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BLKÖ:Töltényi, Stanislaus von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tönninger, Georg
Band: 45 (1882), ab Seite: 235. (Quelle)
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Töltényi, Stanislaus von (Arzt und Poet, geb. zu Veszprim 1795, gest. zu Wien 1852). Von lutherischen Eltern. Er widmete sich anfangs der Landwirthschaft, wendete sich aber 1819 dem Studium der Medicin zu, welches er an der Pesther Hochschule beendete. 1825 zum Doctor promovirt, erwählte er den Lehrberuf in seinem Fache und wirkte von 1827 als Professor an der von Kaiser Joseph gegründeten medicinisch-chirurgischen Militärakademie (Josephinum). Später erhielt er den kaiserlichen Rathstitel, wurde auch 1841 in den Adelsstand erhoben und starb im Alter von 57 Jahren. Als Arzt schriftstellerisch thätig, gab er nachstehende Werke heraus: „Dissertatio inaug. medica sistens diagnosui erysijpelatis“ (Pestini 1825, 8°.); – „De principiis pathologiae generalis libri VI“ 2 Vol. (Vindobonae 1831, Gerold, 8°., maj.); – „Versuch einer Kritik der wissenschaftlichen Grundlage der Medicin“ 4 Bände (Wien 1838 bis 1840 (Heubner) gr. 8°.); – [236] „Pathologia et therapia generalis medico-chirurgica in usum praelectionum publicarum“ (Vindobonae 1843, Braumüller, 8°., maj.); auch begleitete er die zweite und verbesserte Auflage des Werkes von Wilhelm Ables „Die Arzneien und ihre Heiltugenden...“ (Wien 1845, Gerold, 8°.) mit einem Vorworte ein, und seine Ansichten über die eben damals neu auftretende homöopathische Heilmethode verwickelten ihn in eine wissenschaftliche Polemik; denn gegen seine Abhandlung: „Das Heilprincip und die Homöopathie“ erschien Phil. Anton Watzke’s „Erwiderung auf Prof. Töltényi’s Aufsatz: Das Heilprincip und die Homöopathie“ (Wien 1842, Braumüller), und auch Ludwig Grießelich polemisirte gegen ihn mit der Flugschrift: „Kritisch-polemische Blätter über die naturgetreue und die homöopathische Medicin des Herrn Prof, von Töltényi in Wien und über das bayerische Verbot vom 7. April 1842“ (Karlsruhe 1842, Mechlot, gr. 8°.). Ueber Töltényi’s Krankheitslehre bemerkt Dr. Bernhard Hirschel in seinem „Compendium der Geschichte der Medicin (Wien 1862, gr. 8°.) S. 495: „daß das System desselben sehr kunstvoll sei, obgleich es den Namen der Natur an der Stirne trage“. Unser Arzt war aber nicht blos medicinischer Schriftsteller, sondern zeichnete sich auch als ungarischer Poet aus, und zwar besonders in seinen jüngeren Jahren. Von seinen dichterischen Arbeiten kam jedoch nur ein kleiner Bruchtheil im Druck heraus, die meisten fanden sich als Manuscript in seinem Nachlasse vor. Er veröffentlichte: „Szonettek“, d. i. Sonette (Pesth 1820), welche Dichtungsform Kazinczy zuerst in den Garten der ungarischen Poesie verpflanzte, und in welcher sich nach ihm neben Szemere und Bartfay auch Töltenyi mit rühmlichem Erfolge versuchte; dann im Jahrgang 1820 des ungarischen Taschenbuchs „Aurora“ einige Gedichte; ein größeres episches Gedicht in Hexametern „Die Kriege der Religion“ blieb ungedruckt. Auch auf dramatischem Gebiete versuchte er sich, und hat er acht Dramen in Jamben geschrieben, deren einige auf Provinzialbühnen nicht ohne Erfolg aufgeführt wurden. In „Tudományos Gyüjtemény“, d. i. Wissenschaftliche Sammlung, sind etliche naturhistorische Arbeiten Töltényi’s enthalten. Das ereignißreiche Jahr 1848 nöthigte unseren Gelehrten wiederholt zu der Erklärung, daß die mit der Unterzeichnung Töltényi M. in der berüchtigten Häfner’schen[WS 1] „Constitution“ erschienenen Artikel nicht von ihm herrühren. Dieser M. Töltényi ist also eine von unserem Professor ganz verschiedene Persönlichkeit und war anfangs einer der fleißigsten Mitarbeiter genannter Zeitschrift. Fast jede Nummer brachte aus seiner Feder einen ungarnfreundlichen Artikel. Am 5. Juli 1848 begann er die Herausgabe eines eigenen Tageblattes unter dem Titel: „Ungarn und Deutschland“ (Wien bei Jasper, Hügel und Manz), dessen Motto lautete: „Reize den Ungarn nicht“, und als dessen verantwortlicher Redacteur sich eben M. Töltényi zeichnete. Das Blatt erschien täglich in einem halben Bogen in 4°. Am 30. August mit Nr. 47 hauchte es aus. Töltényi’s letzter Seufzer lautete: „Der bittere Haß und ein unausrottbares Vorurtheil gegen Ungarn, wodurch Alles, was Ungarn nur Gerechtigkeit[WS 2] widerfahren läßt, mit gehässigen Augen angesehen wird“ mache ihm das weitere Erscheinen seines Blattes, das er „mit Aufopferung seiner Gesundheit und einer nicht unbedeutenden [237] Summe“ geführt, unmöglich. „Ich trete dafür in das Blatt zurück (Constitution), in welchem ich meine Laufbahn begann, in dieses Blatt, welches das ehrenwertheste, consequenteste Blatt Wiens ist (!!) und welches Ungarn stets Gerechtigkeit widerfahren ließ.“ Diese Todesanzeige dürfte zu Töltényi’s Charakteristik genügen.

Kertbeny (C. M.). Album hundert ungarischer Dichter (Dresden und Pesth 1854, R. Schäfer und Hermann Geibel, 12°.) S. 522.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hafner’schen.
  2. Vorlage: Gerechtiigkeit.