BLKÖ:Spaur, Volkmar, Burggraf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 103. (Quelle)
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45. Volkmar, Burggraf auf dem Schlosse Sporo (Spaur) auf dem Nonsberge (gest. 1343), Stammvater des noch heut in vielen Linien blühenden Grafengeschlechtes Spaur. Wer seine Eltern waren, ist nicht ermittelt. Er selbst nannte sie nie mit Namen, selbst dann nicht, als er 1339 in der St. Nikolauskirche zu Meran zwei Jahrtage stiftete: einen für seine Eltern, den anderen für sich und seine Gemalin und Anverwandten. Während er seine Gattin ausdrücklich Margret nennt, bezeichnet er seine Eltern mit „Vater und Mutter“. Einige vermuthen in ihm einen Sohn des Heinrich von Gagers, andere einen Sprößling der Herren von Ruvina (oder Rubein), doch bei näherer Prüfung zerfallen diese Vermuthungen. Er selbst nannte sich einfach Miles Volckmarus de Tirol, später auch Ritter Volckmar von Spauren, und zuletzt immer nur Nobilis Miles Volckmarus de Purchstall. Daß Volkmar aus Tirol[WS 1] abstammte, spricht eine Urkunde aus dem Jahre 1280[WS 2] ausdrücklich[WS 3] aus, in welcher ihn König Heinrich[WS 4] als „Volkmarus de Purchstall de Tirol oriundus“ bezeichnete. Ueber sein thatenreiches Leben sind auch die Angaben noch schwankend. Im Jahre 1311 war er Commandant der Veste Erenberg, bald darauf vertraute ihm König Heinrich die Burghut und Pflege der Veste Spaur (Sporo minore, siehe darüber Mathias (II.) S. 101, Nr. 37); als solcher begleitete er den König zur deutschen Königswahl nach Frankfurt und 1314, mit anderen Edlen, zum Zuge an den Rhein. Im Jahre 1317 ist Volkmar bischöflich trientinischer Podestà von [104] Riva; im October 1318 vertraut Bischof Heinrich von Trient[WS 5] seinem Freunde Volkmar von Tirol die Hauptmannschaft und Leitung der Gegend und Pfarre von Banale in Judicarien an, doch blieb Volkmar auch im Dienste des Königs Heinrich[WS 6] als Burggraf von Spaur. 1324 übergab ihm der König noch die Verwaltung des Gerichtes Mölten, womit auch Burgstall verbunden war, welche er bis 1331 behielt. Seit dieser Zeit versetzte er dorthin seinen Familiensitz und nannte sich nun gewöhnlich Ritter Volkmar von Burgstall. 1327 vertraute ihm König Heinrich auch noch die Hut der wichtigen Veste Visiaun und schickte ihn im nämlichen Jahre als Gesandten an Kaiser Ludwig den Bayer ab. In diesem und im folgenden Jahre 1328 reiste er mit Aufträgen und Vollmachten seines Königs in Sachen der Heirath von dessen Tochter[WS 7] mit dem Sohne[WS 8] des Königs Johann von Böhmen nach Luxemburg, Prag und Brünn. Allmälig waren so Macht und Ansehen Volkmar’s gestiegen, denn da der König Heinrich immer in Geldverlegenheiten sich befand, aus welchen ihm dann Volkmar heraushalf, verpfändete ihm der König ein Gut um das andere und so besaß Volkmar allmälig in Pfandschaft die Güter: Klein-Spaur, Visiaun, Mölten sammt Burgstall und die Veste Rottenberg im Innthale und in einer Urkunde vom 24. Jänner 1329 heißt er schon „der edle und mächtige Ritter Volkmar von Burgstall, herzoglicher Hauptmann“. 1330 ernannte König Heinrich seinen Günstling Volkmar zum Burggrafen auf Tirol, welches Amt nebst verschiedenen Nutzungen und Vortheilen seinem Inhaber die Gelegenheit verschaffte, fast immer um die Person des Königs zu sein. Am Johann Baptist-Tage 1330 trat, Volkmar sein Burggrafen-Amt an und verwaltete es zehn Jahre, bis 1340, in welchem er von seiner Stelle abtrat. Im Jahre 1333 gelangte Volkmar wieder, da ihn der König für den anbefohlenen Bau eines Thurmes bei Pont’ Albano nicht bezahlen konnte, in den Besitz der Veste Pont’ Albano. Im genannten Jahre erbaute – aller Wahrscheinlichkeit nach – Volkmar unweit seines Schlosses Burgstall die noch heute vorhandene Expositurkirche und stiftete zu Folge eines Stiftbriefes in der Charwoche 1337 dahin eine eigene Caplanei mit einer täglichen Messe und einem ewigen Lichte in der Capelle. Als im Jahre 1334 zwischen Bischof Heinrich von Trient und dem Herrn von Castelbarco, dessen Vasallen, Streitigkeiten ausbrachen, schickte der König seinen Vertrauten Burggrafen Volkmar zu deren Beilegung; auch sonst noch verrichtete Volkmar