BLKÖ:Wänzl, Franz Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Waehner, Zacharias
Band: 52 (1885), ab Seite: 64. (Quelle)
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Wänzl, Franz Ritter von (Techniker, geb. in Niederösterreich 1810, gest. zu Marktl, einem Orte dieses Kronlandes, am 6. April 1881). Ueber seinen Lebens- und Bildungsgang wissen wir nichts. Wahrscheinlich trat Wänzl bei einem Büchsenmacher in die Lehre und machte die üblichen Lehr-, Gesellen- und Wanderjahre durch, bis er selbst Meister wurde und sein Geschäft in Wien eröffnete, wo er in der Vorstadt St. Margarethen es bald zu einem stattlichen Laden brachte. Bekannt wurde sein Name in den europäischen Armeen, vornehmlich aber in der österreichischen, durch die Erfindung eines Gewehrs welches gegen die bisher üblichen nicht geringe Vortheile besaß. Die Ereignisse des Feldzuges 1866 ließen die Ueberlegenheit des preußischen Zündnadelgewehrs über die Vorderlader der Oesterreicher zu deutlich erkennen, als daß man sich in unserem Staate ferner der Einsicht hätte verschließen können, es sei nothwendig, für die Zukunft auch ein schnellfeuerndes Gewehr zu haben. Es dauerte aber verhältnißmäßig ziemlich lange, ehe man sich zu der Wahl eines Systems zu entschließen vermochte, bis endlich Wänzl mit seinem, dem Snider’schen nachgebildeten Modell den Sieg davon trug. Die österreichische Armee erhielt nach Urtheilen von Fachmännern an diesem neu zusammengestellten Hinterlader eine sehr gute Kriegswaffe. Das Caliber von 13·9 Millim., welches schon das bis dahin in Oesterreich angewendete Lorenz’sche Gewehr mit dem Podewils’schen Geschoß hatte, blieb natürlich beibehalten. Die Patrone hat eine Kupferhülse mit Randzündung, die Ladung beträgt 3·9 Gramm und das Gewicht des Geschosses 26·3 Gramm. Jedoch noch vor dieser Erfindung zählte Wänzl zu den hervorragendsten Waffenfabrikanten der österreichischen Monarchie, und seine gezogenen Militär- und Jagdgewehre erfreuten sich der Anerkennung von Sachkennern und letztere Waffen großer Beliebtheit in Jägerkreisen. Wänzl, der Eisenwerke zu Marktl bei Lilienfeld und ein Haus in Wien besitzt, wurde am 13. Februar 1870 mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet und dann statutengemäß in den Ritterstand erhoben. Meine Versuche, Näheres über diesen Techniker zu erfahren, blieben erfolglos. Mit der Bitte um Notizen wendete ich mich an den niederösterreichischen Gewerbeverein, welcher in seiner „Wochenschrift“ nicht einmal die Todesanzeige, geschweige denn einen Nekrolog gab, der dem verdienten Techniker in diesem Blatte doch [65] gebührte. Als Mitglied des Vereines hatte ich ein Recht zu dieser Bitte. Auf meine Zuschrift erwiderte man mir, daß man mir Nachrichten zur Verfügung stellen werde. Nach vielen Wochen theilte man mir mit, daß alle Nachforschungen resultatlos geblieben. Die Ehre, Mitglied des Vereines zu sein, hat somit für mich keinen praktischen Sinn.