BLKÖ:Timlich, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 163. (Quelle)
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Timlich, Karl (Schriftsteller und Kupferstecher, geb. in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, Todesjahr unbekannt). Es ist ein curioser Kauz, der mit dem Degen, dem Grabstichel und der Feder zugleich, und mit dieser als Fachmann, als Poet und Culturhistoriker, umzugehen verstand. Ursprünglich Fechtmeister seines Zeichens, lebte er als solcher in Wien. Sein erstes, Werk ist ein poetisches und betitelt sich: „Gilbert und Zadine, ein Gedicht“ (Wien 1785, Gräffer, 8°.); – dann gab er heraus: „Abhandlung der Fechtkunst auf den Stoss“ (Wien 1807, Tendler, mit KK.), wozu er die Kupfer selbst stach; – „Sammlung merkwürdiger Nationalcostüme des Königreichs Ungarn und Croatien, nach der Natur gezeichnet in 60 Blättern“ (Wien 1816, Schaumburg, 4°., 60 Thlr.); – „Roland, ein Gedicht in vier Gesängen nach Ariost“ (Wien 1818, Tendler, 8°., mit 1 K.), worüber Gödeke schreibt: „an sich kein übler Gedanke, aus einem Epos Gestalten zu selbständigen Geschicken herauszuheben, nur wäre dann wirkliche Schöpferkraft erforderlich gewesen“; – und in zweiter Auflage das Werk des Forstmeisters L. Hofmann: „Der vollkommene Jäger mit dem Vorstehhunde und sichere Schütze“ (Wien 1824, Tendler, mit 6 KK.), wozu er auch die sechs Tafeln gestochen hat. Ueberdies stach er noch Anderes, so z. B. Vignetten zu einem Militär-Almanach. Im Jahre 1809 aber focht ihn, wie uns der alte Gräffer in seiner kaustischen Weise berichtet, „eine absonderliche Speculation an, eine Courage eigener Art. Kaum war die Aspernschlacht geschlagen, so trat Timlich auf mit dem gestochenen Plane derselben. Der Plan war fast ganz falsch, nur so aus dem Stegreif, der Länge nach auf einem halben Bogen. Und nun was thut Timlich? Er nimmt ein paar Hundert Abdrücke, legt sie aus den Arm, wie die Zettelträger, und geht aus. Er geht über den Salzgries. Die Leute schauen: sie fragen. „Die Schlacht von Eßling“, sagt er, „die Schlacht von Eßling ganz neu; kostet einen Gulden!“ in zehn Minuten hat er fünfzig verkauft. Er geht weiter über den Fischmarkt, verkauft wieder fünfzig oder mehr oder weniger. Er geht weiter zum rothen Thurm hinaus; er verkauft wieder fünfzig oder weniger oder mehr. Er geht über [164] die Schlagbrücke (Rothethurmbrücke), nimmt Platz auf einer grünen Bank bei Hugelmann heraußen; legt seine Waare auf den Schoos, verkauft wieder fünfzig oder mehr oder weniger. Plötzlich steht er auf und läuft, so schnell seine kolossale plumpe Figur gestattet, zum Kupferdrucker, wieder eine Partie abzuholen, zu schnellem Verkaufe fünfhundert oder weniger oder mehr. Athemlos sitzt er wieder bei Hugelmann, und so geht es fort. Ich will nur sagen: Alles das mitten unter den geschlagenen Franzosen, die gerade die Käufer der meisten Exemplare waren. Und nicht ein Haar wurde dem Manne gekrümmt! Timlich’s Freunde und Bekannte, deren er viele hatte, da er ein rechtschaffener Mann, fürchteten für ihn, aber er lachte, dampfte fort aus seiner Riesenpfeife und warf einen Blick auf seinen alten Hühnerhund. Auf dem Plane stand nicht Aspern, sondern Eßling, wie die Franzosen die Schlacht nannten. Der Plan ward auch bei Geistinger auf dem Kohlmarkt verkauft“. Ein Exemplar dieses so merkwürdigen Schlachtplanes gehört heute zu den größten Seltenheiten. 1826 war Timlich noch am Leben.

Böckh (Franz Heinrich). Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache (Wien 1821, Bauer, kl. 8°.) S. 52. – Raßmann (Friedrich). Pantheon deutscher jetzt lebender Dichter und in die Belletristik eingreifender Schriftsteller, begleitet mit kurzen biographischen[WS 1] Notizen... (Helmstädt 1823, C. G. Fleckeisen, 8°.) S. 337.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: biograpischen.