BLKÖ:Speckbacher, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Spech, Eduard
Band: 36 (1878), ab Seite: 119. (Quelle)
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Speckbacher, Joseph (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Gnadenwald im Bezirke Hall im Unter-Innthal Tirols am 13. Juli, nach Anderen am 14. August 1767, gest. zu Hall am 28. März 1820). Die eigentliche Geburtsstätte des Helden ist urkundlich das Gut Nr. 16, genannt der Unterspöck im äußeren Gnadenwalde, anderthalb Stunden von Hall entfernt. Sein Vater war Bau- und Brennholz-Lieferant für das Personal des Salzberges zu Hall. Schon Speckbacher’s Großvater soll bei der feindlichen Invasion im Jahre 1703 sich ausgezeichnet und dieser Umstand in dem Enkel das Verlangen, in gleicher Weise sich hervorzuthun, geweckt haben. Als der Vater unseres Speckbacher starb, war er 76 Jahre alt, und 8 Kinder am Leben. Sieben Jahre später folgte die Mutter dem Gatten ins Grab, und das ansehnliche Vermögen, welches vorhanden war, wurde für die zurückgelassenen. noch unmündigen Waisen von Vormündern ehrlich verwaltet. Joseph wuchs namentlich körperlich mächtig heran; seine geistige Entwicklung, ohne gerade zurückzubleiben, hielt mit der physischen nicht gleichen Schritt. Joseph liebte besonders die Jagd, und scheute sich vor keiner Gefahr, deren er auch in Kämpfen mit Jägern und Wildschützen öfter bestanden und dabei Proben ungewöhnlichen Muthes gegeben hatte. Um ihn von dieser Beschäftigung, bei welcher durch seine Waghalsigkeit selbst sein Leben bedroht war, einigermaßen abzuziehen, gelang es seinen Verwandten und älteren Brüdern, ihn in eine feste Anstellung, und zwar beim Bergbaue, zu bringen, wodurch er seinem Lieblingsvergnügen, der Jagd, nicht wie bisher nachgehen konnte. Im Jahre 1794 verheirathete sich S. mit Maria Schmiederer von Rinn, einem braven Mädchen, das ein schönes Anwesen besaß, [120] dessen Besorgung er sofort antrat. Von diesem Besitzthum rührt die ihm geschichtlich gewordene Bezeichnung: „Der Mann von Rinn“. In solcher Stellung erwarb er sich bald die Achtung Aller in der Umgegend und wurde in Folge dessen auch zum Mitgliede des Gerichts-Ausschusses gewählt. Bereits im Jahre 1797 wohnte S. als Schütze dem siegreichen Gefechte zu Spinges bei, in welchem sich Hauptmann Wörndle und das mythisch gewordene „Mädchen von Spinges“, welches, obgleich seine Gegenwart von Zeugen erhärtet wird, doch nie ausfindig gemacht werden konnte, so rühmlich hervorgethan. Auch im Jahre 1800 zog S. mit den Landesvertheidigern ins Feld, und im Jahre 1805 diente er in der Miliz-Compagnie der Stadt Innsbruck, welche einen Theil der Besatzung des Grenzpasses Scharnitz ausmachte. Die Franzosen hatten sich desselben nur mit Verlust vieler Menschenleben und in Folge der Sorglosigkeit des Commandanten im Passe Leutasch, Major Kraus, bemächtigt. Nun brach das denkwürdige Jahr 1809 herein und die Tiroler Landesvertheidigung trat von neuem ins Leben. Nun aber war Speckbacher nimmer wie in den vorangegangenen Kriegen ein untergeordneter Landesschütze, sondern stand als Führer an der Spitze ganz ansehnlicher Streitkräfte, welche im weiteren Verlaufe des Krieges mehrmals entscheidend in die Gefechte eingegriffen hatten. Mit Hofer [Bd. IX, S. 134] war Speckbacher bereits im Jahre 1805 zu Sterzing bekannt geworden. Als nun zu Anfang des Jahres 1809 die Rüstungen begannen, erhielt Speckbacher von Hofer die Kunde, daß der Ausbruch der Feindseligkeiten nahe bevorstehe, daß er (Hofer) zum Commandanten ernannt sei, und Speckbacher einlade, mitzuwirken, werde ihm aber den Zeitpunct des thätlichen Ausbruches noch vorher wissen lassen. So geschah es auch, und als sich Hofer Anfangs April an die Spitze der Insurrection stellte, folgte Speckbacher sofort seinem Rufe. Und nun beginnen die Heldenthaten S.’s, durch welche er seinen Namen für immerwährende Zeiten ins Buch der Geschichte eingeschrieben hat. Nachdem er am 8, und 9. April die Stärke der Bayern und ihre Vertheidigungsmaßregeln ausgekundschaftet, focht er zunächst bei Axams und am Poschberge, wo die Bayern zum Rückzuge gezwungen wurden, ging dann nach Volpers, um die dortigen Bewohner zu den Waffen zu entbieten, worauf er, mit diesen vereint, den Bayern die dortige Innbrücke entriß. Als diese im Kloster von Volders sich auf das hartnäckigste vertheidigten, ließ S. mit einem in einer Schlinge gefaßten, gleich einem Mauerbrecher bewegten großen Baumstamme das Thor einstoßen, nahm das Kloster und machte die ganze Besatzung zu seinen Gefangenen. Noch am Abend desselben Tages fuhr er auf einer Plätte über den Inn, die Landesvertheidiger von Derfens, Gnadenwald, Baumkirchen, Mils und Absam zu den Waffen entbietend. In der Nacht vom 11. auf den 12. stießen davon 400 in Absam zu seiner Abtheilung, und nun galt es, Hall den Feinden zu entreißen. In gleicher Zeit ließ er auf den Höhen am rechten Innufer die ersten Signalfeuer, die von Minute zu Minute an Zahl zunahmen, anzünden; er wollte nämlich die Feinde über den von ihm gewählten Angriffspunct täuschen, was ihm auch gelang. Die Feinde erwarteten nämlich den Eingriff von der Seite, wo die Feuer [121] brannten; dieser aber war am 12. mit der Morgendämmerung auf der Seite von Heiligenkreuz erfolgt. Als zum Frühgeläute die Thore der Stadt geöffnet worden, stürzte Speckbacher mit den Seinen in die Stadt und bemächtigte sich derselben. 