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BLKÖ:Sinclair, John Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sind, J. Baron von
Band: 35 (1877), ab Seite: 2. (Quelle)
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Sinclair, John Freiherr (Major im kaiserlich österreichischen Generalstabe, geb. zu Thurso-Castle in der schottischen Grafschaft Caithneß im Jahre 1770, nach Raßmann erst 1776, gest. in Wien im Mai 1815). Während ihn Gödecke und Raßmann John nennen, erscheint er in Franz Brümmer’s „Deutschem Dichter-Lexikon“ als Isaak. Als Schriftsteller bediente er sich auch des Pseudonym „Crisalin“, Anagramm seines Namens. Er stammte aus einer alten schottischen Adelsfamilie. Sein Vater, Baronet, war viele Jahre Parlamentsmitglied gewesen. Nachdem der Sohn im Vaterlande eine sorgfältige Erziehung erhalten hatte, bezog er 1788, damals 18 Jahre alt, die Hochschule in Tübingen, wo er fünf Jahre den Studien oblag und mit Hölderlin jenen Freundschaftsbund schloß, den zu bethätigen sich dem edlen Schotten später noch Gelegenheit darbot. Anfänglich dem öffentlichen Dienste sich widmend, wurde er bald hessenhomburgischer Regierungsrath und verschaffte in dieser Stellung seinem Freunde Hölderlin einen Posten als Hofmeister in Frankfurt a. M. Bei der nun folgenden Kriegsperiode gab S. seine Civilanstellung auf und begab sich zur österreichischen Süd-Armee, welche Prinz Friedrich von Hessen-Homburg befehligte, wurde k. k. Hauptmann im Generalstabe und focht 1813 als Adjutant des Erbprinzen im Gefechte bei St. Georges, in welchem, wie in den folgenden bei Longsard, Dorieux die von Augereau commandirten Franzosen geschlagen wurden. Nach Beendigung des Feldzuges wurde er zum Major befördert, trat aber zugleich in Civildienste und erhielt in der Eigenschaft eines hessenhomburgischen Geheimrathes eine Mission zum Wiener Congreß. Ein plötzlicher Tod – er starb, wie Gödecke meldet, in einem öffentlichen Hause am Schlagflusse – raffte den erst 45jährigen S. hin. Wie schon bemerkt, gab er unter dem Namen „Crisalin“ Poetisches und Philosophisches heraus, u. z.: „Glauben und Poesie, eine Sammlung von Dichtungen und Bruchstücken in Prosa, zum Frühjahr 1806 herausgegeben von Lucian [Johann Erichson und Sinclair] (Berlin 1806, 16°.); – „Das Ende des Cevennenkrieges. Trauerspiel in fünf Aufzügen (ebd. 1806); – „Der Gipfel des Cevennenkrieges. Trauerspiel in fünf Aufzügen“ (o. O. [Heidelberg] 1807, 8°.); – „Der Anfang des Cevennenkrieges. Trauerspiel in fünf Aufzügen“ (o. O. [Heidelberg] 1807, 8°.); – „Wahrheit und Gewissheit“ (Metaphysik), von Sinclair, drei Bände (Frankfurt 1810, 8°.); – „Versuch einer durch Metaphysik begründeten Physik“ (Frankfurt a. M. 1813, gr. 8°.); – „Gedichte“, zwei Theile (ebd. 1812 und 1814, 8°.); – „Kriegslieder“ (ebd. 1814, gr. 8°.). In seinen philosophischen Schriften ging S. von Fichte aus. Als die Stafette mit der Nachricht von dem Ableben des einzigen Sohnes nach Homburg gelangte, war [3] die Mutter, an welcher der Sohn mit aller Zärtlichkeit hing, bereits seit zwei Tagen begraben. Ueber sein Freundschafts-Verhältniß mit dem unglücklichen Dichter Hölderlin, dessen Studiengenosse er war und dem er öfter hilfreich beigesprungen, berichtet Christoph Th. Schwab in der Biographie Hölderlin’s, welche dessen „Sämmtlichen Werken“ (Stuttgart 1846) vorausgeschickt ist und auch das „Stuttgarter Morgenblatt“ (1815, Nr. 146) gedenkt dessen.

Raßmann Friedrich, Deutscher Dichter-Nekrolog (Nordmann 1818, Happach, 8°.), S 181. – Goedeke (Karl), Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Hannover 1863, L. Ehlermann, 8°.) Bd. III, S. 68, Nr. 38.