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BLKÖ:Stubenberg, Johann Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 40 (1880), ab Seite: 132. (Quelle)
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25. Johann Wilhelm, genannt der „Unglückselige“ und auch der „unglückselige Selige“ (Infortunatus fortunatus) (geb. 1619, gest. zu Wien 12. April 1663). Vom Kapfenberger Aste. Ein Sohn des bei Jicin verunglückten [133] Rudolph [S. 135, Nr. 32] aus dessen dritter Ehe mit Justina von Zelking. Sein Kindesalter fällt in eine bewegte Zeit. Die Folgen der Schlacht am weißen Berge hatten unter seinen Standesgenossen und namentlich auch unter den Familien des steirischen Adels mannigfache Veränderungen herbeigeführt und auch ihn, der mit seiner Gemalin zunächst seinem Heimatlande Steiermark angehörte, in die Fremde getrieben, wo er, wenngleich in Wien gestorben, seine letzte Ruhestätte fand. Er war ein Mann von ungewöhnlichen Geistesgaben und umfassender Bildung. Ueber seine Jugend- und seine ersten Mannesjahre liegen nur lückenhafte Nachrichten vor. Die Jugendzeit scheint er in Böhmen verlebt zu haben, wo sein Vater, der eine Dame aus einem böhmischen Adelsgeschlechte, Katharina von Smiřitz, in zweiter Ehe zur Frau hatte, mehrere Jahre zubrachte und ein vorschnelles Ende fand. Während des dreißigjährigen Krieges scheint er größtentheils im Auslande gelebt zu haben. So z. B. wissen wir, daß er im Jahre 1638 in Oldenburg bei dem Herzog Anton Günther, einem der berühmtesten Pferdezüchter seiner Zeit, sich befand; auch war er auf dem Reichstage zu Regensburg zugegen und ritt ein Pferd aus dem Fugger’schen Gestüt zu Traetzberg. Es ist bekannt, daß der Weimar’sche Geheimrath und Hofmarschall Caspar von Teutleben im Jahre 1617 die nachmals berühmt gewordene fruchtbringende Gesellschaft oder den Palmenorden gründete. In diese interessante Gesellschaft, deren Geschichte wiederholt Gegenstand literarischer Abhandlungen war, trat Johann Wilhelm im Jahre 1648 (er zählte damals noch nicht 30 Jahre) unter dem Namen der „Unglückselige“ ein. Er gehört zu den bedeutenderen Mitgliedern dieses Ordens, dessen Hauptaufgabe die Reinigung und Vervollkommnung der deutschen Sprache bildete. Er übersetzte mehrere Romane aus fremden Sprachen, und zwar: „Eromena“, d. i. Liebes- und Heldengedichte aus dem Italienischen des Ritters Biondi (1656); – „Von menschlicher Vollkommenheit, aus dem Französischen des Ritters Sorel“ (1660); – des Verulamii „Vertrauliche Reden“; – des Palavicini „Samson“; – des Loredani „Geschichtliche Reden“; – „Clölia“. eine römische Geschichte (1664); – des Joh. Bapt. Marini „Coloander“; – ebendesselben „Wettstreit der Verzweifelten“; – des Johann Baptist Mancini „Dem Weisen ist verboten, zu dienen“; – des Assarini „Demetrius“; – des Franc. de Grenaille „Plaisir des Dames“; – unter dem Namen „Infortunatas fortunatus“ gab er die Schriften „Religions- und Profanfriede“, „Der wahre Syncretismus im römischen Reiche“ u. a. heraus. Er stand mit der berühmten Freifrau Margaretha Maria von Buwinghausen in gelehrtem Briefwechsel, und daß er im Palmenorden eine bevorzugte Stelle einnahm, erhellt aus einem Schreiben ddo. Weimar 9. Februar 1657, welches das damalige Oberhaupt des Palmenordens Herzog Wilhelm von Sachsen, genannt der „Schmackhafte“, an Stubenberg richtet und worin er ihm als dem „werten Unglückseligen, als