400 Bayern vom Bataillon Bärenklau waren von ihm gefangen und später nach Salzburg geführt worden. Nun eilte S. nach Innsbruck, nahm am nämlichen Tage um 9 Uhr Morgens die Innbrücke und dann die Stadt mit Sturm. Nun glaubten die Tiroler mit der Landeshauptstadt das ganze Land im Besitze zu haben. Dem aber war nicht so. Am 13. April verkündeten um 3 Uhr Morgens die Glocken der Kirchen im Wippthale die nahende Feindesgefahr. Die vom Pusterthaler Landsturm verfolgten Franzosen und Bayern, unter General Bisson und Oberstlieutenant Wrede, rückten von Sterzing über den Brenner nach Innsbruck vor. Um 5 Uhr Morgens hatten die Feinde die Höhen des Berges Isel erreicht. Die Tiroler, durch die bisherigen Erfolge begeistert, nahmen es nun mit den vereinten Franzosen und Bayern auf. Die Mehrzahl derselben wurde gefangen genommen, und Speckbacher hatte an dem Heldenkampfe der Tage vom 9.–13. April wesentlichen Antheil gehabt. Das Ergebniß derselben bei der am 13. April 81/4 Vormittags abgeschlossenen Capitulation aber war Folgendes: 2 Generäle, 17 Stabs-, 113 Oberofficiere, 3860 Bayern, 2050 Franzosen waren gefangen; 1 Adler, 3 Fahnen, 3 Sechs- und 2 Dreipfünder, 2 Haubitzen, an 800 Cavallerie- und Zugpferde und eine beträchtliche Kriegscasse waren erbeutet worden. Unter den nun sich folgenden Kämpfen nahm Speckbacher an nachstehenden unmittelbar Theil: Am 15. Mai bei Schloß Freundsberg, wo er mit den unter Oberstlieutenant Taxis stehenden österreichischen Jägern vereint kämpfte, und am 18. bei Volders gegen die Bayern. Als nun General Chasteller seinen Entschluß, Tirol zu verlassen, aufgab, hielten die Landesvertheidiger, welche den siegreichen Tag auf dem Berge Isel mitgelebt, um so fester zusammen und leisteten einmüthigen Widerstand. Am 25. Mai zog Speckbacher mit etwa 1500 Schützen den auf dem Poschberge aufgestellten Bayern entgegen. Diese zählten 7000 Mann und 20 Geschütze. Die Schützen waren verstärkt von zwei Colonnen kaiserlicher Truppen. Die eine 700 Mann mit 2 Geschützen, befehligt von Oberstlieutenant Ertel, und die andere 500 Mann mit 2 dreipfündigen Kanonen, befehligt von Oberstlieutenant Reißenfels, unternahmen den Angriff. Der Kampf währte lange, blieb aber unentschieden. Aber am 29. endete er mit dem glänzenden Siege der Tiroler. Der bayerische General Deroi der von seinen 7000 Mann 2200 an Todten und Verwundeten, 596 an Vermißten, also im Ganzen 2796 Mann verloren hatte, trat am 30. Mai in größter Stille seinen Rückzug nach Hall und von da nach Kufstein an, wo er am 31. Mai eintraf. Die Tiroler besetzten nun um Mitternacht vom 29./30. Mai Innsbruck, indeß ein Theil der Landesvertheidiger, unter Speckbacher’s Führung, den Feind verfolgte, der sich in Kufstein festgesetzt halte. Bis auf Kufstein war nun das ganze Land vom Feinde gesäubert. Die Bemühungen Speckbacher’s, auch Kufstein zu nehmen, zu dessen Entsatz General Deroi am 17. Juni und 5. Juli mit überlegener Macht von Rosenheim [122] aus herbeigeeilt war, blieben erfolglos. Da traf wie ein Donnerschlag die Kunde des am 12. Juli zu Znaim abgeschlossenen Waffenstillstandes alle Tirolerherzen. Darin ward die völlige Räumung Tirols von österreichischen Truppen festgesetzt. Speckbacher stand damals mit einigen von Hauptmann d’Esquille] befehligten österreichischen Truppen vor Kufstein. Da die Stimmung im Lande keine derartige war, daß die Franzosen und Bayern voraussehen durften, sich, auf die Verträge stützend, ungestört des Landes bemächtigen zu können – so rückten nun zahlreiche Waffenschaaren zur Besetzung des Landes über die Grenzen. Am 27. Juli hatte General Buol Befehl erhalten, Tirol zu räumen, und auch Speckbacher wurde aufgefordert, Tirol mit den kaiserlichen Truppen zu verlassen. Er ging aber nicht. Am 28. warf er die Innbrücke bei Rattenberg ab, zerstörte jene von Brixlegg am 29., und nun erst entließ er alle seine Schützen und eilte nach Hause, um von seiner Familie Abschied zu nehmen. Am 30. Juli traf Marschall Lefebvre mit zwei Divisionen in Innsbruck ein. Am nämlichen Tage verließ Speckbacher Rinn, und wollte das österreichische Corps einholen. In Matrei bestieg er mit kaiserlichen