BLKÖ:Steyrer von Edelberg, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Steyrer, Fridolin
Band: 38 (1879), ab Seite: 326. (Quelle)
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Steyrer von Edelberg, Karl (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Budweis in Böhmen im Jahre 1761, gest. zu Kirchberg bei Wagram 19. Juni 1819). Sohn eines k. k. Officiers. Bei Ausbruch des bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) trat S. als Cadet in das Linien-Infanterie-Regiment Nr. 25 ein und machte mit demselben alle Feldzüge bis zum Luneviller Frieden (9. Februar 1801) mit. Die soldatische Laufbahn S.’s ist rasch berichtet. Bis zum Jahre 1801 war er in seinem Range im Regimente zum Hauptmann vorgerückt. Als m November 1800 die Aufstellung der böhmischen Legion erfolgte, wurde Steyer Major in derselben und nach Auflösung der Legion im August 1801 in gleicher Eigenschaft in das 3. Linien-Infanterie-Regiment Erzherzog Karl eingetheilt. [327] Im Jahre 1805 traf ihn die Bestimmung zur Armee in Deutschland. Im Februar 1806 wurde er Oberstlieutenant und im September 1808 Oberst und Commandant des nach dem Wiener Frieden reducirten Infanterie-Regimentes Nr. 46. Auf dem Schlachtfelde bei Aspern 1809 zum General-Major befördert, trat er schon im nächsten Jahre in den Ruhestand über, welchen er noch neun Jahre genoß, bis er im Alter von 68 Jahren starb. In seine 32jährige Dienstzeit fallen mehrere ausgezeichnete Waffenthaten, mit deren einer er sich das Maria Theresienkreuz erkämpfte. Im Feldzuge des Jahres 1796 stand S., damals noch Hauptmann, bei dem Corps in Tirol und gab im Gefechte bei Calliano am 7. November Proben seines Muthes. Vorerst trieb er den Feind aus Calliano heraus, dann, nachdem er hinter einer von Fässern gebildeten Verrammlung sich gut postirt hatte, weiter über die Brücke zurück. Da sich nun der Feind unter dem Schutze seiner Batterie jenseits der Brücke aufgestellt, beschloß S., die Batterie selbst anzugreifen und zu nehmen. An die Spitze seiner Mannschaft sich stellend, führte er ungeachtet des heftigsten Kartätschenfeuers den Sturm auf die Batterie aus, nahm dieselbe und vertrieb so den Feind aus dessen vortheilhafter Stellung, wodurch die Operationen unseres linken Flügels wesentlich erleichtert wurden. Steyrer wurde bei dieser Gelegenheit durch einen Kartätschenschuß verwundet. Das Theresienkreuz erkämpfte sich S. vor Ulm im Jahre 1805. Das Infanterie-Regiment Erzherzog Karl wurde daselbst am 15. October g. J. unter Steyrer’s Commando links vom Frauenthore in der halbzerstörten Erdbastion und in der fausse braye als Besatzung aufgestellt. Bald darauf griffen die Franzosen die auswärtige, die Festung sehr nahe beherrschende Position an. Unsere Truppen zogen sich kämpfend in die Stadt zurück, und diese war von diesem Augenblicke ab ganz eingeschlossen und blieb sich selbst überlassen. Nun wurden sofort die die Stadt beherrschenden Anhöhen von den Franzosen besetzt und von da aus ein der geringen Entfernung wegen sehr wirksames Artillerie- und Kleingewehrfeuer gegen den mit Artillerie schlecht versehenen festen Platz eröffnet. Da überdies der Zustand der Festungswerke ein sehr schlechter und die Umgebung des Frauenthores von künstlichen Vertheidigungsanstalten ganz entblößt war, so beschlossen die Franzosen, einen Sturm auf das Frauenthor zu unternehmen. Mit einem Ungestüm ohne Gleichen wurde derselbe ausgeführt, und die Angreifer trotzten mit Kaltblütigkeit und Verwegenheit dem wohlangebrachten und sehr wirksamen Feuer der auf der Bastion stehenden Bataillone. Aber je mehr Leute der Feind in seiner Sturmcolonne verlor, um desso erbitterter kämpfte er und drang vor. Daß unter solchen Umständen alles Feuern vergebens sei, erkannte Major Steyrer alsbald und er zog seine Mannschaft aus der fausse braye in die Bastion zurück, besetzte deren Facen und Flanken, sowie den offenen Wallgang bis zum Stadtgraben, um jedes Eindringen in seine Flanken zu verhindern, zugleich aber faßte er den entscheidenden Entschluß, der feindlichen Verwegenheit mit bewußter heldenhafter Kühnheit zu begegnen. Auf seinen Befehl sprang alle verfügbare Mannschaft über die Brustwehr und die Gräben und fiel nun dem stürmenden Feinde von der Chaussée aus mit dem Bajonnete in den Rücken. Von dem Walle aus aber sollte ein Angriff in die Flanke dieses Unternehmen unterstützen. [328] Die Officiere gingen mit dem guten Beispiele voran und die Mannschaft überwand muthig alle Hindernisse und fiel dem Feinde in die Flanke und in den Rücken. Bald kam es zum Handgemenge, schon kämpfte Mann gegen Mann, Bajonnete und Gewehrkolben thaten das Ihrige, die in dem Thurme ober dem Thore zweckmäßig aufgestellten Schützen vermehrten bald das Gemetzel, indem sie mit großer Sorgfalt in diesem Melée die Feinde aufs Korn nahmen. Bald war der Kampfplatz mit Leichen besäet, und schon nach kurzer Gegenwehr streckte der Feind die Waffen und gab sich gefangen. Mehrere hundert von Gefangenen wurden nun auf Steyrer’s Befehl in die Festung abgeführt und zugleich wurden mehrere den Unseren früher abgenommene Geschütze zurückerobert. Auch ansehnliche Beute hatte die Mannschaft des Regimentes Erzherzog Karl gemacht. Als die feindliche Unterstützung, welche den stürmenden Colonnen auf dem Fuße gefolgt war, die den Ihrigen so ungünstige Wendung des Gefechtes wahrnahm, trat sie sofort den Rückzug an. Während der Kampf der Truppen des Majors Steyrer stattfand, war Hauptmann August Georg Graf Leiningen-Westerburg [Band XIV, S. 326] von einer anderen Bastion aus freien Stücken herbeigeeilt um die Truppen Steyrer’s zu unterstützen, und er war es auch, der nach errungenem Siege die Transportirung der Gefangenen in die Stadt besorgte. Durch Steyrer’s glänzende Waffenthat aber war nicht nur die Garnison der Stadt Ulm einer großen Gefahr entgangen, sondern auch der Feind war in seinen Operationen gehindert, da er, wenn ihm der Sturm gelungen wäre und er mit seiner Mannschaft der Festung sich bemächtigt hätte, viele Tage zu Gunsten seiner Operationen gewonnen haben würde. In der einundsiebzigsten Promotion, deren Capitel vom 1. bis 26. April 1806 tagte, wurde S. mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Den Feldzug des Jahres 1809 machte S., damals bereits Oberst des 46. Infanterie-Regimentes, im vierten Armee-Corps mit und that sich in der Schlacht bei Aspern so hervor, daß er auf dem Schlachtfelde zum General-Major befördert wurde. Noch kämpfte S. bei Znaim mit Auszeichnung; es war das letzte Mal, da er schon im nächsten Jahre in den Ruhestand übertrat.

Hirtenfeld (J. Dr.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 779 u. 1745.