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BLKÖ:Stöckl, Franz Xaver (Tänzer)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 94. (Quelle)
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Stöckl, Franz Xaver (Tänzer und Mimiker, geb. zu Pesth im J. 1812). Sein Vater war viele Jahre Kammerdiener des als Dichter bekannten ungarischen Grafen Gedeon Raday [Band XXIV, S. 171], dann durch 30 Jahre Cassier im Pesther deutschen Theater und starb 1855 im Alter von 86 Jahren. Der Sohn Franz fand schon als zehnjähriger Knabe Gelegenheit, die Bühne zu betreten, und zwar wirkte er an dem Pesther deutschen Theater, an welchem sein Vater Cassier war, in Pantomimen, Balleten und Spectakelstücken mit. Natürlich blieb sein Sinn auch später, als ein Beruf zu wählen war, dieser Richtung zugewandt, und Stöckl gab das Theater nicht auf. Besonders zogen ihn die Productionen des als Thierdarsteller zu seiner Zeit vielgenannten Mayerhofer an, und er versuchte es, denselben nachzuahmen. Dann trat er vorzugsweise in den Rollen des Policinells und Harlekins auf und wurde schließlich Ballet-Arrangeur. Im Jahre 1829, erst 17 Jahre alt, wurde er im Kärnthnerthor-Theater als Tänzer und Mimiker angestellt, und nun genoß er den Unterricht des damaligen Directors Duport. Sieben Jahre – bis 1836 – wirkte Stöckl an dieser Bühne und tanzte in den Balleten „Aline Königin von Golkonda“, – „Blaubart“, – „Die beiden Sergeanten“, – „Adelheid von Frankreich“. – „Die Maskerade auf dem Theater“ u. a. die ersten Partien. Während dieser Zeit lernte er die Sängerin Clara Heinefetter [Bd. VIII, Seite 218], kennen, welche als Primadonna an dem Wiener Hofoperntheater angestellt war, und vermälte sich mit ihr zu Pesth im Juni 1837. In den nächstfolgenden Jahren, bis 1844, machte er mit seiner Gattin Gastspielreisen durch [95] Deutschland, die er nur durch ein Londoner Engagement auf drei Saisons unterbrach. In den Jahren 1844 bis 1846 wirkte er wieder als Tänzer und seine Frau als Sängerin am Wiener Hofoperntheater. Dann, im Jahre 1849, übernahm er die Direction des Theaters in Linz, welche er durch drei Jahre führte; im Jahre 1853 jene von Oedenburg, die er schon nach zwei Jahren aufgeben mußte, da er an beiden Unternehmungen sein ganzes, auf den Gastspielreisen mit seiner Frau erworbenes Vermögen verloren hatte. Der Verlust ihrer Stimme und jener des Vermögens trübten allmälig die Sinne seiner Frau, die, nachdem sie ganz dem Wahnsinne verfallen war, im Jahre 1855 ins Irrenhaus gebracht werden mußte. Stöckl aber übernahm, um ein Unterkommen zu finden, die Stelle eines Balletmeisters am Theater in der Josephstadt, dessen Direction damals Johann Hoffmann [Bd. IX, S. 172, Nr. 23] führte. In der Folge machte er noch mit einigen kleinen Elevinnen Gastspielreisen, wirkte dann durch eine Reihe von Jahren abwechselnd als Balletmeister und Tanzschulinhaber in Pesth, von April 1873 bis Frühjahr 1875 als Balletmeister am Josephstädter Theater in Wien, als Fürst die Direction führte. Jetzt ein 67jähriger Greis, bringt er sich in Wien als Tanzlehrer durch.