Officieren einen Wagen, und setzte mit ihnen den Weg gegen das Pusterthal fort. Am 3. August begegnete ihnen zwischen Mühlbach und Bruneck Andreas Hofer. Der Sandwirth rief ihm zu: „Auch Du, Speckbacher, willst mich im Stiche lassen“. Mehr bedurfte es nicht, um Speckbacher’s Entschluß zu ändern. Sofort kehrte er um, um sich Hofer’n anzuschließen. Alle Vorstellungen der kaiserlichen Officiere, Hofer und Speckbacher von ihrem Vorhaben abzureden und ihnen zu folgen, blieben vergeblich. Speckbacher war entschlossen, Hofer in seinem Unternehmen beizustehen und in seinem Entschlusse vollends bestärkt als er am 3. August in der unteren Aue mit Haspinger [Bd. VIII, S. 34], Peter Mayr [Bd. XVIII, S. 164, Nr. 100] und Kemater zusammengetroffen war. Daselbst erfuhr er alsbald wie die Dinge standen, und war sofort entschlossen, Hofer nicht zu verlassen. Er traf auch sogleich die entsprechenden Anstalten, ließ, um das Vordringen des Feindes von Sterzing her zu erschweren, Verhaue zwischen Mittewald und im Sacke quer über die Straße anlegen. Als er dann am 4. August Morgens dem Vortrabe der französischen Colonnen begegnete, griff er ihn auch schon an, besetzte nun das Stilfserjoch, wo der Weg in das Sarnthal führt, den Punleitersteg und den Jaufen. Auch schickte er an Hofer Eilboten um Verstärkung. Die Brücke an der oberen Aue verbrannte er, und als der Feind dort am 4. Abends eintraf, konnte er nicht weiter. Das Gefecht an diesem Tage, das dem Feinde viele Leute gekostet hatte, war siegreich ausgefallen. Speckbacher hatte im Anbeginn den Schützen gegenüber schweren Stand. Denn die Leute aus dieser Gegend kannten ihn noch nicht, es war ihm somit nicht immer leicht, Gehorsam sich zu verschaffen, obgleich Hofer sie aufgefordert, ihm zu gehorchen. Als sie aber seinen Muth und seine Tüchtigkeit im Commando kennen gelernt, dann unterordneten sie sich ihm willig. Nun wurden den vorrückenden feindlichen Colonnen immer größere Hindernisse entgegengestellt. Sie erlitten von den Schützen immer empfindlichere Niederlagen. Haspinger eroberte Mauls. Speckbacher verwehrte dem Feinde [123] den am 8. energisch versuchten Durchbruch bei Tschöfs. Am 9. schlug S. die Feinde vom Schleierberge herunter, und als er sich am 11. August mit Haspinger vereinigte, trieb er den Feind vollends zurück. Speckbacher, an der Spitze der Seinen die Avantgarde führend, ließ die Flüchtigen gar nicht zu Athem kommen. Es ging wie die wilde Jagd hinter dem Feinde her, der mit beträchtlichem Verluste von Matrei bis zum Berge Isel geflohen war. Dort faßte General Lefebvre festen Posto. Am 13. entspann sich an der ganzen Linie ein bedeutendes Gefecht. Speckbacher stand am Poschberge und bei Rinn; bei seiner Abtheilung hatte er 16 Todte und 60 Verwundete. Der Feind konnte sich nicht halten. Nach verschiedenen Mordbrennereien verließen die Franzosen in der Nacht vom 14. am 15. Innsbruck, und zog ein Theil auf Hall, ein anderer nach Vomp am linken Inn-Ufer. Nachdem am 15. Hofer in Innsbruck eingetroffen war, setzte Speckbacher die Beunruhigung des Feindes fort, trieb ihn aus Hall – das er nun zum dritten Male von Feinden gesäubert hatte – rettete Volders vom Brande und drang bis Schwaz vor. Am 24. August begab sich S. nach dem Pinzgau, wo er in Mittersill, Zell am See und Taxenbach genug Gesinnungsgenossen fand. Nun bereiste er das übrige Land, und warb Verstärkung, um tiefer in das Salzburgische vorzudringen. Mitte September befand sich Speckbacher in St. Johann, wo sich die von dem Maler Deferegger durch den Pinsel verherrlichte Begegnung mit seinem Sohne Anderl [s. die Quellen S. 129] ereignete, den es zu Hause nicht mehr gelitten und der sich den Landesvertheidigern zugesellt hatte, mit denen er vor diesem Wiederfinden des Vaters, bereits einen Monat herumgezogen war. Nun blieb Anderl an des Vaters Seite. Am 16. August leitete S., nachdem er noch vorher Hofer’s Einwilligung eingeholt, den Angriff gegen Lofer. Er schlug den Feind bis Loferegg zurück und machte dort viele Gefangene. Mit seiner etwa 1000 Schützen zählenden Abtheilung streifte er bis Reichenhall. Mehrere Hundert Mann legte er nach Berchtesgaden, wo er sich drei Wochen hielt. Speckbacher selbst stand in Mellegg, als er den Plan entwarf, den Feind mit seiner ganzen Macht, aufzuheben. Diese, an der salzburgischen Grenze aufgestellt, betrug an 6000 Mann. Da kam der 17. October, Speckbacher’s Unglückstag heran. Die Unachtsamkeit der Rattenberger Compagnie, unter ihrem Hauptmann Haslinger, trägt die ganze Schuld an dem Unglücke dieses Tages. Der an Stärke weit überlegene Gegner hatte Speckbacher, der mittlerweile zwischen dem Saalflusse und dem steilen Gebirge eingeschlossen worden war, plötzlich angegriffen. In einer Stunde war das Gefecht zu S.’s Nachtheil