BLKÖ:Ueberfelder, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 48 (1883), ab Seite: 218. (Quelle) | |||
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[219] Wenn er auch von M. Lexer durch dessen spätere musterhafte Arbeiten überholt worden ist, so schmälert dies nicht im Mindesten sein Verdienst, und sein von dem langjährigen Redacteur der „Klagenfurter Zeitung“ Simon Martin Meyer herausgegebenes „Kärnthnerisches Idiotikon“ (Klagenfurt 1862, Leon, VIII und 262 S., kl. 8°.) bleibt ein schönes Denkmal seiner sprachlichen Forschungen und seines philologischen Scharfsinns. In früherer Zeit bekundete er sich durch seine trefflichen Acrosticha als einen gewandten und sicheren Lateiner. In dem Nachrufe, der den würdigen Mann mit aller Wärme des Herzens feiert, heißt es an einer Stelle: „O, es wird wohl Niemand lächeln, daß so viel Aufhebens geschehe um einen schlichten Priester. Aber welch ein Priester!“ Wenn man bei solch einem Manne des Hocuspocus gedenkt, mit welchem durch den in böswilligster Weise ausgedehnten Culturkampf die Gemüther von Millionen tief erbittert werden und der sittlichen Verlotterung Thür und Angel sich öffnet, da möchte man doch – – – –
Ueberfelder, Anton (Pfarrer und Dialektforscher, geb. zu Olsa bei Friesach am 5. Juni 1803, gest. zu Tiffen in Kärnthen am 5. September 1860). Nachdem er die theologischen Studien beendet hatte, wirkte er mehrere Jahre als Caplan, dann als Spätprediger bei St. Peter und Paul in Klagenfurt. Um das Jahr 1845 wurde er Pfarrer zu Tiffen und fünf Jahre später Bürgermeister der großen Gemeinde Steindorf. Was Ueberfelder in beiden Stellungen seinen Pfarrkindern und seiner Gemeinde gewesen, steht mit warmherzigen Worten geschildert in dem Seite 219 in den Quellen angeführten Nekrologe. Er war ein ausgezeichneter Homilet, und nicht selten kamen die Leute aus Klagenfurt zu den geistvollen, milden und melodiösen Kanzelreden, mit welchen er besonders bei festlichen Anlässen in der Pfarrkirche zu Feldkirchen die Andächtigen fesselte. Obwohl schon alternd und seit längerer Zeit kränkelnd, besuchte er doch von seinem Pfarrsitze am Berge die meist verstreuten noch höher gelegenen Orte seiner Pfarre mit immer gleicher Unverdrossenheit, wie er denn überhaupt die schweren Pflichten der Seelsorge, am Krankenbette, im Beichtstuhle, in rast- und geräuschloser Stille übte. Als Bürgermeister trat sein humaner Sinn in besonderer Liebenswürdigkeit hervor. Galt es in den schweren kriegerischen Zeiten, dem so vielen Mühen und Entbehrungen ausgesetzten Soldaten ein schützendes Obdach und freundliche Pflege durch Einquartierung zu bereiten, da fragte er nicht danach, ob es ein Sohn Germaniens oder der Puszta, ein feuriger Huszar oder ein slavischer Krieger war, die Leute fanden alle und immer gute Unterkunft und treffliche Verpflegung. Dieses weltliche Amt trug ihm nichts ein, aber er übte es mit solcher Gewissenhaftigkeit wie sein beschwerliches Pfarramt, und sein Nachruf bezeichnet ihn als einen der tüchtigsten und verdientesten Gemeindevorstände, die es je gegeben hat. Ueberdies war er ein Wohlthäter der Bedürftigen und gab, wenn es in der Armen- und Gemeindecasse fehlte, aus Eigenem. Doch auch kenntnißreich und ein Freund seines Volkes, vertiefte er sich in Forschungen über dessen Sprache. Er war der Erste, der besonders die in Mittelkärnthen gebräuchlichen volksthümlichen Ausdrücke sammelte und sie nicht nur auf das Reindeutsche zu reduciren und zu erklären, sondern auch ihre Wurzeln oft sehr sinnreich aus der deutschen verwandten oder aber aus fremden Sprachen nachzuweisen suchte.- Carinthia (Unterhaltungsbeilage der „Klagenfurter Zeitung“) 50. Jahrg., 6. October 1860, Nr. 20: „Anton Ueberfelder, Pfarrer in Tiffen, todt“. Von Dr. L. Wenger. – Hermann (Heinrich). Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern. III. Band, 3. Heft: Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790 bis 1857 (1859) oder der neuesten Zeit (Klagenfurt 1860, Leon, 8°.) S. 204.