einem .... sowohl von Person als stattlichen Geschicklichkeiten und Gemüthsgaben wohl bekannten Mitgliede“, die Aufnahme der österreichischen Grafen Notthaft, Sprinzenstein und Windischgrätz und des Freiherrn Schmied von Schwarzenborn in den Palmenorden aufträgt. Aber auch – wie bereits oben angedeutet worden – in den Cavaliers-Passionen war S. mehr als Dilettant, wenigstens weist darauf hin seine Schrift: „Norma seu regula armentorum recte ac perfecte instituendorum“, welche im Jahre 1662 in lateinischer Sprache in Wien erschien. Schon Wolfg. Helmhart von Hohberg, Verfasser des Buches „Adliches Landleben“, bemerkt in seiner „Georgica curiosa“ von Stubenberg’s Buche „Opus in paucorum manibus existens“. Stubenberg hat es den Magnaten und dem Adel Ungarns gewidmet und deshalb in lateinischer Sprache geschrieben. Das gedruckte in Groß-Quart herausgegebene Werk zählt 111 Seiten; einer der interessantesten Abschnitte darin ist jener über die Gestüte verschiedener Länder, worin Stubenberg ganz auf eigenen Füßen steht und seine auf den verschiedenen Reisen in fremder Herren Ländern gemachten Beobachtungen niederlegt. Im Jahre 1655 war Johann Wilhelm zugleich mit seinem Vetter Wolfgang (XIV.) in die ungarische Magnatentafel aufgenommen worden. Im J. 1642 hatte er sich mit Felicitas Dorothea Freiin von Eibiswald (geb. zu Gratz 13. Juli 1622) zu Schallaburg in Niederösterreich vermält, welche ihm zwei Söhne, Rudolph Wilhelm und Otto (VIII.), gebar. Des Letzteren Nachkommenschaft erlosch in seinen [134] Kindern, die des Ersteren im Jahre 1771 in seinem Enkel Wilhelm August. Felicitas Dorothea starb zu Regensburg am 16. December 1667. Johann Wilhelms Geburts- und Todestag wird aber sehr verschieden angegeben. Nach Einigen wurde er 1619 geboren und starb am 12. April 1663, nach Anderen wurde er 1631 geboren und starb am 1. Mai 1688. Auffallend in beiden Fällen ist die präcise Angabe des Todestages, was aber das Geburtsjahr 1631 betrifft, so ist es mit Rücksicht auf die Zeit des Todes seines Vaters ganz unmöglich. Auch der oben erwähnte Aufenthalt bei Anton Günther von Oldenburg 1638 spricht dagegen. [Kurze genealogische Beschreibung der Herren von Stubenberg. Geschrieben in Regensburg von J. Seifert im Jahre 1703. Manuscript im Besitze der Familie. – Barthold (J. W.), Geschichte der fruchtbringenden Gesellschaft (1848). – Kurz (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller (Leipzig 1859, B. G. Teubner, schm. 4°.) Bd. III, S. 235/b, 406/b und 412/a. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, fortgesetzt von Mühlfeld (Wien, 4°.) Jahrgang 1825, S. 872: „Grabschriften zu Kittsee“. – Porträte. 1) Unterschrift: „Johann Wilhelm Herr von Stubenberg auf Kapfenberg, Schallaburg und Lichtenberg, Erbschenk in Steyer, in der fruchtbringenden Gesellschaft der Unglückselige, Rudolphi Sohn. Brustbild in einem ovalen Lorbeerrahmen mit Stubenberg’s Wappen. Gestochen von Eimmart. – 2) Unterschrift: „Der Unglückselige“. Rechteckig eingerahmtes Brustbild. – 3) Unterschrift: „Johann Wilhelm Herr von Stubenberg auf Kapfenberg, Erbschenk in Steir, in der fruchtbringenden Gesellschaft der Vnglickselige genannt“. Brustbild in Allonge-Perrücke. Ovalrahmen. J. Franck sc. (kl. 8°.). – 4) Bildniß seiner Gemalin. Unterschrift: „Felicitas Dorothea Herrin von Stubenberg, geborne Freiin von Eibeswald“. G. C. Eimmart inc. Seitenstück zu 1.] –