entschieden. An 300 von seinen Leuten hatte er durch den Tod oder durch Gefangenschaft verloren. Er selbst war nahe daran, gefangen zu werden, und wurde schon mit Kolbenstößen mißhandelt. Nur seiner riesigen Starke gelang es, sich loszureißen. aber sein Sohn war ihm im Handgemenge entrissen worden. Nur mit Mühe rettete er sich durch die Flucht und kam nach Rattenberg. Die Gefangennehmung seines Anderl erfaßte ihn aufs tiefste, und schmerzte ihn mehr als die drei Wunden, die er im Kampfe empfangen. Nun, nachdem er sich noch frei sah, faßte erden Entschluß, seinen längst gehegten Gedanken, den defensiven Vertheidigungs-Plan, [124] den Hofer vorher vollends verworfen hatte, auszuführen. Er sammelte sofort seine zersprengten Leute, besetzte die Posten im Zillerthale und in Dux, damit man Hofer nicht bei Steinach und Sterzing in den Rücken falle. Am 23. October hinderte S. die Feinde, sich der Höhen ober der Voldererbrücke zu bemächtigen. Am 25. stellte er sich ihnen an der Brücke bei Zell entgegen, aber die Uebermacht war zu groß, eine Gegenwehr nicht möglich. Am 25. October Abends zog Feldmarschall-Lieutenant Wrede. am 30. der Kronprinz von Bayern in Innsbruck ein. Bis zum 4. November hatten noch einige, jedoch erfolglose Gefechte stattgefunden. General Drouet hatte bereits mehrere Proclamationen erlassen. Speckbacher hatte auf die erste Anzeige des geschlossenen Friedens seine Mannschaft verabschiedet, und suchte seine Frau auf, die er am 12. November auf Stallsins mit ihrer Familie in einer Sennhütte antraf. Dort erhielt er von seiner Marie ein Schreiben des bayerischen Generals Deroi, welcher ihm Nachricht gab, daß sein Sohn Anderl lebe, und durch die Gnade des Königs gute Aufnahme gefunden habe, der König erwarte nun von Speckbacher Unterwerfung. Die Feinde fühlten, wie wichtig er im Lande geworden. Eine Unterredung, welche General Sibein verlangte, schlug S. aus Sorge, in Verdacht des Verrathes bei seinen Landsleuten zu kommen, ab. Speckbacher war nun seinerseits vollends entschlossen, Ruhe zu halten, und ließ seine Gattin, die auf der Alpe zu Stallsins einen gefahrvollen Aufenthaltsort hatte, zu einer anderen Alpe auf dem Tulferberge führen. Als er aber Hofer’s Brief erhielt, worin dieser, von Anderen getäuscht, an den Frieden nicht glaubte, und welcher mit den Worten schloß: „ich selbst habe schon wieder Leute aufgeboten, und mehrere Hundert Mann im Passeyerthale gefangen. Thue Du deßgleichen, und führe den Krieg wie einmal und allemal“, gab auch Speckbacher dieser Aufforderung nach, begann wieder Leute zu sammeln, und bereitete sich alles Ungemach, das nun folgte – denn die Nachricht des abgeschlossenen Friedens bestätigte sich vollkommen. Seine Bewegungen aber waren vom Feinde bemerkt worden. Kaum hatte er noch Zeit gefunden, seine Leute fortzuschicken und sich selbst mit 13 Schützen zu retten. Nun wurden Steckbriefe und Proclamationen gegen ihn erlassen, die sich noch später, wie im Jänner 1810 und sogar im Jahre 1813 wiederholten, wo in einer Proclamation des damaligen königlich bayerischen General-Commissariates vom 12. September, Demjenigen eine Prämie von 1000 Ducaten zugesichert wurde, der ihn todt oder lebendig einliefern würde. Mit dem Augenblicke, als Speckbacher sich auf der Flucht befand, begannen seine eigentlichen Bedrängnisse. 27 Tage war er bereits umhergeirrt, mehrere Tage ohne Speise und Trank gewesen Auf einer dieser Irrfahrten traf er mit seiner Frau Marie und den Kindern, die auch schon länger alle Noth litten, zusammen. Die Frau, in der Furcht als Geißel für den flüchtigen Mann ergriffen und ins Gefängniß geschleppt zu werden, hatte heimlich den Tulferberg verlassen. Nun brachte S. die Seinen in das höchstgelegene Haus auf dem Volderberge. Er selbst floh weiter, um nicht sein und der Seinen Schicksal zu gefährden. Nur sein Knecht Georg Zozzel, der mittlerweile S.’s Hauswesen in Rinn besorgte, brachte ihm manchmal [125] Nahrung und Nachricht an verabredeten Stellen. Einmal als es ihn unwiderstehlich zu seiner Familie nach Volderberg trieb, und er kaum einige Augenblicke bei den Seinen sich gütlich that, kamen Soldaten. Er hatte nur noch Zeit und Geistesgegenwart, einen kleinen Schlitten, der an der Schwelle lag, über die Schultern zu werfen, worauf er, als wäre er ein Knecht des Hauses, der Holz holen wollte, den Soldaten gerade entgegen ging. Als ihm diese zuriefen, er möge aus dem Wege gehen, erwiederte er ihnen: Das sei ihre Sache, er habe noch drei Lasten Holz nach Hause zu fahren, wich aber doch aus, und erreichte nun glücklich die nahe Waldspitze. Aber hier konnte er nicht länger bleiben. Er suchte nun ein sicheres Versteck, eine Höhle auf dem Voldertheile, und zwar an dem Gebirge gegen den Tulferberg. In dieser, wohin ihm sein