BLKÖ:Vašek, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 303. (Quelle)
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Vašek, Anton (Schriftsteller, geb. zu Freiheitsau (Haj) in Oesterreichisch-Schlesien am 11. November 1829). Von 1842 bis 1848 besuchte er das Gymnasium, 1849 den ersten philosophischen Jahrgang (damals Logik genannt) in Olmütz, 1850 den zweiten (Rhetorik) in Prag, wo er an der Universität sodann dem Studium der Philosophie und Philologie unter I. J. Hanuš [Bd. VII, S. 339] und Čelakovský [Bd. II, S. 315] sich widmete. Als Letzterer nach Breslau übersiedelte, setzte Vašek seine Studien für sich selbst in Prag fort. 1856 und 1857 bildete er sich in Wien zu seinem Berufe heran und legte daselbst auch im letztgenannten Jahre seine Lehramtsprüfung aus dem Lateinischen und Griechischen und im nächstfolgenden aus dem Čechischen ab. 1857–1858 wirkte er als Supplent am Gymnasium zu Troppau, noch 1858 wurde er wirklicher Professor am Gymnasium zu Iglau, kam in gleicher Eigenschaft später nach Kaschau in Ungarn und 1860 wieder nach Troppau, wo er čechische, lateinische und griechische Sprache und Literatur lehrte. Zuletzt als Professor an das k. k. Obergymnasium mit čechischer Unterrichtssprache in Brünn versetzt, ist er daselbst in dieser Stellung noch zur Stunde thätig. In Schlesien, während seiner Dienstzeit in Troppau, beschäftigte er sich neben seinem lehramtlichen Berufe mit der Propaganda für čechische Sprache und Literatur, um welche sich damals die Schlesier, insbesondere die Troppauer, gar nicht oder doch nur wenig kümmerten. Und weil er eben das Čechische so schlecht bestellt fand in dem vorwiegend deutschen Kronlande, in dem der čechisch-nationale Gedanke weder ein Bedürfniß noch überhaupt erwacht war, begann er, als 1860 das October-Diplom, mit welchem die Saat des nationalen Haders in die Halme schoß, ins Leben trat, seine Vorbereitungen zur Čechisirung der Schlesier, indem er auf seine eigene Rechnung das Wochenblatt: „Opavský besedník“, d. i. Troppauer Unterhaltungsblatt, herausgab, welches er später in ein politisches Journal umänderte. In der Redaction [304] desselben folgten nach Vašek’s Erkrankung Johann Lepař [Bd. XV, S. 9], Wenzel Pečenka und Joseph Zukal. Aber schon zu Ende 1865 hörte es in Folge des Abganges der vorgenannten Mitredacteure und da Vašek leidend war, zu erscheinen auf. Im Jahre 1870 machte nun Letzterer Anstalten zur Herausgabe eines neuen Blattes, des „Opavský Týdenník“, d. i. Troppauer Wochenblatt, welches die oberwähnte nationale Richtung streng aufrecht erhielt und dessen möglichste Verbreitung in den Nachbarprovinzen Böhmen und Mähren angebahnt und sorgfältig gefördert wurde. Im Jahre 1870 wohnte unser Schriftsteller, der auch in anderen čechischen, vornehmlich pädagogischen Blättern schrieb, dem ersten čechischen Lehrercongresse in Prag bei. So gibt uns Vašek das Bild: wie ein Gedanke, für den ein Volk, dessen Entwickelung bis dahin naturgemäß in humanen Geleisen vorwärts schritt, weder schwärmte, noch dafür je ein Bedürfniß empfand, als Keim gepflanzt, allmälig Wurzel faßte; wie das bis dahin in einheitlicher Stärke sich friedlich entwickelnde Volk nun mit einem Male in zwei Theile gespalten, durch gegenseitige Befehdung, statt zu erstarken, sich selbst lähmt, bis es die Beute eines stärkeren dritten wird, der, um Sprache und Nationalität unbekümmert, dasselbe zermalmt und unbarmherzig seinem großen Ganzen einfügt.