BLKÖ:Vivenot, Rudolph Ritter von (Sohn)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 51 (1885), ab Seite: 94. (Quelle) | |||
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Rudolph Ritter von Vivenot [siehe den Vorhergehenden] aus dessen erster Ehe mit Josephine geborenen Freiin von Metzburg und Bruder des Historikers und Legationsrathes Alfred [S. 85]. In die Fußstapfen feines Vaters tretend, widmete er sich der ärztlichen Laufbahn, beendete die Berufsstudien an der Wiener Hochschule und erlangte an derselben 1856 die medicinische Doctorwürde. Sein Hauptaugenmerk richtete nun der junge Arzt auf die Klimatologie und die Einflüsse, welche sie auf den menschlichen Körper übt, unternahm zu diesem Zwecke 1859 eine Reise nach Palermo, studirte dort die klimatischen Verhältnisse dieser Stadt, dieselben mit jenen Deutschlands, der übrigen Länder Italiens, Nordafrikas und Madeiras vergleichend, und entwickelte nach dieser Richtung eine fruchtbare literarische Thätigkeit, welche zuletzt die Errichtung eines besonderen Lehrstuhles für Klimatologie an der medicinischen Facultät der Wiener Hochschule zur Folge hatte, welcher denn auch 1862 dem jungen Arzte verliehen wurde, der [95] sich um das Studium dieser noch so jungen Disciplin ein namhaftes Verdienst erworben, welches auch von verschiedenen gelehrten Gesellschaften des In- und Auslandes durch Ernennung Vivenot’s zu ihrem Mitgliede anerkannt wurde. Besonders in Italien, welches er zu seinen wissenschaftlichen Zwecken zu wiederholten Malen besuchte, fand er eine sehr entgegenkommende Aufnahme und wurden dem jungen Wiener Arzte von Seite der berühmtesten Aerzte der Halbinsel mannigfaltige wissenschaftliche Ehren erwiesen. Leider war diesem vielversprechenden Wirken ein kurzes Ende gesetzt. Am 7. April 1870, als Vivenot sich eben auf dem Wege zu einem Kranken befand, stürzte er auf offener Straße plötzlich zusammen und hauchte, ehe Hilfe kam, die Seele aus. Durch einen Herzschlag fand er, wie vier Jahre später sein jüngerer Bruder Alfred im Alter von 38 Jahren, 36 Jahre alt, einen frühen Tod. Wir lassen nun zuerst Vivenot’s selbständige Schriften, dann seine in Fachblättern zerstreut gedruckten Abhandlungen folgen. Selbständige Werke: „Palermo und seine Bedeutung als klimatischer Curort mit besonderer Berücksichtigung der allgemeinen klimatischen Verhältnisse von Deutschland, Italien, Sicilien, Nord-Africa und Madeira“ (Erlangen 1860, Enke, Lex.-8°., XVI und 191 S., mit 46 Taf., 3 [lith.] graphischen Darstellungen und 1 [lith.] Situationsplan von Palermo und dessen Umgebung); – „Beiträge zur Kenntniss der klimatischen Evaporationskraft und deren Beziehung zu Temperatur, Feuchtigkeit, Luftströmungen und Niederschlägen“ (Erlangen 1866, Enke, VII und 103 S., mit eingedr. Holzschn., 8 Steintaf., 1 Tabelle in Lex.-8°., 4°., und Fol.); – „Zur Kenntniss der physiologischen Wirkungen und der therapeutischen Anwendung der verdichteten Luft. Eine physiologisch-therapeutische Untersuchung“ (Erlangen 1868, Enke, XII und 626 S., Lex.-8°.); – in Fachschriften zerstreute Abhandlungen, und zwar: in der „Wiener medicinischen Wochenschrift“: „Die Temperaturverhältnisse von Palermo“ [1859, Nr. 20 und 22]; – *„Ueber die Messung der Luftfeuchtigkeit zur richtigen Würdigung der Klimata“ [1864, Nr. 37–43]; – im „Wochenblatt der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien“: „Ueber die therapeutische Anwendung der verdichteten Luft und die Errichtung eines Luftcompressionsapparates in Wien“ [1862, Nr. 28]; – in der „Wiener medicinischen Zeitung“: „Ueber die Aufstellung eines pneumatischen Apparates in Wien“ [1863, Nr. 5 und 6]; – „Ueber A. E. Foley’s 1863 in Paris erschienenes Werk: Die Arbeit in comprimirter Luft“ [1866, Nr. 19]; – in den „Medicinischen Jahrbüchern der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien“: „Ueber den Einfluß des verstärkten und verminderten