im genannten Jahre verschiedene Missionen im Auftrage seines Gebieters, der ihm und dessen männlichen Erben das Schloß Flavon (1334) verleiht. Am 4. April 1335 starb sein großer Gönner und freigebiger Beschützer König Heinrich. Kurz oder unmittelbar nach dessen Ableben befand sich Volkmar, sowie auch der königliche Hofmeister Heinrich von Rotenburg im Gefängnisse, die Ursache seiner Haft ist aus den bisher bekannten Urkunden nicht zu ermitteln gewesen. Doch entließ König Heinrichs Nachfolger, Herzog Johann und seine Gemalin Margarethe, beide bald wieder aus der Haft. Auch unter dem neuen Fürsten behielt Volkmar die Burggrafenstelle, denn bei den Bedrängnissen, welche den neuen Regenten bedrohten, bedurfte er eines starken Armes und mit den Verhältnissen vertrauten Mannes, wie es Volkmar war. Zunächst zog Volkmar gegen den treulosen kärnthnerischen Landmarschall Conrad von Auffenstein und belagerte ihn in seiner Veste Auffenstein bei Matrei. nahm und zerstörte sie. Dafür belohnte ihn König Johann nicht minder freigebig, wie sein Vorgänger König Heinrich. Auch sonst nahm Volkmar’s Macht und Ansehen zu; so erwarb er im November 1335 Schloß Alt-Metz mit allen dazu gehörigen Liegenschaften, Weinbergen und Zehnten, dann drei See’n und alle Lehen und Eigenzins, welche Grafland von Metz zu Schiffbruck und Zambana besessen. Indessen wuchsen die Bedrängnisse des Landes Tirol, das zugleich von drei Seiten bedroht war, nämlich von Bayern, von den Herzogen von Oesterreich[WS 9] und dem mit ihnen verbündeten Grafen Albert von Görz und von dem mit Kaiser Ludwig verbündeten Mastino della Scala. Nun erschien des Landesfürsten Johann Bruder, Prinz Karl, im Lande, versammelte eine Truppenmacht, worin ihn Volkmar aufs kräftigste unterstützte und zog zu Ostern 1336 in den Kampf. Prinz Karl wendete sich gegen den Grafen von Görz und Volkmar stand bei ihm als Anführer einer Truppe. Schloß St. Lambrechtsburg wurde erobert und das Görzer Grafengebiet bis an die Lienzener Clause verwüstet. Dann wurde gegen die Bayern sich [105] gewendet, Kufstein längere Zeit, aber vergeblich belagert. Zuletzt zog Prinz Karl gegen Mastino della Scala. An allen diesen Zügen hatte Volkmar Theil genommen, wofür sich ihm auch Karl in mannigfacher Weise erkenntlich bewies. Als der Bischof von Trient, Heinrich, Volkmar’s anderer Gönner, am 9. October 1356 starb und Herzog Johann nach Trient abging, um die Verwaltung in temporalibus zu übernehmen, geleitete ihn auch Volkmar mit anderen Edlen dahin. Als im April 1337 Prinz Karl wieder einen Zug gegen Mastino della Scala, der seine feindselige Gesinnung gegen Tirol bei jedem Anlasse kund gab, nach Verona unternahm, nahm auch Volkmar, und zwar mit 40 Gepanzerten und 300 Fußgängern, daran Theil; Belluno, dann Feltre wurden besetzt und beide, ersteres am 4. Juli, letzteres am 1. September, öffneten die Thore. Nack dem Falle von Feltre ernannte Prinz Karl den Burggrafen Volkmar zum Statthalter von Feltre. Aber Ende 1337, nachdem er die Hauptmannschaft von Feltre einem seiner nächsten Untergebenen übergab, kehrte Volkmar nach Tirol zurück. Dort begleitete er im November 1338 den Herzog Johann nach Trient. Als am 24. Jänner 1339 zwischen Venedig und den an der Südgrenze Tirols kriegführenden Parteien Friede geschlossen und in Folge dessen Feltre und Belluno den Brüdern Karl und Johann zuerkannt wurde, scheint Volkmar seine Hauptmannsstelle in Feltre ganz niedergelegt zu haben. Als dann am 20. März 1339 Kaiser Ludwig der Bayer und König Johann von Böhmen zu Frankfurt auch Frieden schlossen, befand sich unter den zu diesen Verhandlungen beigezogenen Räthen auch Volkmar. Am 5. Mai 1339 stiftete der mittlerweile alt gewordene Volkmar auf dem Schlosse St. Zenoberg zwei Jahrtage, einen für seine verstorbene Gattin Margaretha, einen zweiten für sich, seine Eltern und seine Verwandtschaft, welche Stiftung jedoch in der Folge starken Abbruch erlitten hatte. Am 29. September 1340 legte Volkmar sein Burggrafenamt nieder. Indessen hatte sich in Tirol eine Verschwörung unter den Edlen des Landes gebildet, welche die Vertreibung des Landesfürsten, des Herzogs Johann zum Zwecke hatte. Diese