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BLKÖ:Török von Szendrö, Nicolaus Casimir Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 45 (1882), ab Seite: 263. (Quelle)
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Török von Szendrö, Nicolaus Casimir Graf (k. k. Generalmajor und Gardewachtmeister der königlich ungarischen Leibgarde, geb. in Ungarn am 29. Februar 1812), ein Sohn des Grafen Joseph Török von Szendrö aus dessen Ehe mit Maria geborenen Baronin Vecsey und ein Bruder des Feldmarschall-Lieutenants Alexander Grafen Török de Szendrö. In jungen Jahren trat er in die kaiserliche Armee, wurde 1843 zweiter Rittmeister im Fürst Windischgrätz-Chevauxlegers-Regimente Nr. 4 und machte als solcher den ungarischen Feldzug in den Revolutionsjahren 1848 und 1849 mit. Török’s Biograph berichtet nun über denselben: „daß er von früher Jugend in zahlreichen Reiterstückchen jenen frischen und feurigen Soldatengeist bethätigt habe, der dem Militärstande immer eine höhere Weihe verleihe“. Der Graf ist aus einer guten Schule hervorgegangen, er gewann in Schlik ein prächtiges Vorbild und erlangte in der That unter diesem den Ruf eines vor keiner Aufgabe zurückschreckenden tollkühnen Reiterofficiers. Für sein ausgezeichnetes Verhalten vor dem Feinde 1849 erhielt er zunächst das Militär-Verdienstkreuz, dann den Orden der eisernen Krone mit der Kriegsdecoration. In letztgenanntem Jahre zum Major im 6. Gendarmerie-Regimente aufgerückt, wurde er im April 1851 disponibel, dann aber kam er am 12. Jänner 1852 zum 10. Huszaren-Regimente. In der Folge zum Oberstlieutenant ernannt, wurde er zunächst als Garde-Premierwachtmeister in der ersten Arcieren-Leibgarde eingetheilt, dann zum Obersten und Garde-Wachtmeister bei der 1867 wieder errichteten königlich ungarischen Leibgarde befördert und bekleidet gegenwärtig die Stelle eines kaiserlichen Generalmajors. Mit seinen Eigenschaften als tapferer und erprobter Reiterofficier verbindet aber der Graf auch noch eine andere, nicht minder bemerkenswerthe: für Herstellung und Ausführung der in der Gegenwart nur bei besonders festlichen Anlässen zur Darstellung gelangenden friedlichen ritterlichen Spiele in ganz ungewöhnlicher Weise begabt zu sein. Nur durch ihn wurden bei mehreren großen Festlichkeiten jene Caroussels ermöglicht, welche durch die Schönheit ihrer Zusammenstellung und die vollendete Sicherheit und Eleganz ihrer Ausführung allgemeine Bewunderung erregten. Das erste große Caroussel, dessen Leitung er übernommen hatte, fand am 31. August 1862 zur Feier der Enthüllung des Maria Theresien-Denkmals im Park der Wiener-Neustädter Militärakademie statt. An demselben nahmen durchwegs Neustädter Akademiker Theil. Das von dem Grafen zusammengestellte Festturnier, in welchem die Armee der Jetztzeit und jene aus den Tagen der großen Kaiserin vorgeführt wurden, bestand aus einem Einzug, einem Kopf-Caroussel, zwei Quadrillen, einem Waffentanz und einem Schlußgefecht, bei welchem Cavallerie, Infanterie und Artillerie nacheinander [264] und zuletzt vereint manövrirten. Die Figurinen und Pläne hatte die Staatsdruckerei ausgeführt. Das zweite große Caroussel fand am 17. April 1880 anläßlich der Vermälung unseres Kronprinzen Rudolph mit Prinzessin Stephanie von Belgien statt. Das Programm enthielt eine Reihe von Jagden: Hirsch-, Gemsen-, Falken-, Wildschwein- und Bärenjagd, und die Quadrillen der Falkeniere, Cavaliere, Herolde, eine Waffentanz-Quadrille und ein Kopfcaroussel. Am ganzen Caroussel nahmen 226 Personen, 142 Reit- und 20 Wagenpferde Theil. Graf Török, in Soldaten- und den hohen Adelskreisen eine allgemein beliebte Persönlichkeit, ist nicht nur, wie einer seiner Biographen meldete, ein schneidiger Cavallerist, er ist auch die Verkörperung eines echten Sportsmannes, im Reit- und Fuhrwesen gilt er als Autorität, ebenso als Pferdekenner, Abrichter und Zureiter, wozu sich noch die besondere Specialität des Grafen – das Carousselspiel – gesellt. Die liebenswürdigen Seiten seines jovialen soldatischen Wesens machen es ihm aber vor Allem möglich, das hohe Publicum, das er für die erwähnten Ritterspiele in Abrichtung nimmt, für diese schwierige Aufgabe zu discipliniren und fix und fertig zu machen. Graf Török vermälte sich am 2. März 1840 in erster Ehe mit Mathilde Henriette geborenen Gräfin Harnoncourt-Unverzagt (geb. 8. December 1821), welche er am 29. Jänner 1844, bald nach der Geburt seiner zweiten Tochter durch den Tod verlor. Seine zwei Töchter aus dieser Ehe sind: Sophie Claudine (geb. 6. December 1840) und Claudine (geb. 11. Jänner 1844). Letztere heiratete am 27. December 1865 Paul Freiherrn von Suini della Pieve d’Abignola [Bd. XL, S. 295], k. k. Feldmarschall-Lieutenant a. D., und ist seit 7. März 1873 Witwe, Am 20. Mai 1880 vermälte sich Graf Török zum zweiten Male, mit der k. k. Hofschauspielerin Johanna Buska [siehe diese S. 262].

Neue illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski, kl. Fol.) VIII. Jahrg. (1880), Nr. 30 und 31, S. 486 „General Graf Török“ [mit Darstellungen einzelner Gruppen des Caroussels von Lacy von Frecsai und Katzler]. – Fremdenblatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1862, Nr. 184.
Porträt. Unterschrift: „Generalmajor Graf Török“. Nach einer Photographie von R. Krziwanek. Holzschnitt in der „Neuen Illustrirten Zeitung“ 1880, Nr. 31.