BLKÖ:Terschak, Adolph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Terpinz, Fidelis
Band: 44 (1882), ab Seite: 9. (Quelle)
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Terschak, Adolph (Flötenvirtuos und Componist, geb. zu Prag am 21. April 1832). Als die „Dorpater Zeitung“ die Mittheilung brachte, daß Terschak zu Hermannstadt in Siebenbürgen im Jahre 1832 geboren sei, druckten ihr alle anderen Blätter diese unrichtige Angabe nach. Der in Rede Stehende ist ein geborener Prager, ein Böhme, wie es schon sein Name verräth, er kam aber bereits im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern nach Siebenbürgen. Diese hatten nichts weniger als die Absicht, ihren Sohn ausschließlich der Kunst zu widmen, sondern ließen ihn nur, da er Lust und Liebe zum Flötenspiel zeigte, bei dem am Hermannstädter Theater angestellten Flötisten von Bilowitz auf der Flöte unterweisen. Aber schon in einem Jahre wurde der Meister vom Schüler überholt, und nun setzte dieser seine Uebungen für sich allein fort, nahm aber zuletzt Unterricht in der Harmonielehre bei dem Regiments-Capellmeister Franz Pöffel und später bei dem Hermannstädter Stadtorganisten Zenker. Aus seinen Studien riß ihn die Bewegung des Jahres 1848. Hermannstadt fiel in die Hände der Insurgenten, und Terschak, als Anhänger der kaiserlichen Partei von jenen bedroht, flüchtete sich in die Walachei, wo er ein halbes Jahr in Noth lebte, aber auch den Gedanken faßte, sich fortan ganz der Kunst zu widmen. Nach der Rebellion kehrte er in das Haus der Eltern zurück, die ihn nun für einen praktischeren Lebensberuf, als jener eines Musikanten ihnen erschien, zu gewinnen suchten, aber, als er fest auf seinem Entschlusse beharrte, ihn besorgten Herzens 1850 nach Wien ziehen ließen, damit er seine musikalischen Studien daselbst fortsetze. Da um jene Zeit das während der Revolution geschlossene Conservatorium wieder eröffnet wurde, meldete er sich als Schüler zur Aufnahme, und in Würdigung seiner bereits erlangten Kenntnisse kam er in die oberste Classe. Während eines zweijährigen Lehrcurses unter Franz Zierer, Schlesinger und Simon Sechter machte er trotz empfindlicher Entbehrungen doch glänzende Fortschritte, unter Ersterem in der künstlerischen Behandlung der Flöte, unter den beiden Letzteren in den theoretischen Studien des Contrapunktes und der Harmonielehre. Nach vollendeten Studien besuchte er seine Angehörigen [10] in Siebenbürgen und trat dann Ende 1852 seine erste Kunstreise an. Er begab sich nach Berlin, wo sein Spiel solche Anerkennung fand, daß er sich bei Hof hören lassen durfte. Jetzt war die Bahn gebrochen. Von Berlin ging er nach Hamburg, und von da folgte er 1853 einer Einladung nach London, wo ihm die Gunst des einflußreichen Lords Stuart die Salons der Großen eröffnete. Er bereiste auch Irland und Schottland, wo er über 80 reich besuchte Concerte gab, und machte sich dann im Winter 1853 auf den Weg nach Paris. Auch hier erntete er reichen Beifall, durchzog darauf das südliche Frankreich, ließ sich in Lyon, Marseille u. s. w. hören und kehrte nach anderthalbjähriger Abwesenheit über Deutschland nach Siebenbürgen zurück. Im Februar 1856 trat er seine zweite Kunstreise, diesmal in östlicher Richtung an und besuchte Bukarest, Jassy, Odessa, Kiew, Moskau, in letzterer Stadt während der Kaiserkrönung concertirend, ging dann nach St. Petersburg, nahm von da über Liefland, Churland und Esthland die Richtung nach Asien und producirte seine Kunst in Nowgorod, Kasan, Katharinenburg, Omsk, Tomsk und in anderen Städten Sibiriens, durchreiste