BLKÖ:Ungnad, Johann (III.) (Hans)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 182. (Quelle)
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13. Johann (III.) (Hans) (geb. 1493, gest. 27. December 1564). Ein Sohn Johanns (II.) aus dessen Ehe mit Margaretha Lochner, brachte er seine Jugendzeit am Hofe Kaiser Maximilians I. zu, dessen ritterliche Tugenden ihm ein glänzendes Beispiel boten, dem er nachzustreben suchte. Er wurde Landeshauptmann in Steier und kämpfte als solcher 1532 bei Linz gegen die Türken mit glücklichem Erfolge; weniger glücklich 1537 in Ungarn. 1540 wurde er von Kaiser Ferdinand zum [183] obersten Feldhauptmann der fünf niederösterreichischen, windischen und croatischen Lande bestellt, und im Feldzuge 1542 gegen die Türken befehligte er einen Trupp von tausend Reitern. Zu seiner Zeit drang auch die protestantische Lehre in die österreichischen Lande und fand an ihm wie an vielen Adeligen einen einflußreichen Bekenner. Als der Widerstand und die Verfolgungen der Regierung gegen den neuen Glauben immer mehr zunahmen, legte Johann alle seine Ehrenämter nieder und verließ 1554 sein Vaterland und wanderte aus. Später wählte er Württemberg zu bleibendem Aufenthalt. Daselbst beginnt nun jene Wirksamkeit des Freiherrn, die seinem Namen ein bleibendes Andenken in der Culturgeschichte sichert. Vom Herzog von Württemberg erhielt er das Städtchen Urach zum Aufenthalte und zur Wohnung den Münchhof, das ehemalige Stift St. Amandi, angewiesen. Da ihm die Einkünfte von seinen Besitzungen in Oesterreich belassen worden waren, so lebte er sehr glänzend, hatte einen Secretär, einen Stallmeister und sogar einen kleinen Hof. In Urach war es nun, wo er ansehnliche Summen für den Druck slovenischer Bücher verwendete. Es wurde eine Art slavischer Bibelgesellschaft in Württemberg unterhalten, zu welcher Fürsten, Adelige und protestantische Städte Deutschlands mehr oder minder ansehnliche Summen beisteuerten. Dalmatin, Trüber und Stephan Consul aus Pinguente in Istrien mit Ungnad an der Spitze waren die Hauptförderer des Unternehmens, dem sogar Kaiser Maximilian II. eine Summe von 400 fl. spendete. Diese Bibelgesellschaft druckte ABC-Büchlein, Katechismen, Postillen, Predigten, Apologien, geistliche Lieder und Bibeln augsburgischer Confession beider Testamente und Anderes. Dr. V. F. Klun in seinen „Beiträgen zur slovenischen Literaturgeschichte“, welche im Gratzer „Aufmerksamen“, 1856, Nr. 25 und 26 abgedruckt sind, gibt eine höchstinteressante und ausführliche Darstellung der Thätigkeit Ungnad’s und dessen Genossen. Im Jahre 1564 besuchte Ungnad seine Schwester Elisabeth verwitwete Gräfin Schlik zu Winteritz in Böhmen. Die durch den Tod Kaiser Ferdinands I. und den Regierungsantritt Maximilians II. geweckten Hoffnungen auf eine Verbesserung der Lage der Protestanten in Oesterreich mögen wohl auch zu dieser Reise das Ihrige beigetragen haben. Die Ankunft Maximilians II. in Prag stand bevor, und Johann dachte daselbst dem Kaiser seine Aufwartung zu machen, doch um Weihnachten befiel ihn ein Katarrh, dem er in wenigen Tagen erlag. Noch auf seinem Todtenbette empfahl er seiner Gemalin die Druckerei der slavischen Bücher, „denn, sagte er, es sei sein Schatz!“ Die Leiche wurde nach Tübingen gebracht und auf des Herzogs Befehl an der Seite des Herzogs Ulrich in der Stiftkirche beigesetzt. Johann Ungnad hatte sich zweimal vermält, zuerst mit Anna Gräfin Thurn, die ihm zwanzig Söhne und vier Töchter gebar, und zum zweiten Male am 1. Juli 1555 mit Magdalena Gräfin Barby, welche ihm zwei Söhne schenkte und bald nach seinem Tode, auf der Reise, im Alter von 31 Jahren am 16. November 1565 zu Wien das Zeitliche segnete. Ungeachtet so zahlreicher Nachkommenschaft erlosch doch diese Linie bald, und war es seinem Bruder Andreas vorbehalten, das Geschlecht fortzupflanzen. Von Johanns Kindern starben die aus zweiter Ehe beide unverehelicht. Von den Sprossen aus erster Ehe war Ludwig kaiserlicher Oberst und Hofmarschall, Christoph ebenfalls Oberst und Commandant zu Erlau in Ungarn, und über Simon wird unter Nr. 16 berichtet. [Dresser (M.). Ungnadische Chronika (Leipzig 1602, 4°.) S. 123. – Schnurrer (Chr. Fr). Slavischer Bücherdruck in Württemberg im sechzehnten Jahrhundert (Tübingen 1799, Cotta, gr. 8°.). – Dobrowsky (Jos.). Slavin. Beiträge zur Kenntniß der alten und neuen slavischen Literatur, der Sprachkunde nach allen Mundarten, der Geschichte und der Alterthümer (Prag 1868,. 8°.) S. 155 u. f. – Valvasor. Ehre des Herzogthums Krain, Bd. II, S. 346 und 461.] –