Knecht Zozzel öfter Nahrungsmittel brachte, dann bei vertrauten Bauern, oder im Glockenthurme, wo ihn der Meßner versteckte, brachte S. den ganzen Winter zu. Nachdem er dann einige Zeit bei dem wackeren Landesschützen Johann Spielthenner[WS 1] zugebracht, gelangte er in der Nacht vom 15./16. März 1810 in sein Haus zu Rinn, wo ihn sein mehrerwähnter Knecht Zozzel versteckte. An sieben Wochen, bis zum 2. Mai, brachte S. den größten Theil der Zeit im Stalle halb lebendig unter Dünger verscharrt, ohne Wäsche, in schrecklicher Lage zu. Indessen wurde das Haus wiederholt von Soldaten besucht, und einmal griff ein Lieutenant, der nach verbotenen Waffen suchte, bis unter die Raufen des Viehes, so daß Speckbacher ihn hätte am Beine fassen können. Die Lage, in welcher S. sich befand, ward auf die Dauer unerträglich. Nur die Gewißheit, daß er, wenn man seiner habhaft würde, erschossen würde, ließ ihn die Qualen der verdorbenen Luft, Nässe und Unsauberkeit seines Aufenthaltes aushalten. Endlich am 5. Mai glaubte er die Flucht wagen zu dürfen. Nachdem er von seiner Frau Abschied genommen, wanderte er über den Bergrücken des Volderthales nach Dux, dann nach Mairhofen im Zillerthale, wo er eine Brücke passiren mußte, an welcher ein bayerischer Wachtposten aufgestellt war. Bei der Nacht, als die Soldaten eingeschlossen waren, glückte ihm der gefahrvolle Uebergang, dann ging er über den Gerlos, den Brimmel nach Gastein, von dort über den Großarl ins Lungau, dann durch das Thal von St. Michael nach Kärnthen gegen Gmund, endlich über die Stangalpen nach Steiermark und von da nach Wien. Es war eine lange, gefahrvolle Wanderung, da viele Landestheile von den Franzosen besetzt waren. Endlich in Wien hatte er das Ziel seiner Leiden erreicht. Schon im Jahre 1809 wurde S. von Kaiser Franz mit der goldenen großen Medaille sammt Kette ausgezeichnet, und ihm dieselbe von dem Kreishauptmann von Mensi in der Pfarrkirche zu Schwaz feierlich umgehängt. Als ihm dieses Gnadenzeichen später entwendet worden, erhielt er im Jahre 1815 dasselbe von neuem. Ferner wurde ihm mit ah. Entschließung vom 31. Juli 1810 eine jährliche Gnadengabe von 1000 fl. WW. verliehen. Auch war ihm später ein Gut in Ungarn und Siebenbürgen zur Bewirthschaftung in Aussicht gestellt worden. Als aber seine Frau Marie in einem Briefe von 8. Jänner 1811 ihm schrieb, ihm in das ihr fremde Land nicht folgen zu können, lehnte er diesen Antrag ab. Nun war sein Sinnen [126] und Trachten darauf gerichtet, eine kleine Besitzung in Oesterreich zu erkaufen. Indessen zog er zu einem seiner Landsleute, Namens Jacob Troggler, dem es gelungen war, ein Freigut in Wien’s Nähe zu erwerben. Dorthin kam nun auch seine Frau, welche jedoch aus Heimweh im Jahre 1811 nach Tirol zurückkehrte. Später war Troggler in Concurs gerathen, und auch Speckbacher für eine ihm auf 700 fl. geleistete Bürgschaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Noch aber war nicht alle Gefahr für S. vorüber, denn das königlich bayerische General-Commissariat in Tirol sicherte mit einer Proclamation vom 12. September 1813 Demjenigen eine Prämie von 1000 Ducaten, der ihn todt oder lebendig einliefern würde. Erst die 1814 erfolgte Wiedervereinigung Tirols mit Oesterreich, machte S. möglich, in seine Heimat und zu seiner Familie zurückzukehren, wo er als k. k. pensionirter Major zu Hall lebte. Nun gingen die Tage für den Mann von Rinn gleichmäßig vorüber, nur war sein Körper durch die erlittenen Mißhandlungen, Gefahren und Beschwerden sehr geschwächt. Einem Nierenleiden, das ihn zu Anbeginn des Jahres 1820 befallen, erlag er nach mehreren Wochen, im Alter von erst 53 Jahren. Es wird auch einer Reise nach London gedacht, welche S., wenn er sie überhaupt je angetreten, wohl innerhalb der Jahre 1811 bis 1814 unternommen, doch konnte ich nähere Aufschlüsse über dieselbe nicht erhalten. Seine Leiche, zu welcher mehrere Compagnien von Landesvertheidigern, unter Commando des Schützen-Majors Straub, ausgerückt waren, wurde am 30. März feierlich auf dem Haller Friedhofe beigesetzt. Ueber die Uebertragung einer sterblichen Ueberreste im J. 1858 in die Innsbrucker Hofkirche an Seite der Gebeine seiner beiden Kampfes-Gefährten Hofer und Haspinger, vergleiche das Nähere auf S. 129 in den Quellen. Ebenso finden sich dort nähere Mittheilungen über seine Frau Marie, seinen Sohn Anderl und seine Nichte Gertrude. Ueber Einschreiten der Behörden erhielt die Witwe mit ah. Entschließung vom 1. November 1820 eine jährliche Pension von 300 fl., jede ihrer 3 Töchter eine Gnadengabe von jährlichen 100 fl. bis zu ihrer Versorgung, und der jüngste Sohn jährlich 100 fl. bis zur Erreichung seines 20. Lebensjahres. In seinen späteren Jahren war Speckbacher sehr verändert, sein frischer heiterer