die weiten Steppen des inneren Rußland, wo es ihm nicht an den seltsamsten Reiseabenteuern fehlte, und traf nach anderthalbjähriger Abwesenheit über St. Petersburg, Warschau und Wien wieder in Hermannstadt ein. Nach längerem Aufenthalte daselbst unternahm er 1860 eine Kunstreise nach Prag, hielt sich dann geraume Zeit in Wien auf und besuchte 1863 Deutschland, wo er besonders in Bremen große Erfolge feierte. Nachdem man einige Jahre hindurch von dem Virtuosen nichts gehört hatte, erschien 1866 in Bukarest ein Heft rumänischer Musikcompositionen, das Terschak’s Namen auf dem Titelblatte trug. Damit verhielt es sich folgendermaßen. Fürst Cusa von Rumänien hatte an der Spitze seiner Aristokratie den Componisten aufgefordert, eine rumänische Musikliteratur zusammenzustellen, und Letzterer sich auch dieser Aufgabe unterzogen. Das Heft erschien wenige Tage vor der gezwungenen Abdankung des Fürsten. In der Folge lebte der Künstler in Wien, wo er von Zeit zu Zeit durch Herausgabe eines Tonstückes ein Lebenszeichen von sich gab, aber schon seit Jahren ist nichts von ihm zu hören, nur ein in Linz erschienenes kirchliches Tonstück läßt seinen Aufenthalt daselbst vermuthen. Die Zahl seiner Compositionen, meist für die Flöte, aber auch einzelne für das Piano, welche Anfangs bei Kistner, dann bei Breitkopf, Scholtz und in den letzteren Jahren in Wien erschienen sind, mag nahezu das Hundert erreichen. Einzelne davon erheben sich über den banalen Charakter gewöhnlicher Virtuosenstücklein, und wir führen davon an: „VI Morceaux“ 1) Reproche, 2) Adieu, 3) Marche des Arabes, 4) Scherzo, 5) Vision, 6) Danse de Montagnards, Op. 19 (Wien 1860, Wessely); – „Saltarella pour flûte, vclle. et piano“ Op. 20; – „Barcarolle et Humoresque“ Op. 21 (Wien 1861, Haslinger); – „VI pensées fugitives“ 1) L’espérance, 2) Romance italienne, 3) L’inquiétude, 4) Idylle, 3) Chanson à boire, 6) Danse rustique (Wien 1861, Spina) – „La joie, pour flûte avec piano“ Op. 40 (Prag 1861, Christoph und Kuhé); – „Salut à Moscou. Mazourka“ Op. 46 (Wien 1861, Spina); – „Sommernächte. Sechs Lieder ohne Worte für Pianoforte und Flöte“ Op. 59 (Wien 1862, [11] Haslinger); – „Transscriptionen im leichten Styl für Flöte und Pianoforte“ 1) Rigoletto, 2) Trovatore, 3) La Traviata, Op. 67 (Wien 1864, Haslinger); – „Dom Sebastian de Donizetti, fantaisie facile“ Op. 68 (Wien 1865, Spina); – „Zwölf oberösterreichische Alpenlieder. Für Flöte und Pianoforte“ Op. 81, zwei Hefte (Wien 1866, Spina); – „Six duos faciles pour 2 flûtes“ Op. 82 (Wien 1868); – „Ave Maria“ für Sopran ober Tenor mit gemischtem Chor und obligater Flöte, zwei Clarinetten, zwei Violinen, Viola, Cello und Baß, Partitur und Stimme ohne Opuszahl (Linz 1869, Donner’sche Buchhandlung); – „Le fou“, eine Composition, welche den Componisten in Berlin mit einem verrückten Liebhaber in fast bedrohlichen Conflict brachte. Was Terschak als Flötenspieler betrifft, so ist sein Spiel seelenvoll, rein im Ton, sowohl im Forte als im Piano, im Decrescendo von einer unnachahmlichen; Bravour, im Vortrag voll Kraft und; Fülle, im Klang ungemein sympathisch, in der Technik meisterhaft.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 10. April 1858, Nr. 771, S. 239: „Adolph Terschak“. – Gmundener Wochenblatt (4°.) XVIII. Jahrg., 1868, Nr. 31 und 32. – Der Satellit (Kronstädter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1856, Nr. 8; 1857, Nr. 23: „Geschicke eines Salonstücks für die Flöte“.
Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in obengenannter Nummer der „Illustrirten Zeitung“.