Luftdruckes auf den Mechanismus und Chemismus der Respiration. Vorläufige Mittheilung“ [1865, Mai-Heft]; – „Ueber das Verhalten der Körperwärme unter dem Einflusse des verstärkten Luftdruckes“ [1866, Februar- (2.) Heft]; – in den „Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft“: „Vergleichende klimatologische Skizze über die Niederschlags- und Temperaturverhältnisse von Deutschland, Italien, Sicilien, Nord-Africa und Madeira“ [IV. Jahrg. (1860), 1. Heft]; – in den „Sitzungsberichten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“: *„Ueber einen neuen Verdunstungsmesser [96] und das bei Verdunstungsbeobachtungen mit demselben einzuschlagende Beobachtungsverfahren“, mit 2 Tafeln [Bd. XLVIII, 2. Abthlg., S. 110 u. f.]; – „Beobachtungen über die Verdunstung und deren Beziehung zur Temperatur, Feuchtigkeit, Luftströmungen und Niederschlägen“ [Bd. XLIX, 2. Abthlg., S. 3]; – in Virchow’s „Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin“: „Ueber den Einfluß des veränderten Luftdruckes auf den menschlichen Organismus“ [Bd. XIX, 5. und 6. Heft]; – „Ueber die Zunahme der Lungen-Capacität bei therapeutischer Anwendung der verdichteten Luft“ [Bd. XXXIII, 2. Heft]; – „Ueber die Veränderungen im arteriellen Stromgebiete unter dem Einflusse des verstärkten Luftdruckes“ [Bd. XXXIV, 4. Heft]; – in dem zu Palermo herausgegebenen Journal „La Sicilia“: „Osservazioni meteorologiche sulla temperatura od umidità dell’aria e sulla evaporazione in Palermo“ [1865, Nr. 1 und 6]; – „Il fumo dell’Etna in rapporto alla anemometria“ [1865, Nr. 5]; – im „Bullettino meteorologico dell’osservatorio del Collegio Romano“: „Sulla importanza di registrare certi fenomeni meteorologici di apparenza secondaria. Lettera al P. Angelo Secchi“ [Vol. IV (1865), Nr. 7]; – im „Bulletti no meteor. del R. Osserv. di Palermo“: „Idee sulla natura dello stato nebbioso del cielo a Palermo e la sua relazione al Scirocco. Lettera al Dir. Pfre. Gaet. Cacciatore“ [1865, Nr. 10]; darüber hatte Dr. Vivenot auch in der österreichischen meteorologischen Gesellschaft in Wien am 2. December 1865 einen deutschen Vortrag gehalten; – „Confronto fra la evaporazione osservata Palermo in due luoghi differenti“ [1865, Nr. 2]; – in der „Allgemeinen balneologischen Zeitung“: *„Ueber die Temperatur des Meeres im Golfe von Palermo“. Schließlich stammen in der „Allgemeinen medicinischen Zeitung“ aus seiner Feder die ärztlichen Berichte aus dem Spitale der k. k. Gartenbaugesellschaft und des patriotischen Hilfsvereines anläßlich des österreichisch-preußischen Krieges 1866 [1866, Nr. 37, 44, 46 und 47]. Die mit einem Stern (*) bezeichneten Abhandlungen sind auch in Sonderabdrücken erschienen. Diese wissenschaftliche Thätigkeit Vivenot’s wurde, wie bereits bemerkt, in gelehrten Kreisen durch Verleihung von Mitgliedschaftsdiplomen gewürdigt; und mehrere fremde Regierungen, so Baden, Belgien, Hessen-Darmstadt, Italien, Preußen und Rußland, zeichneten ihn durch ihre Orden aus. Im Jahre 1861 vermälte er sich zu Eltville am Rhein mit Thekla geborenen Englerth, deren ältere Schwester Mathilde sein jüngerer Bruder Alfred bereits im December 1860 zum Altar geführt hatte. Der Familienstand aus dieser Ehe ist aus der Stammtafel ersichtlich.
Vivenot, Rudolph Ritter von, Sohn, (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Wien am 4. October 1834, gest. daselbst am 7., und nicht, wie es im „Genealogischen Taschenbuche der adeligen Häuser“, 1883, steht, am 9. April 1870). Aeltester Sohn des Arztes- Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 36. – Neues Wiener Tagblatt, 1870, Nr. 100 . – Sárkady (Istvan). Hajnal. Arczképekkel és Életrajzokkal disztíttet album, d. i. Die Heimat. Album mit Bildern und Biographien (Wien 1867, Leop. Sommer, 4°.) Bogen 17/a.
- Porträt. Unterschrift: „JFJ. Dr. Vivenot Rudolf“. Jos. Bauer 1867 (lith.) (Wien, Reiffenstein und Rösch, 1867, gr. 4°.).