Hofer zu überbringen. Letzterer erhielt dieselbe am 4. October an dem Namensfeste des Kaisers in der Hofkirche zu Innsbruck in festlichster Weise. Nach dem unglücklichen 1. November 1809, als durch Firler’s unglückselige Anordnungen die Tiroler von den beiden bayerischen Divisionen Kronprinz und Werde total geschlagen und entmuthigt worden, war es Sieberer, der allenthalben darauf hinwirkte, die Ordnung und Ruhe herzustellen, und die schwer erregten Gemüther zu beschwichtigen. Mit dem von Hormayr schwer verdächtigten, in der Folge von allem Verdachte gereinigten Priester Donay [Bd. III, S. 356] ging Sieberer aus Hofer’s Hauptquartier Steinach nach Villach, wo sich eben der Vice-König [240] von Italien befand, um diesem die Unterwerfungsacte der Tiroler zu überbringen. Auch begab sich S. am 15. October g. J. im Auftrage des französischen Marschall Drouet nach dem Oberinnthale, wo bei der Unruhe der Gemüther über den Stand der Dinge die Gährung sichtlich im Steigen begriffen war. Dort sollte er durch Belehrung über den Friedensschluß die Verständigung und Besänftigung der Bevölkerung bewirken. Aber dieser wohlgemeinte Versuch fiel übel aus. Das Wort Friede genügte, um die Gemüther noch mehr zu reizen, und die Erbitterung auf’s höchste zu steigern. Indem er blutige Mißhandlungen erlitt, ward sein Leben selbst bedroht. Gleich einem Verbrecher wurde er vor den Passeyer Sandwirth gebracht, und von diesem selbst verkannt, mußte er den schmähvollen Vorwurf des Vaterlandsverrathes über sich ergehen lassen. Als dann die Bayern im Lande die Herren waren, ging es ihm von Seite derselben nicht besser. Der Commandant der Festung Kufstein, der noch von der oben erwähnten Blokade der Festung her einen Groll auf Sieberer hatte, ließ ihn ohne allen weiteren Grund in der Nacht am 2. Februar 1810, als S. im Bette lag, ergreifen, und in den Kaiserthurm werfen. Als Vorwand dieser Gewaltmaßregel wurde behauptet, S. habe gegen die Bayern Schmähungen und Schimpfworte ausgestoßen. Erst auf des General Deroy Befehl wurde S. wieder freigegeben. Alle diese Unbilden hatten S. den ferneren Aufenthalt in der Heimat gründlich verleidet, er verließ dieselbe, übersiedelte nach Oberösterreich, kaufte das Gut Ottensheim bei Linz, und wurde Major in der kaiserlichen Armee. 1814, nach Wiederkehr des europäischen Friedens, sah er noch einmal, auf dem Durchmarsche mit seiner Truppe, seine Heimat. In Mantua erkrankte er, und in Trient starb er. Zwei seiner Söhne traten in die kaiserliche Armee. Ueber einen derselben, auch Jacob, berichtet die nächstfolgende Lebensskizze.

Sartori (Franz), Pantheon denkwürdiger Wunderthaten volksthümlicher Heroen und furchtbarer Empörer des österreichischen[WS 1] Reiches (Prag u. Wien 1816, 8°.) Bd. III, S. 247 u. f.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: österrreichischen.