Sinn, sein fast leidenschaftliches Wesen waren unter den Kolbenstößen, die er im Gefechte bei Melegg hatte entgegennehmen müssen, dahingegangen. Er, der sonst so redselig und munter war, sprach – wohl gemartert von physischen Leiden – wenig mehr, aber bei günstiger Gelegenheit stand ihm doch der alte schneidige Witz zu Gebote. Er ging wenig mehr unter die Leute, und nur noch an Sonn- und Feiertagen bemerkte man ihn zuweilen mit den Haller Honoratioren bei einem Glase Bier. Was seinen Charakter anbelangt, der von mancher Seite entstellt geschildert wurde, so rühmten seine Zeitgenossen seine Bescheidenheit, seinen gesunden Verstand und sein edles Gemüth. Namentlich für seine Waffengefährten aus dem Jahre Neun hatte er immer einen Sparpfennig bereit, und manchmal wenn nicht anders zu helfen war, nahm er selbst ein paar Hundert Gulden auf, um sie einem bedrängten Freunde zu leihen. Er las auch gern, am liebsten Kriegsgeschichten, und war selbst in schriftlichen Sachen nicht ganz unbewandert. Dem alten König [127] Max von Bayern, der seinen Sohn, welcher bei Melegg gefangen worden, in München freundlich aufgenommen, und sieben Jahre für dessen Erziehung gesorgt, blieb er immer dankbar zugethan. Mit seiner Frau, dem schönen Schmiederer Maidele, mit welcher er deren Bauernhof zu Rinn erheirathet, lebte er immer im besten Einvernehmen; war stets besorgt für die Erziehung seiner Kinder, lebte still und sparsam, und letzteres nur dann nicht, wenn es zu helfen galt. Diese. Schilderung Speckbacher’s beruht auf Aussagen des Pfarrers von Rattenberg F. X. Ascher, der, nachdem Speckbacher sich nach Hall zurückgezogen, mehrere Jahre als Lehrer in dessen Hause gewesen, mit ihm sehr vertraut geworden und ihn somit genau kennen gelernt hatte. Ludwig Steub in dessen „Herbsttage in Tirol“ (S. 28) „Der Mann von Rinn“ nicht zum besten weggekommen, berichtigt auf Grundlage von Pfarrer Ascher’s Mittheilungen die dort gemachten Angaben über Speckbacher’s Charakter und stellt denselben später in einem in den Quellen angeführten Feuilleton im Wiener Journal „Presse“ in entsprechender Weise dar.

I. Biographien und Biographisches, a) Selbständige Werke. Knauth (Franz), Joseph Speckbacher. Ein Lebensbild zur Säcularfeier seines Geburtstages, am 14. August 1868 (?). Der Jugend und ihren Freunden dargeboten (Langensalza 1868, Julius Beltz, 8°.). – Mayr (Johann Georg), Der Mann von Rinn (Joseph Speckbacher) und Kriegsereignisse in Tirol 1809. Nach historischen Quellen bearbeitet. Mit einem Titelkupfer und einer topographischen Karte (Innsbruck 1851, gr. 8°.). – Schick, Deutsche Mannhaftigkeit wider welsche Anmaßung, oder Hofer, Speckbacher. Haspinger. Drei Heldenbilder aus der nationalen Erhebung der Tiroler im Jahre 1809 (Reutlingen 1859, Enßlin und Laiblin, S. 2 S., 8°.). – b) In Zeitschriften und anderen Werken Zerstreutes. Die deutschen encyklopädischen Werke von Brockhaus, Pierer, Wolff, Wigand und Meyer u. A. bleiben hier unberücksichtigt. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.), Jahrg. 1824, S. 816, im Texte. – Bartholdy (Jac. L. Sal.), Der Krieg der Tiroler im Jahre 1809. Mit 1 Karte, (Berlin 1814, Dümmler, gr. 8°.) [enthält eine ausführliche Darstellung der Drangsale, welche Speckbacher im Jahre 1809 zu überstehen gehabt]. – Biographie nouvelle des Contemporains ou dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la célébrité ... Par MM. A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1825 et s., à la librairie historique, 8°.) Tome XIX, p. 311 [ein kurzer, aber mit seltener Unbefangenheit und Gerechtigkeit geschriebener Artikel über einen Mann, der den Franzosen siegreich gegenüber gestanden]. – Bürger- und Volks-Zeitung (Bruneck, Fol.) 1864, Nr. 45–51, im Feuilleton: „Zur Geschichte der Tiroler Freiheitskämpfe. Speckbacher’s außerordentliche Drangsale und Leiden der seiner Flucht und Verfolgung“. – Echo von den Alpen (Innsbrucker Localblatt 4°.), 1857, Nr. 1. „Beitrag zur Biographie des tirolischen Helden Joseph Speckbacher“. – Gartenlaube. Herausgegeben von Ernst Keil (Leipzig, 4°.), Jahrg. 1870, S. 89: „Ein Paar Rebeller von anno Neun“. Von Friedrich Hoffmann. – Hamburger Nachrichten (politisches Blatt, Fol.) 1852, Nr. 59 u. f. „Aus dem Leben der Menschen. Joseph Speckbacher“. – Militär-Zeitung. Herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.), Jahrg. 1858, S. 184 und 355. – Neue Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, 8°.) VIII. Bändchen, S. 106: „Der Landesschützenmajor Joseph Speckbacher und sein Sohn Andreas“. Von J. V***r. