BLKÖ:Stoffella Dalla Croce, Giuseppe Bartolomeo

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stoff, Alois
Band: 39 (1879), ab Seite: 125. (Quelle)
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Stoffella Dalla Croce, Giuseppe Bartolomeo (Archäolog, geb. zu Vallarsa im Gebiete von Roveredo in Südtirol im Jahre 1800, gest. zu Roveredo am 14. Jänner 1833). Nachdem er im Elternhause und auf dem Gymnasium zu Roveredo seine wissenschaftliche Vorbildung genossen hatte, hörte er zu Padua die theologischen Studien, worauf er sich dem Lehramte widmete und in verhältnißmäßig jungen Jahren die Professur der Humanitätsclassen am Gymnasium zu Roveredo erhielt. Im Alter von erst 33 Jahren wurde der strebsame Forscher vom Tode dahingerafft. Einige Vorträge, welche er in der Accademia degli Aggiati in seiner Vaterstadt Roveredo gehalten und aus denen auch Einzelnes im Druck erschienen, bekunden seine Thätigkeit auf archäologischem Feld und diesem verwandten Gebieten. Er war noch Hörer der Theologie, als er in einer Versammlung der eben genannten Gelehrten-Gesellschaft eine sprachwissenschaftliche Abhandlung vortrug, worin er für eine große Anzahl Wörter der Roveredaner Mundart die Ableitung aus der griechischen, arabischen und hebräischen Sprache nachwies. Bei seinen 18 Jahren gab er damit ebenso Beweise eines ungewöhnlichen Scharfsinnes, wie einer gründlichen sprachlichen Bildung. Bald darauf veröffentlichte er zu Venedig bei Bataggia ein Bändchen Canzonen religiösen Inhaltes, welche trotz ihrer poetischen Sprache und gewählten Form doch verriethen, daß er seine Erfolge minder auf poetischem, als wissenschaftlichem Gebiete zu suchen habe. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wendete er sich mit besonderer Vorliebe alterthümlichen Forschungen und Studien zu; vorerst, im Jahre 1819, veröffentlichte er eine Abhandlung über die in Roveredo aufgefundenen Römergräber, deren Inschriften [126] er mit großem Scharfsinne zu erklären suchte; als dann später zu San Pietro nächst Ala und auf dem Lande bei Volano je ein römischer Meilenzeiger aufgefunden wurde, veranlaßte ihn dies über die Richtung einer Römerstraße in dieser Gegend nachzuforschen, und in der That entdeckte er eine solche bisher ungeahnte Straße auf dem linken Ufer des Etschthales; endlich wies er nach, daß das heutige Ala mit dem alten Palatium des Antoninischen Itinerars identisch sei. Mit diesen durchaus unangreifbaren Entdeckungen waren auch die Römerfunde bei Roveredo, für welche bis dahin keine richtigen Anhaltspuncte vorlagen, einfach erklärt. Nun beschäftigte er sich mit Studien über ein in der Bibliothek von Roveredo aufbewahrtes Manuscript aus dem Nachlasse des berühmten Tartarotti, welches Erläuterungen über das dem Cajus Valerius Marianus in der Stadt Trient errichtete Monument enthält. Als Franz Xaver Luschin [Bd. XVI, S. 164] im Jahre 1823 den fürstbischöflichen Stuhl von Trient bestieg, brachten ihm Präfect und Professoren von Roveredo, einer hergebrachten Sitte huldigend, eine Festschrift dar, und diese war eben die gedruckte Ausgabe obigen nie wieder unter die Presse gekommenen Manuscriptes Tartarotti’s, deren kritische Redaction unserem Stoffella übertragen und von ihm mit aller Umsicht und mit kritischem Geiste ausgeführt wurde. Nichtsdestoweniger hatte seine Arbeit eine sehr unerquickliche literarische Polemik im Gefolge, die nur durch Stoffella’s jedem Kampfe abholden Charakter ihren Abbruch fand, ohne daß die Streitsache einem endgiltigen Abschlusse zugeführt worden wäre. Weitere Vorträge in den Versammlungen der Accademia degli Aggiati hielt er über die Verhältnisse der Stadt Riva zu Römerzeiten, ferner über Jupiter Stator aus Anlaß einer in Cavadine aufgefundenen Broncestatue, welche er nach ihrer ganzen Erscheinung als eine Statue dieses Gottes erkannte und erläuterte, obgleich bis dahin keine solche aufgefunden worden. Zur Zeit, als Erzherzog Ferdinand, der damalige jüngere König von Ungarn, Südtirol besuchte, verfaßte S. eine Beschreibung der neuen Straße von Vallarsa, an welche er historische Rückblicke über diesen Straßenzug anknüpfte, und lieferte bei seiner Schilderung, bis in die Zeiten des Mittelalters zurückgreifend, nicht uninteressante Culturbilder. Dabei beschreibt er den Festzug des Erzherzogs, den feierlichen Empfang, der diesem auf der Reise durch jene Gegenden von den Bewohnern derselben bereitet ward, und sei nebenbei bemerkt, daß die an verschiedenen Stellen befindlichen lateinischen Inschriften, welche dem reisenden Fürsten entgegenstrahlten, von Stoffella verfaßt waren. Viele seiner kleineren Arbeiten, Anzeigen und Kritiken historischer, um jene Zeit erschienener Werke übergehend, gedenken wir nur noch seiner größeren Abhandlung über Leben und Schriften des Cav. Pompeati, eines gelehrten Roveredaners, und jener über das Leben des zu früh verstorbenen Humanisten Gaetano Tacchi. Schließlich sei bemerkt, daß S. einige Zeit das Roveredaner Localblatt „Messagiere Tirolese“ redigirt und überhaupt viele seiner kleineren Arbeiten literarischen, sprachlichen und archäologischen Inhaltes in den Spalten desselben veröffentlicht hat.

Florilegio scientifico-storico letterario del Tirolo italiano (Padua 1856, 8°.) p. 39: „Discorso intorno A. B. G. Stoffella Dalla Croce”, letto da Giuseppe de Telani. [Eine jener langathmigen, schwulstigen akademischen Reden, die auf [127] einem Viertelhundert Seiten oberflächlich das sagen, was in 20 bis 20 Zeilen genau gesagt werden könnte.]