BLKÖ:Tilscher (Tilser), Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 162. (Quelle)
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Tilscher, auch Tilser geschrieben, Franz (Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. zu Budětsko in Mähren am 12. Juni 1825). Seine Studien legte er am Gymnasium, dann an der ständischen Akademie, zuletzt an der philosophischen und juridischen Facultät der Hochschule in Olmütz zurück. Nachdem er die Jurisprudenz beendigt hatte, trat er, seiner vorherrschenden Neigung zu exacten Studien folgend, 1849 als Frequentant in das k. k. Mineurcorps ein. 1850 wurde er zu seiner vollständigen militärwissenschaftlichen Ausbildung in der k. k. Ingenieur-Akademie zu Wien aufgenommen. Am 18. August 1851 zum Lieutenant in der k. k. Genietruppe ernannt, fand er zunächst bei dem Genie-Regimente in Krems Verwendung, kam aber noch in demselben Jahre zur Beendung des höheren Geniecurses in die nach Klosterbruck bei Znaim übersiedelte Genie-Akademie. Nach Abschluß dieses Curses 1854 als Oberlieutenant des Geniestabes der Geniedirection in Mailand zugetheilt, wirkte er im folgenden Jahre als Professor der beschreibenden Geometrie und Stereometrie an der Genie-Akademie daselbst. 1757 zum Hauptmann des Geniestabes befördert, blieb er in dieser Stellung bis October 1864, worauf er an dem reorganisirten utraquistischen polytechnischen Institute des Königreichs Böhmen als Professor der beschreibenden Geometrie und Stereometrie mit čechischer Unterrichtssprache angestellt wurde. 1870 bekleidete er die Rectorswürde an dem mittlerweile selbständig gewordenen čechischen polytechnischen Landesinstitute. Am politischen Leben betheiligt er sich seit 1869, in diesem Jahre und später zu wiederholten Malen wurde er von den Bergstädten Přibram und Birkenberg in den böhmischen Landtag gewählt, welcher ihn 1873 in den Reichsrath entsendete. Auch gegenwärtig sitzt er in beiden Körperschaften, in ersterer die Landgemeinden der Bezirke Böhmisch-Brod und Schwarz-Kosteleć, in letzterer den Landgemeinden-Wahlkreis der Bezirke Karolinenthal und Brandeis vertretend. Als offener Vertreter der Fortschrittsidee hat er sich der Partei der Jungčechen angeschlossen. Bereits als Officier des k. k. Geniecorps war er in seinem Fache wissenschaftlich thätig und gab heraus: „Die Lehre der geometrischen Beleuchtungsconstruction und deren Anwendung auf das technische Zeichnen. Für technische Lehranstalten und zum Selbstunterrichte“, mit einem Atlas von dreizehn lithographirten Tafeln und ein Farbendruck (Wien 1862, Gerold, gr. 8°., Tafeln in Qu.-Fol.); – eine „Darstellende Geometrie für den Gebrauch der k. k. Genie-Akademie“ (1862 nur lithographirt). Später bei seinem Uebertritte ins Lehrfach veröffentlichte er: „System der technisch-malerischen Perspective. Für technische Lehranstalten, Kunstakademien und zum Selbstunterrichte“, drei Abtheilungen mit einem Atlas von sechzehn lithographirten und zwei Farbendruck-Tafeln (Prag 1865 u. 1866, Tempsky, gr. 8°., Tafeln in gr. Qu.-Fol.); – „Soustava deskriptivni geometrie. Vyvinuta dle nove methody a hledíc jejímu upotřebení ve všech odborech praxe technické jakož i umění vytvarného. Dil prvni“, d. i. System der beschreibenden Stereometrie, entwickelt nach einer neuen Methode, deren Benützung in allen Zweigen der technischen Praxis und bildenden Kunst anstrebend. Erster Theil (Prag 1870, Gregr und Dattl, [163] 8°. und Atlas mit sechs Tafeln in 4°.). In den Abhandlungen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften veröffentlichte er seine „Grundlagen der Ikonognosie“, worin er die Nothwendigkeit der Begründung einer allgemeinen Wissenschaft bildlicher Darstellungen analog der Wissenschaft der Sprache nachzuweisen begann, nachdem er das System dieses reformatorischen Werkes bereits 1875 sichergestellt hatte. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde er von Seiner Majestät mit der großen goldenen Medaille litteris et artibus ausgezeichnet und von der böhmischen Akademie der Wissenschaften 1866 zu ihrem außerordentlichen Mitgliede ernannt; überdies ist Tilscher Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereine. Bevor die böhmische Frage acut wurde, schrieb er seinen Namen deutsch: Tilscher, dann aber čechisch: Tilšer.

Der Kamerad (Wiener Soldatenblatt, 4°.) 1864, Nr. 76. – Zarncke (Friedrich). Literarisches Centralblatt (Leipzig, 4°.) 1867, Nr. 14, Sp. 377.
Porträt. Holzschnitt im VIII. Jahrgange (1880), Nr. 18, der „Neuen Illustrirten Zeitung“ (Wien, Zamarski), in einem der drei Gruppenbilder, in welchen das genannte Blatt die Porträte der Abgeordneten des österreichischen Reichsrathes brachte.