BLKÖ:Stroupežnická, Maria
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 40 (1880), ab Seite: 96. (Quelle) | |||
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Cajetan Tyl ein gar nicht abfälliges Urtheil. Wohl wurden einzelne ihrer geistlichen Lieder, worin sie wirklich Beachtenswertes leistet, wie in ihrem Fastenlied „Píseň pro čas postní“, zu Pisek im Jahre 1850 gedruckt, aber eine Sammlung ihrer Gedichte kam nicht unter die Presse. Glücklicher ist sie mit ihren Erzählungen, deren einige veröffentlicht wurden, als: „Bedřich. Povídka, zábavná“, d. i. Friedrich. Eine unterhaltende Erzählung (Neuhaus, bei Landfraß, o. J.); – „Bouře aneb: Oučinky zlého svědomí. Svobodně pracovano“, d. i. Sturm, oder die Folgen eines schlechten Gewissens (ebd. 1855, 8°.); – „Strašné noci v hradě Tollenštein aneb: Kostlivec“, d. i. Die Schreckensnächte im Schlosse Tollenstein, oder das Gerippe (ebd., o. J.), eine Uebersetzung aus dem Deutschen. Unter ihren kleineren Erzählungen und Novellen sind erwähnenswerth: „Dědeček“, d. i. Großväterchen, ein Seitenstück zu der „Babička“ [97] der Beatrix Nemec (Božena Němcova, Bd. XX, S. 172); – „Seznámeni na bale“, d. i. Die Bekanntschaft auf dem Balle; – „Msta“, d. i. Die Rache, ein Bild aus dem Landleben; – „Zlomek ze života chudého malíře“, d. i. Fragment aus dem Leben eines armen Malers; – „Novoroční dary“, d. i. Neujahrsgeschenke; – „Dobrodružství na dostovniku“, d. i. Abenteuer im Omnibus; – „Založeni vesnice Tukleky“, d. i. Die Gründung des Dorfes Tuklek, nach alten Ueberlieferungen. Von ihren dramatischen Arbeiten sind anzuführen: „Mstitel“, d. i. Der Rächer, ein Original-Ritterschauspiel in fünf Acten, und eine Uebersetzung des ungedruckten deutschen Ritterschauspiels „Der Bürgermeister von Marienburg“, als dessen Verfasser Franz Lubojacky bezeichnet wird. Ihre Gedichte bilden in Handschrift einen stattlichen Band von 36 engbeschriebenen Bogen. Es sind religiöse, patriotische, Liebeslieder, Elegien, Hymnen, Balladen, Romanzen und Declamationsstücke. Im Ganzen kunstlose, schlichte Ergüsse eines tiefempfindenden Gemüthes, worin, wie ihr beredter Anwalt Alfred Waldau selbst zugesteht, „viele Phrasen und Wendungen ihrem ganzen Wesen nach nur der unzweideutige Widerhall des Gelesenen sind“. „Trotzdem“, schreibt er weiter, „bleiben viele dieser Gedichte recht schöne, frische Feld- und Waldblumen, deren milder Wohlgeruch tausendmal angenehmer labt, als die nach Lavendelwasser duftende, auf Fauteuils und Causeusen faulende moderne Loreleypoesie“. Eine Auswahl davon theilt er in seinen „Böhmischen Naturdichtern“ mit.
Stroupežnická, Maria (čechische Dichterin, geb. um die Dreißiger-Jahre zu Pisek in Böhmen). Sie ist die Tochter unbemittelter Bürgersleute, genoß aber einen guten Elementar-Unterricht in der Schule. Erst fünfzehn Jahre alt, hatte sie das Unglück, ihre Mutter durch den Tod zu verlieren, wozu sich dann das Uebel gesellte, daß eine Stiefmutter ins Haus zog, mit welcher sich kein Einverständniß erzielen ließ. Als nun zum Ueberfluß eine unglückliche Liebe das Herz des Mädchens erfüllte, da blieb ihr in ihrer Verlassenheit nur noch ein Trost, die Lectüre guter und nützlicher Bücher. Die Einwirkung derselben auf ihr empfängliches Gemüth zeigte sich bald, denn sie versuchte, selbst poetisch zu schaffen. Im Juni 1848 schrieb sie ihre ersten Gedichte. An dieser Beschäftigung schien sie Freude zu haben, denn sie gab das Dichten nicht mehr auf und brachte bald Lieder in ansehnlicher Menge hervor. Von der Lyrik ging sie zum Drama über und verfaßte mehrere Lustspiele, dann ein Ritterschauspiel. Endlich versuchte sie sich, und zwar nicht ganz ohne Glück, in der Erzählung. Mehrere ihrer sozialen und historischen Erzeugnisse in dieser Dichtungsart erschienen im Druck, und über ihre Lustspiele fällte der bekannte čechisch Novellist und Dramaturg- Waldau (Alfred), Böhmische Naturdichter. Literarhistorische Studie (Prag 1860, Gerzabek, 12°.) S. 116. – Obrazy života, d. i. Bilder des Lebens (čechisches Unterhaltungsblatt, Prag, 4°.) 1859, S. 397: Artikel über Maria Stroupežnická, von J. Valdemar Jaroš.