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 96 [nach dieser im tirolischen Dorfe Rinn, zwischen Innsbruck und Hall, im Jahre 1678 (!) geboren. Sowohl das Geburtsjahr ist falsch, denn Speckbacher ist 1767 geboren, und Rinn ist nur der Name seiner später mit seinem schönen Maidele, der Marie Schmiederer, [128] erheirateten Wirthschaft; geboren ist Speckbacher zu Gnadenwald]. – Peternader (Anton), Tirols Landesvertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger u. s. w. Drei Theile in Einem Band (Innsbruck 1853, A. Wittnig, 8°.). Bd. III, im Anhang S. 207 u. f. – Pichler (Adolph), Aus den Tiroler Bergen (München 1861, Fleischmann, 8°.) [enthält neben Charakteristiken des Sandwirths Hofer, des Malers Knoller, des Dichters Senn auch eine Charakteristik Speckbacher’s]. – Presse (Wiener politisches Blatt) 1866, Nr. vom 23. Jänner, im Feuilleton „Ein Handstreich Speckbacher’s“ [aus noch unveröffentlichten handschriftlichen Aufzeichnungen eines Reisegefährten Speckbacher’s], – Dieselbe 1871, Nr. 28, im Feuilleton: „Wanderungen in Tirol“. Von Ludwig Steub. Rattenberg II. [mit vielen interessanten, längst vergessenen Einzelheiten in Steub’s bekannter fesselnder Darstellung]. – Regensburger Zeitung 1839, in den Nummern vom 22. und 23. Mai, im Feuilleton: „Ein Abendmahl und ein Frühstück bei dem Tiroler Insurgenten-Chef Joseph Speckbacher“. Von A. J. B–l. [ich citire diese Quelle auswendig, und glaube nicht zu irren, daß es die Regensburger Zeitung]. – Sartori (Franz), Pantheon denkwürdiger Wunderthaten volksthümlicher Heroen und furchtbarer Empörer des österreichischen Reiches (Prag und Wien 1816, Haas, 8°.) Bd. I, S. 86 [mit der falschen Angabe, daß Speckbacher am 1. August 1768 geboren sei]. – Schallhammer (Anton Ritter von), Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg in den Jahren 1800, 1805 und 1809 (Salzburg 1853, Mayr, gr. 8°.), S. 236; „Speckbacher’s Niederlage bei Mellegg und Unken am 17. October 1809“ [auch sonst noch an mehreren Stellen dieses Werkes]. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs (Heidelberg, Mohr, 8°.) Dritte Aufl., Bd. VII, S. 509, 514 und 573. – Staffler (Johann Jacob), Daß deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 603 [enthält die treffendste Charakteristik Speckbacher’s. „Er hatte“, schreibt Staffler, „ausdrucksvolle Gesichtszüge, ein ungemein scharfes Auge, eine hohe Gestalt, festen Körperbau und ungewöhnliche Muskelkraft. Auch seine Geisteseigenschaften erhoben ihn über Andere. Er vereinigte Scharfsinn und Kühnheit in seinen Plänen, volle Beharrlichkeit und unaufhaltsame Energie, oft Verwegenheit in der Ausführung, Muth und List in Noth und Gefahr. Immer thatkräftig und rasch entschlossen, schwankte er selten in der Wahl der Mittel. Dem Hause Oesterreich mit Leib und Seele zugethan, voll feuriger Liebe zu den heimatlichen Bergen, im Innthale überall gekannt und geachtet, war Niemand bereiter der Volksbewaffnung (1809) sich anzuschließen, und Niemand geeigneter, eine wichtige Rolle dabei zu übernehmen, als Speckbacher. Er stand auch wirklich in den wichtigsten Gefechten Nordtirols immer an der Spitze der Kämpfenden, meistens als Commandant eines Flügels oder einer größeren Abtheilung. Eine solche persönliche Tapferkeit, solche Kälte und Entschlossenheit vor dem Feinde, wie er, hat keiner der Helden des Jahres 1809 bewiesen. Seine Kleider wurden von 16 Kugeln durchlöchert, und am Leibe erlitt er die Verwundungen. Diese waren zwar leichter Art, allein eine schwere Verletzung traf ihn in der Nierengegend. mittelst Gewehrstößen (bei der Section wog eine der Nieren 71/2 Pfund, die Andere war um 11/2 Pfund schwerer, als solches im gewöhnlichen Zustande der Fall zu sein pflegt), als er bei Mellegg in die Hände der Feinde fiel, mit Riesenkraft dagegen rang, sich losriß und befreite. Diese Mißhandlung hatte auch seinen frühen Tod herbeigeführt]. –Szöllösy (Johann Nepomuk von), Tagebuch gefeierter Helden u. s. w. (Fünfkirchen in Ungarn 1837, gr. 8°.). Seite 311 [gibt irrig den 14. August 1768 als Speckbacher’s Geburtstag an]. – Volks und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) VIII. Jahrgang (1853), Nr. 43 und 44: „Einige Berichtigungen zu Dr. Rapp’s Werk über das Jahr 1809“. [Dieselben betreffen vornehmlich Speckbacher, und werfen ein eigenes Licht auf die von anderer Seite als unparteiisch bezeichnete Forschung Rapp’s.] – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur., Theater und Mode (gr. 8°.), vom 16. Juni 1832 Nr. 72: „Eine Nacht im Hauptquartier Speckbacher’s“. Von A. J. B. [auch in Pappe’s Lesefrüchten (Hamburg, 8°.) 1832, Bd. III, S. 106]. – Wiener Zeitung 1858, Nr. 92: „Zur Biographie [129] des Tiroler Schützen-Majors Joseph Speckbacher“. – Die badische Landeszeitung enthält in der ersten Hälfte[WS 2] des Jahres 1852 im Feuilleton durch eine Reihe von Nummern eine geschichtliche Darstellung, betitelt: „Speckbacher der Feuerteufel“ [leider kann ich die Nummern nicht angeben].
