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BLKÖ:Thurn-Valsassina, Franz Bernhard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 45 (1882), ab Seite: 101. (Quelle)
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13. Franz Bernhard gest. zu Straßburg an der Drewencz im Jahre 1628), ein Sohn des Grafen Heinrich Matthias aus dessen erster Ehe mit der Tochter Bernhards von Gall auf Losdorf und Asparn im Viertel u. M., trat in die Fußstapfen seines Vaters und kämpfte gegen Oesterreich. An der Spitze eines mährischen Regiments focht er 1620 in der Schlacht am weißen Berge mit großer Tapferkeit und wollte nach verlorener Schlacht die Stadt Prag noch mit den etwa verfügbaren siebzehn Fähnlein halten, aber der Fürst von Anhalt bestand auf schleuniger Flucht, damit Friedrich von der Pfalz nicht von den Pragern den Siegern ausgeliefert werde. Nun wurde Thurn durch Boucquoy für Letztere gewonnen und von diesem auch beredet, mit dem Reste seiner Leute von ungefähr vierhundert Mann sich der Expedition gegen die von einem Trupp Engländer besetzte Burg Karlstein anzuschließen. Aber dem jungen Grafen dünkte es unter den Siegern bald nicht recht geheuer, und er suchte Sicherheit im Lager des Markgrafen von Jägerndorf, der den hoffnungslosen Krieg fortsetzte. Er übernahm die Vertheidigung von Glatz, welches am 26. October 1621 capitulirte. Unter Denen, die freien Abzug erhielten, befand sich auch Franz Bernhard. Im Jahre 1623 führte er in dem Heere des Herzogs Christian von Braunschweig eine Schaar von über 1000 Reitern an. In der Schlacht bei Stadtlau am 6. August, in welcher der Braunschweiger geschlagen wurde, trug er eine schwere Verwundung davon. Wieder genesen, trat er in den Dienst des Königs von Schweden, der gegen die Polen zu Felde lag. Daselbst kämpfte er 1625 mit Erfolg gegen die Lithauer bei Semgallen. Im September des nächsten Jahres spielte er den Polen einen schlimmen Streich. Ihrem Lager an der Weichsel so nahe als möglich rückend, führte er eine Schanze auf, unter welcher er eine Mine[WS 1] anlegte, die er mit Pulver ausfüllen ließ. Dann stellte er sich so, als ob er die Position nicht halten könne und sie verlassen müsse. Und von den Polen, welche herankamen, um die verlassene Schanze in Besitz zu nehmen, sprengte die entzündete Mine über 400 Mann in die Luft. Auch führte er in diesem Feldzuge noch manchen glücklichen Angriff aus. Im Jahre 1627 drang er mit etlichen tausend Streitern in das Brandenburg’sche, belagerte die Burg zu Lochstädt und zwang deren Besatzung zu einem fünfmonatlichen Neutralitätsvertrage, Darauf besetzte er mit drei Regimentern Pillau. Als dann König Gustav Adolph beim Heere eintraf, ging Thurn daran, die Schiffbrücke bei Dirschau, die im Jahre vorher zerstört worden war, wieder herzustellen. Da erschienen im Danziger Werder gegen zweitausend Polen, um ihn an seinem Vorhaben zu verhindern. König Gustav Adolph[WS 2] ging nun mit Thurn und etwa 600 Mann zu Schiffe und suchte die Polen unter das Feuer der Seinen zu bringen; wohl gelang ihm dies, aber er selbst erhielt eine Kugel in die rechte Hüfte und Thurn einen Schuß in den rechten Arm. Wohl an den Folgen dieser Wunde starb der Graf im nächsten Jahre, vom Könige, „der ihn sehr lieb gewonnen hatte“, tief betrauert. Franz Bernhard war mit Magdalena geborenen Gräfin Hardeck vermält. Diese schenkte ihm zwei Söhne. Der ältere hieß Christian; vergleiche über ihn [S. 99, Nr. 5]; der jüngere, nach seinem Großvater Heinrich Matthias getauft, war wie Bruder und Vater Kriegsmann in schwedischen Diensten. Im Jahre 1654 Gouverneur von Esthland, übernahm er in dieser Eigenschaft das Commando in der von den Russen belagerten Stadt Riga. Bei einem Ausfall, den er in Person befehligte, wurde er übermannt und ihm von den Russen der Kopf abgehauen. Seiner Gemalin, einer geborenen Markgräfin von Baden (geb. 5. December 1623, gest. 1661). welche er 1648 zu Uckermünde in Pommern als Witwe des schwedischen Feldmarschalls Banner geehelicht hatte, wurde auf ihr Verlangen das Haupt zugeschickt. Sie lohnte den Ueberbringer mit hundert Ducaten. Als derselbe mit seinem Golde bei den Russen ankam, hieben ihn diese zusammen und nahmen ihm dasselbe ab. Mit Heinrich Matthias erlosch diese ältere böhmische Linie der Thurn, die seit Heinrich Matthias, dem böhmischen Rebellen, ihr Heil im Auslande gesucht, in welchem Sohn [102] und zwei Enkel ihr Ende im Kriege fanden. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Minne.
  2. Vorlage: Gustaph Adolph.