wurde von Johanns Bruder Karl im Sommer 1346 entdeckt. Ob Volkmar an derselben betheiligt gewesen, ist nicht bestimmt, wohl aber nahm er an der zweiten Theil, welche mit Johanns Verjagung am 2. November 1341 ihr Ziel erreichte. Johann war seiner rohen Sitten wegen im ganzen Lande verhaßt. Durch seine Vertreibung bekam nun auch die Herzogin Margaretha, die durch Johanns Gebaren nicht minder angewidert worden, freie Hand und ihre geplante Heirat mit dem verwitweten Sohne des Kaisers Ludwig des Bayern, mit dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg, an welchem Plane sich Volkmar besonders thätig erwies, kam glücklich zu Stande. Dafür bestätigte nun auch Kaiser Ludwig der Bayer alle Handfesten, Urkunden und Briefe über Pfandschaften, Eigen und Lehen, welche von Herzog Heinrich oder von König Hans von Böhmen oder dessen Sohn an Volkmar waren verliehen worden, mit einer neuerlichen Urkunde ddo. München 22. November 1341. Auch die Herzogin Margaretha bewies sich Volkmar als dem einflußreichen Förderer ihrer Sache insbesondere dadurch dankbar, daß sie seinem Sohne Paul manchen Gnadenbeweis gab. Nun aber waren auch die Tage seines Glückes gezählt. Noch stand er, als Anfangs Februar 1342 Kaiser Ludwig mit seinen beiden Söhnen Ludwig und Stephan und dem Herzoge Conrad von Teck und einem ansehnlichen Gefolge von bayerischen Grafen und Rittern über den Jaufen nach Meran kam, in des Kaisers voller Gunst. Aber mit einem Male wendete sich das Blatt. Volkmar wurde wenige Wochen später von dem Herzoge Conrad von Teck in seinem Schlosse Spaur belagert, sein Schloß genommen, er mit zweien seiner Söhne gefangen und auf die Feste Straßberg bei Sterzing geschleppt. Ein gleiches Loos traf Volkmar’s Bruder Oswald. Die Ursache dieser Vorgänge ist bis heute nicht ermittelt; die Thatsache steht fest; warum dieß geschehen, darüber gibt kein Chronist und Geschichtsschreiber Tirols die leiseste Andeutung. Nur ein fremder Chronist, Johannes, Abt von Viktring in Kärnthen, berichtet etwas, wonach Volkmar in Folge unredlicher Verwaltung seiner Pflegen, Pfandschaften und Aemter, von diesem Loose ereilt worden, wobei die Mißgunst seiner Neider über seinen Reichthum und seine Macht wirksam mit im Spiele gewesen. In der Haft starb Volkmar entweder aus Gram über sein Schicksal eines natürlichen oder vielleicht gar eines gewaltsamen [106] Todes. Der Zeitpunct seines Todes ist nicht festgestellt, daß er aber 1344 bereits verstorben, erhellt aus Urkunden. Nach Volkmar’s Tode hatte Markgraf Ludwig sofort alle Besitzungen, Lehen und Pfandschaften Volkmar’s eingezogen und darüber verfügt. Später scheint der Markgraf Ludwig Volkmar’s Söhne wieder in Gnaden aufgenommen, und wenn auch nicht die Pfandschaften, so doch die darauf haftenden Pfandschaftssummen ersetzt zu haben. Auch Schloß und Pflege Klein-Spaur scheinen sie zurückerhalten zu haben, nicht so das Stammschloß Burgstall mit dem dazugehörigen Gerichte und Mölten. Ueber Volkmar’s Familienstand gibt die Stammtafel 1 ausführliche, aus Quellen geschöpfte und sichergestellte Daten. Mit Vorstehendem werden die lückenhaften Angaben Bergmann’s’s in seinem Werke: „Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer u. s. w.“ auf Grundlage der Ergebnisse neuester Forschungen, die dem sonst so gewissenhaften Forscher damals noch nicht bekannt sein konnten, da sie erst später (1863) veröffentlicht wurden, ergänzt. [Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols. Redigirt und herausgegeben von J. Durig, Dr. Alfons Huber, P. Justinian Ladurner, David Schönherr und Dr. I. V. Zingerle (Innsbruck, Wagner, 8°.) II. Jahrg. (1863), S. 134–180: „Volkmar von Burgstall. Ahnherr der Grafen von Spaur“. Von P. Justinian Ladurner. – Der Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck) 1824, Nr. 9.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Tiro.
  2. Vorlage: 1380.
  3. Vorlage: ausdrücklch.
  4. † 1313.
  5. † 1339, Heinrich III. von Metz (Wikipedia).
  6. 1307–1310 König von Böhmen, † 1335, Heinrich von Kärnten (Wikipedia).
  7. Margarete von Tirol (Wikipedia).
  8. Johann Heinrich (Luxemburg) (Wikipedia).
  9. Vorlage: Oestereich.