BLKÖ:Tauber von Taubenfurt, Johann Nepomuk Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 124. (Quelle)
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Tauber von Taubenfurt, Johann Nepomuk Freiherr (Schriftsteller und Musikfreund, geb. in Mähren, wo er auch im 18. Jahrhunderte lebte und starb). Sein Vater möchte wohl der im Jahre 1747 in den Freiherrenstand erhobene Franz Erdmann Tauber von Taubenfurt und er selbst [125] ein naher Verwandter des Karl von Taubenfurt [s. d. Folg. S. 126], wenn nicht gar ein Bruder desselben sein. Von 1753 bis 1758 besuchte er in Wien die theresianische Ritter-Akademie. Nach beendeten Studien dem Staatsdienste in der politischen Sphäre sich widmend, wurde er Gubernialrath in Gratz, zuletzt in Brünn, in welchen Stellungen er durch seine pflichttreue Wirksamkeit sich so hervorthat, daß ihn die „Oesterreichische Biedermanns-Chronik“ als einen würdigen und herrlichen Mann und echten Gelehrten“ in die Reihe der Biedermänner aufnimmt, ohne jedoch zu verhehlen, daß verschiedene seiner Collegen ihn ob seines schriftstellerischen Wirkens verhöhnten und verachteten (!!)“. Was nun Tauber’s schriftstellerische Wirksamkeit betrifft, so war diese freilich nicht danach angethan, ihm den Beifall seiner Collegen zu erwerben; er ging darin so ziemlich seinen eigenen und eigenthümlichen Weg. Die Titel seiner Schriften sind: „Der Tempel in Gnidus in vier Gesängen; aus dem Französischen übersetzt“ (Wien 1770, Trattner, gr. 12°.); es ist dies eine Uebersetzung des bekannten oft gedruckten Werkes „Le temple de Gnide“ von Montesquieu, welches 1725 zuerst veröffentlicht wurde; – „Einfälle von Menschenerziehung“, drei Bände (Wien 1781 [Heubner], 8°.); dies Werk voll prächtiger Ideen über einen Gegenstand so alt wie die Menschheit und nie zu erschöpfen, da jede Zeit neue Ansichten fordert, erschien unter dem Pseudonym Borgnes; – „Ueber meine Violine . Sonitu quatit ungula campum“ (Wien 1780, Kurzböck, 188 S. , 8°.); weder eine Anweisung über das Violinspiel, noch ein Gedicht auf die Violine, sondern freie Gedankenspiele und Ansichten über politische, philosophische, ästhetische, psychologische, physiognomische, moralische und mitunter auch musikalische Gegenstände, welche der Verfasser nach einer kurzen, von Witz und Laune gewürzten und im Tone der Blumauer’schen „Aeneis“ gehaltenen Erzählung von Arion und von der Euridyce in 352 sogenannten Reflexionen des Capellmeisters, in heiterem Tone und in der Sprache eines Geigers mit stetiger Anwendung auf sein Instrument, ausspricht. Der Autor zeigt sich darin nicht blos als gründlicher Kenner der Musik, sondern wir erfahren auch daraus, daß er sich selbst in der Composition versucht habe. Die hie und da ausgesprochene Angabe, daß der in Rede Stehende diese Schrift unter dem Pseudonym Borgnes herausgegeben, ist unrichtig; nur seine „Einfälle über Menschenerziehung“ sind unter dem genannten Pseudonym erschienen. Ueberdies wird ihm noch die Urheberschaft eines „Anti-Lucian“ und der „Fragmente aus der Philosophie des Lebens, in Briefen und Gesprächen zwischen Hermogen und Lucil“ (Wien 1792, 8°.) zugeschrieben, von welchen jedoch nur der erste Theil erschienen ist. Doch mangeln zur bestimmten Annahme dieser Voraussetzung alle Anhaltspunkte. Weitere Nachrichten über diesen interessanten Mann fehlen. Auch über die Familie liegen wenig belangreiche Nachrichten vor. – Außer Johann Nepomuk und Karl war noch ein Franz Ludwig Freiherr Tauber von Taubenfurt Zögling der theresianischen Ritterakademie, und zwar von 1751 bis 1763, also durch volle zwölf Jahre, aber über diesen Letzteren, wie über spätere Mitglieder der Familie befinden wir uns ohne Nachrichten; da weder in Militär- noch Civilstaatsdiensten Mitglieder [126] derselben angeführt erscheinen, so dürfte diese wohl schon erloschen sein.

Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1784, Gebrüder von Redlich, 8°.). Erster (und einziger) Band, Seite 199.