BLKÖ:Sulkowski, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 40 (1880), ab Seite: 302. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Jozef Sułkowski in der Wikipedia
Jozef Sułkowski in Wikidata
GND-Eintrag: 118932233, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Sulkowski, Joseph|40|302|}}

4. Joseph Sulkowski (geb. 1774, gest. in Cairo 21. October 1798). Ein natürlicher Sohn des Fürsten Franz de Paula. Der Vater ließ ihm eine sorgfältige Erziehung zutheil werden. Besonders aber nahm sich der ältere Bruder desselben, Fürst August Kasimir[WS 1], des Knaben an, der nicht gewöhnliche Talente und großen Eifer in mathematischen Wissenschaften und in Sprachen zeigte. In ersteren hatte er den nachmaligen General Michael Sokolinski zum Lehrer. Im Jahre 1789 trat er in die königlich polnische Armee. Als im Mai 1791 die neue Verfassung gegeben wurde, veröffentlichte der 17jährige Jüngling die Flugschrift „Ostatni głos wolnego obywatela“, d. i. Das letzte Wort des freien Edelmanns, worin er mit Begeisterung für die Selbständigkeit des Landmanns und Gleichheit aller Stände eintritt. In dieser Schrift ist der Jüngling, als solcher schon erkennend, was seinem Vaterlande vor Allem Noth thue, seinen Zeitgenossen weit voraus. Im Feldzuge 1792 focht er unter General Zabiello tapfer gegen die Russen. Bei der Vertheidigung der Brücke über die Zelwia im Gouvernement Grodno erkämpfte er sich das Verdienstkreuz virtuti militari. Nach dem Beitritte des Königs Stanislaus August zur Conföderation von Targowice verließ er sein Vaterland und begab sich nach Frankreich, in der Absicht, daselbst in die Armee einzutreten. Aber der Wohlfahrtsausschuß, welcher an dem Grundsatze festhielt, daß kein Fremder in dem französischen Heere dienen könne, redete ihm dieses Vorhaben aus. Doch wollte man aus Sulkowski’s Talenten immerhin Nutzen ziehen, und da er die Kenntniß der arabischen Sprache besaß, schickte man ihn als Chargé d’affaires nach Constantinopel. Kaum dort angelangt, erhielt er Kunde von dem Aufstande der Polen unter Kosciuszko. Da hielt es ihn nicht länger. Heimlich ergriff er die Flucht und gelangte verkleidet durch die österreichischen Länder in seine Heimat, wo eben nach dem für die Republik unglücklichen Ausgange der Schlacht von Maciejowice das von Kosciuszko prophezeite Ende Polens seinen Anfang nahm (neuester Zeit wird bestritten, daß der Ausspruch: Finis Poloniae von ihm herrühre). Nach Kosciuszko’s Gefangennahme kehrte er nach Frankreich zurück, wo er zunächst einige Schriften erscheinen ließ, so über die letzte Erhebung seines Vaterlandes, über die Zustände in der Türkei. Da unter den veränderten politischen Verhältnissen seiner Einreihung in die französische Armee nichts im Wege stand, trat er als Capitän in dieselbe und wurde zu General Bonaparte, der damals in Italien stand, abgeschickt. Dieser lernte den energischen und kenntnißreichen jungen Mann bald schätzen und ernannte ihn zum Adjutanten in seinem Stabe. Als im Jahre 1796 die Expedition nach Egypten bewerkstelligt wurde, erhielt der des Arabischen kundige Sulkowski bei derselben seine Eintheilung. Er schiffte sich in Toulon ein, wohnte der Wegnahme Malta’s bei, kämpfte in der Schlacht bei den Pyramiden und bei der Einnahme von Cairo. Ebenso gewandt mit der Feder wie mit dem Schwerte, wurde er bald dem in Cairo organisirten gelehrten egyptischen Institute zugetheilt und zeigte sich bei den historischen Funden desselben vielfach thätig. In der Folge ward er von Napoleon gegen die von dem rothen Meere her anrückenden Mameluken zu Felde geschickt. In einem in der Nähe von Salah stattgefundenen hartnäckigen Gefechte, in welchem er mit bewunderungswürdiger Bravour kämpfte, erhielt er acht Hieb- und mehrere Schußwunden. In diesem Zustande brachte man ihn nach Cairo. Noch war er [303] nicht völlig hergestellt, als am 21. October 1798 der Aufruhr daselbst ausbrach. Um die aufständischen Massen zu beschwichtigen, trat er dazwischen und wagte sich, wider Bonaparte’s ausdrücklichen Befehl, in die entfernteren Stadttheile. Dort stellte sich ihm ein Rebellenhaufe entgegen, sein Pferd erhielt eine Wunde am Fuße, stürzte, er mit ihm, und nun zerfleischte die entfesselte Meute des blutrünstigen Pöbels den Kühnen, so daß man später nichts weiter als ein Stück seiner Montur fand. Er endete im Alter von erst 28 Jahren als Brigadechef, d. i. im Range eines Obersten. Um das Andenken des Tapferen zu wahren, verlieh Bonaparte einer der Schanzen Cairo’s den Namen „Fort Sulkowski“. Als mehrere Jahre später General Dembinski Egypten besuchte, errichtete dieser an der Stelle, wo Sulkowski geendet, demselben ein Denkmal. Wie hoch unser Held gehalten, wurde, beweisen am besten die Worte Carnot’s in einer Sitzung des Directoriums, in welcher man berieth, wer im Falle des Todes Bonaparte’s das Commando übernehmen werde. „Wenn wir“, sagte Carnot, „Bonaparte verlieren, so haben wir in Sulkowski den fertigen Feldherrn“. Selbst Napoleon erkannte ihm alle Eigenschaften eines großen Feldherrn zu. Im Jahre 1832 gab Hortensius de St. Albin Sulkowski’s Biographie und Schriften in französischer Sprache unter dem Titel heraus: „Mémoires historiques, politiques et militaires sur les révolutions de Pologne 1792, 1794; la campagne d’Italie 1796, 1797; l’expédition du Tyrol et les campagnes d’Egypte 1798, 1799“ (Paris 1832, A. Mesmer, 8°.). Eine polnische Uebersetzung dieses Werkes besorgte Ludwig Miłkowski und ließ sie mit Sulkowski’s Bildniß 1864[WS 2] bei J. K. Zupański in Posen erscheinen. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. August Kazimierz Sułkowski (Wikipedia).
  2. Vorlage: 1764.