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BLKÖ:Stadion, Christoph von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 37 (1878), ab Seite: 25. (Quelle)
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2. Christoph von S. (geb. 1478, gest. 15. April 1543), der älteste Sohn des Nikolaus Stadion und der Agathe, geborenen von Güldlingen, erwählte den geistlichen Stand, wurde des Fürstbischofs von Augsburg, Heinrich von Liechtenau, Coadjutor und nach dessen am 12. April 1517 erfolgtem Ableben regierender Bischof. 27 Jahre verwaltete er in schwerer, aufgeregter Zeit, in welcher der Beginn der Reformation alle Gemüther bewegte und die durch den kirchlichen Schlendrian getrübte Stimmung die Gläubigen wankend machte, sein kirchliches Amt mit weiser Mäßigung und gegenüber einer brutalen Partei mit evangelischer Milde. Da er es selbst erkannte, daß in der katholischen Kirche viele Mängel und Gebrechen eingerissen, berief er im Jahre 1520 eine Synode, um diesen Schäden abzuhelfen; auch hatte er, selbst ein Gelehrter, die beiden gelehrten Männer Johannes Oecolampadius und Urbanus Regius, ehe diese noch Luther’s Lehre angenommen, nach Augsburg berufen und daselbst das Wort Gottes verkündigen lassen. Im Jahre 1521 befand sich der Bischof unter jenen Deputirten zum Reichstage in Worms, welche mit Dr. Luther daselbst verhandeln sollten. Bezüglich der den Augsburgern verliehenen Münzgerechtigkeit gerieth der Bischof mit der Stadt in Streitigkeiten, welche mit einem Mandate ddo. Burgos, 8. November 1527, dahin entschieden wurden, daß der Bischof die Stadt in Uebung dieser Gerechtigkeit nicht weiters zu hindern habe. Da in Augsburg die evangelische Lehre immer größere Verbreitung gewann, verband sich Bischof Christoph zu Regensburg im Jahre 1524 mit etlichen geistlichen und weltlichen Fürsten wegen Beibehaltung der katholischen Religion in ihren Landen. Bei dem im Jahre 1530 zu Augsburg gehaltenen Reichstage, wo er und noch sechs Deputirte der Katholischen mit sieben Deputirten der Evangelischen an einem Vergleich unter beiden Religionsparteien arbeiteten, bewies er immer seine Billigkeit und Liebe zum Frieden. Im Jahre 1534 trat der Augsburger Stadtrath mit herben Zumuthungen an ihn heran. Vor Allem verlangte derselbe, es mögen etliche aus dem Domcapitel mit evangelischen Prädicanten über zehn von letzteren aufgestellte Artikel öffentlich disputiren. Das Capitel, die Erfolglosigkeit solcher Dispute, wie das in der Schweiz, in Marburg und in anderen Städten sich erwiesen, mit Recht vorhaltend, lehnte diese Aufforderung ab. Der Stadtrath seinerseits faßte am 22 Juli den Beschluß, daß die katholische Geistlichkeit bis zum nächsten Concilium sich des Predigens zu enthalten und in keiner Kirche, als welche dem Bischof ohne Mittel zuständig, Messe lesen solle. Im August 1534 ließ der Rath die größeren Capellen schließen und stellte in den zu Frauenklöstern gehörigen Kirchen [26] evangelische Prediger auf. Als im Jahre 1537 Hans Welser Bürgermeister von Augsburg wurde, suchte er die katholische Religionsübung in Augsburg gänzlich aufzuheben. Er ging auch trotz des Widerspruches vieler angesehener Geschlechter der Stadt an die Ausführung seines Beschlusses und ließ alle Kirchen der Katholischen sperren. Die katholische Geistlichkeit, wie das Dom-Capitel verließen demzufolge die Stadt Augsburg, die Augustiner beim h. Kreuz und die Klosterfrauen zu St. Ursula gingen nach Dillingen, die Benedictiner bei St. Ulrich nach Wittelsbach, die Augustiner bei St. Georgen nach Guggenberg, die Chorherren bei St. Maurizen nach Landsberg und die Stiftsfrauen bei St. Stephan nach Höchstädt. Gegen diese völlig widerrechtlichen Maßnahmen des Stadtrathes remonstrirte in ganz entschiedener Weise der Bischof Christoph beim Kaiser und bat um Restitution in die Rechte seiner Kirche, welche von Weltlichen nie geschädigt werden dürfe. Auch der Stadtrath blieb nicht müßig, ging in seinem Reformwerke noch weiter, griff eigenmächtig in die Ausübung des Bekenntnisses einzelner Bürger, verfügte mit den Kirchen und Klöstern der Katholischen ganz nach eigenem Ermessen und that den Katholischen nach allen Seiten Gewalt an. Bischof Christoph, wie sehr in seiner christlichen Gesinnung beleidigt, gab seine Friedensabsichten immer nicht auf, hielt 1540 zu Hagenau einen Convent ab, um beide Religionsparteien zu einem gütlichen Vergleich zu bestimmen. In gleichen Absichten ging er auch auf den im Jahre 1543 zu Nürnberg abgehaltenen Reichstag; wo er als kaiserlicher Commissarius seine friedliebenden Absichten durchzuführen bemüht war, aber mitten in seinem Friedenswerke durch einen Schlagfluß im Alter von 65 Jahren dahingerafft wurde. Bischof Christoph war ein edler Kirchenfürst, nichts weniger denn ein Fanatiker, einer von Kaiser Maximilians liebsten Freunden, stand bei Karl V. und Ferdinand I. in ebenso hohem Ansehen als Vertrauen, unterhielt mit Erasmus beständigen Briefwechsel und stand mit Melanchthon im schriftlichen und mündlichen Verkehre. [Zapf (Georg Wilhelm), C. von Stadion, Bischof von Augsburg. Geschichte aus den Zeiten der Reformation (Zürich 1799, 8°.); Supplement (ebd. 1799, 8°.).] –