II. Bildnisse Speckbacher’s. – Oelbilder. Im Jahre 1868 malte Georg Köck nach Andeutungen von Zeitgenossen und nahen Verwandten Speckbacher’s ein Bildniß des Helden, das, als demselben vollkommen ähnlich, von diesen bezeichnet wurde. Dasselbe befand sich im Jahre 1868 im Ferdinandeum, wo es wohl noch sein mag [Innsbrucker Nachrichten 1868, Nr. 287, S. 274, 8°.] – Speckbacher’s Andenken hat in neuester Zeit Maler Deferegger durch ein Bild aufgefrischt, das nicht nur zu den schönsten des Künstlers, sondern überhaupt zu den Zierden der neueren Kunst gehört. Es stellt die Scene dar, wie Speckbacher’s elfjähriger Sohn Anderl vom Hause entwischt, den Landesvertheidigern nachgeeilt, und zu seinem Vater gekommen war, dem er als freiwilliger Schütze sich vorstellt. Das prächtig componirte Bild ist auch durch einen kräftigen Holzschnitt von E. Dieterle, in L. Ruff’s Xylographischer Anstalt vervielfältigt, und im Jahrg. 1870, S. 61 der Gartenlaube veröffentlicht. Als Wandschmuck für elegante Wohnräume stach aber Johann Sonnenleiter, Deferegger’s Bild, und hat Maler Deferegger in Sonnenleiter den ebenbürtigen Künstler im Grabstichel gefunden. – Andere Bildnisse Speckbacher’s. 1) Unterschrift: Joseph Speckbacher. Nach obigem Porträt von Georg Köck. Lithographie und Druck von C. Vollmann in Gera. Verlag von Eduard Amthor in Gera (gr. 8°.) [es ist eben das unter den Oelbildern angeführte Bildniß Speckbacher’s von Köck, nach welchem diese Lithographie ausgeführt ist]. – 2) Unterschrift: Speckbacher. Stahlstich von C. Helmsauer. München (8°.) [Medaillonbildniß – dieses nicht häufige Bild ist auch insofern interessant, als es der erste Versuch in Stahl ist] – 3) Unterschrift: Joseph Speckbacher. Peschek dir. Leipzig durch Binder’s Kunstverlag (12°.) [ganze Figur, mitten in einer Berggegend steht Speckbacher, auf seinen Stutzen gelehnt]. – 4) Unterschrift: Joseph Speckbacher, Haupt des Tiroler Aufstandes von 1809. Lithographirt von Valerio (Innsbruck, Unterberger, Fol.) [auch in colorirten Exemplaren]. – 5) Unterschrift: .Joseph Speckbacher. A. Ziegler lith. (8°.). – 6) Unterschrift: Speckbacher. Ohne Angabe des Zeichners und Lithographen [in Honeck’s Volkskalender].
III. Stiftung zur Erinnerung an Speckbacher. Zum Andenken an Speckbacher hat Alois Fischer, der ehemalige Statthalter von Salzburg [Bd. IV, S. 238], im Weiler Judenstein bei Rinn und in Gnadenwald für immerwährende Zeiten einen Festgottesdienst gestiftet, der jährlich an Speckbacher’s Geburtstage feierlich begangen wird.
IV. Speckbacher’s Bestattung und nachmalige Uebertragung seiner Gebeine in die Innsbrucker Hofkirche. Speckbacher’s Leiche wurde am 30. März 1820 um fünf Uhr Abends feierlich beerdigt. Außer mehreren Schützen-Compagnien, welche der Schützen-Major Straub commandirte, und welche unter Begleitung der Musik der Haller Salzbergarbeiter aufzog, ging der Bahre die gesammte Schuljugend voran, während die Militär-Erziehungsknaben Spalier bildeten. Hinter der Bahre gingen, der Kreishauptmann von Schwaz von Mensi mit sämmtlichen Beamten der k. k. Berg- und Salinen-Direction, dann die übrigen Behörden. Das Grab Speckbacher’s auf dem Haller Friedhofe deckte ein Leichenstein aus weißem Marmor, worauf die goldene Medaille, die goldene Kette und das Brustbild dargestellt waren. Darunter standen die Worte: Im Kampfe wild, doch menschlich auch | Im Frieden still und den Gesetzen treu | War er als Krieger, Unterthan und Mensch | Der Ehre, wie der Liebe werth. Darunter folgt in zwei Zeilen: Joseph Speckbacher, tirolischer Landes-Schützen-Major, geb. zu Gnadenwald den 14. August 1768 (13. Juli 1767), gest. zu Hall am 28. März 1820. – Mit ah. Handschreiben vom 20. April 1858 wurde die Ueberführung der irdischen Ueberreste des Landes-Schützen-Majors Joseph Speckbacher aus Hall nach Innsbruck, deren Beisetzung in der Hofkirche neben Hofer’s Gebeinen und die Aufstellung eines Denksteines neben dem Monumente des Letzteren, wie desgleichen für P. Joachim Haspinger auf Staatskosten angeordnet. Die Ueberführung fand am 28. Juni 1858 Statt. [Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1858, Nr. 49. – Militär-Zeitung. Herausgegeben von [130] J. Hirtenfeld. (Wien, gr. 4°.), Jahrgang 1858, Nr. 45].
V. Gedichte an Speckbacher und seinen Sohn Anderl. Speckbacher und sein Sohn Anderl sind von den deutschen Dichtern der Neuzeit auch poetisch verherrlicht worden. So schrieb Paul A. Pfitzer[WS 3] das Gedicht „Speckbacher“, und unter gleichem Titel Friedrich Rückert eines, ein Volkslied im vollen Sinne des Wortes, wie schon die Anfangsstrophe zeigt: Der Speckbacher! Der Speckbacher! | Wenn der die Schützen rief! | Der Tag und Nacht und Nacht und Tag | Dem Feinde auf dem Rücken lag | Und selbst des Nachts nicht schlief |. – Gabriel Seidl verherrlichte in einem Gedichte Vater und Sohn, dasselbe, betitelt: „Speckbacher und sein Söhnlein“, ist in den „Bifolien“ abgedruckt. – Als im Jahre 1851 Speckbacher’s Grab eröffnet worden, enthielt der Bote für Tirol und Vorarlberg 1851, Nr. 145, ein Gedicht von Ludwig R.: „An Speckbacher“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Spiethenner.
  2. Vorlage: Häfte.
  3. Pfizer, Paul (ADB).