BLKÖ:Waldburg-Zeil-Trauchburg, Ludwig Bernhard Richard Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 52 (1885), ab Seite: 166. (Quelle)
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Waldburg-Zeil-Trauchburg, Ludwig Bernhard Richard Graf (k. k. Generalmajor a. D, geb. am 19. August 1827). Ein Sohn des Fürsten Franz aus dessen dritter Ehe mit Therese Freiin von der Wenge-Beck, trat er frühzeilig in die königlich württembergische Armee, in welcher er 1850 zum Oberlieutenant im 4. Infanterie-Regimente avancirte. 1852 nahm er Dienste in der österreichischen Armee, und zwar als Lieutenant bei Kaiser Nicolaus-Kürassieren Nr. 5. 1854 finden wir ihn als Oberlieutenant bei Fürst Windischgrätz-Dragonern Nr. 2; 1856 als Rittmeister bei Toscana-Dragonern Nr. 8; 1862 bekleidete er in dieser Charge die Stelle des Vice-Hofmeisters und zweiten Kammervorstehers Seiner k. k. Hoheit des Erzherzogs Ludwig Victor; am 13. November 1864 wurde er Major bei König Johann von Sachsen-Kürassieren Nr. 3 und Dienstkämmerer Seiner k. k. Hoheit des Erzherzogs Franz Karl und rückte in diesem Dienste 1869 zum Oberstlieutenant, später zum Obersten im Regimente vor. Darauf schied er als Generalmajor aus der activen Armee. Sein Name knüpft sich an eines der denkwürdigsten Ereignisse des schleswig-holsteinischen Krieges im Jahre 1864. Der Graf war zu dieser Zeit Oberlieutenant bei Windischgrätz-Dragonern. Nachdem in der ersten Hälfte des Feldzuges die k. k. Truppen eine ruhmvolle Waffenthat um die andere vollführt hatten, mußten sie in der zweiten Hälfte unthätig bleiben, während die Preußen sich durch die Erstürmung der Düppeler-Schanzen und den Uebergang nach Alsen Lorbern erwarben. Sehnsüchtig blickten nun die Unseren nach den Inseln hinüber, welche, von Friesen bewohnt, noch unter dänischer Botmäßigkeit standen und von dem berüchtigten Capitain Hammer als Schlupfwinkel und Herd zu energischer [167] Agitation benützt wurden. Daß sie hinüber mußten, bevor der Friedensschluß ihnen Halt gebot, stand fest, aber wie? An der ganzen Westküste ziehen sich auf Stundenweite die Watten hin, angeschwemmte Sandflächen, welche nur bei der Fluth, und auch dann nur vermittelst ganz flacher Kähne überfahren werden können, während die Deeps (Tiefen), welche dieselben durchschneiden, das Ueberschreiten auch bei der Ebbe fast unmöglich machen. Schon am 12. Juli versuchten die Landtruppen unter Commando des Oberstlieutenants Schidlach den Uebergang; aber bald gelangte man zur Ueberzeugung, daß ohne actives Einschreiten der Flotte an ein Gelingen der Expedition nicht zu denken sei. Es handelte sich also darum, mit den Schiffen in Rapport zu kommen, welche auf der Lyster Rhede im Nordosten der Insel Sylt lagen. In gerader Linie der nächste Ort auf dem Festlande ist das Dorf Jerpstedt, ungefähr in der Mitte zwischen diesem und Lyst, etwa eine Meile von jedem Ufer entfernt, befindet sich die kleine Insel Jordsand. Drei österreichische Officiere, und zwar der Fregattencapitän Lindner, Hauptmann Wieser und Rittmeister Graf Waldburg Zeil-Trauchburg unternahmen es nun, mit dem Mercantilcapitän Andersen die Strecke von Jerpstedt bis Jordsand bei der Ebbe zu durchwaten, von wo aus sie mit den vier im Königshafen bei Lyst ankernden österreichisch-preußischen Kanonenbooten unter dem Befehl des Fregattencapitäns Kronawetter in Verbindung zu treten hofften. Noch war die Ebbe nicht vollständig eingetreten, als die kühnen Männer bei Jerpstedt in das Wattwasser stiegen, in welchem sie oft bis über das Knie waten mußten. Ist das Gehen im Wasser ohnehin schon beschwerlich, so ist es im Meerwasser noch beschwerlicher, da dieses viel stärkeren Widerstand leistet; und sie hatten keine Zeit zu verlieren, denn erreichten sie nicht vor Eintritt der Fluth festen Boden, so war es um sie geschehen. Außerdem drohte ihnen noch die Gefahr, von einem feindlichen Boote gesehen und beschossen zu werden. Bei Jordsandsflak kamen sie auf festen Boden, der barfuß sehr mühselig überschritten werden mußte. Nun ließen sie aber die Insel Jordsand links liegen und marschirten tapfer auf Lyst los, legten die Strecke von anderthalb Meilen in 21/2 Stunden zurück und erreichten endlich, zu Tod erschöpft, die Grenze des Wattwassers. Weiter zu kommen war ohne Fahrzeug unmöglich. Man steckte daher eine zu diesem Zwecke mitgenommene weiße Fahne aus – auf dem uns vorliegenden Bilde ist es Graf Waldburg, welcher dies thut – und suchte durch diese und durch vereintes Rufen die Aufmerksamkeit der Kanonenboote auf sich zu lenken. Minuten peinlichen Wartens vergingen, aber noch immer verrieth nichts, daß man unsere heldenmüthigen Männer bemerke. Der Eintritt der Fluth begann, hoher und höher stieg das Wasser, schon gaben sie die Hoffnung auf das Gelingen des Wagstückes auf, und da das Festland unmöglich noch zu erreichen war, mußten sie den Rückzug nach der Insel Jordsand antreten. Vor der Fluth würden sie auf der Insel wohl sicher gewesen sein, aber sie mußten dann 24 Stunden ohne Lebensmittel, ohne Trinkwasser im Zustande völliger, durch den anstrengenden Wassermarsch hervorgerufener Erschöpfung die Nacht unter freiem Himmel zubringen. Da, im letzten Augenblicke, als sie den Wattendurchmarsch wieder beginnen wollten, wurden sie gesehen. Drei österreichische Boote machten sich [168] sofort auf, ruderten mit aller Anstrengung auf die Officiere zu und entrissen dieselben noch zur rechten Zeit glücklich der mit jedem Augenblick lebensgefährlicher werdenden Lage. So war das Wagniß also doch geglückt: die Verbindung zwischen Landtruppen und Flotte hergestellt. Man hatte es dem Muthe der Tapferen zu danken, daß die Inseln genommen werden konnten, daß der schlaue und energische, sein Terrain mit allen Vortheilen schon seit Jahrzehnten genau kennende Gegner in kurzer Zeit vollkommen besiegt und gezwungen wurde, sein Kriegsmaterial zu zerstören, sich und seine Mannschaft gefangen zu geben und alle seine Fahrzeuge auszuliefern. Es war dies die letzte glänzende Waffenthat in diesem Kriege, und das Verdienst der drei Officiere ward von Seiner Majestät ehrenvoll gewürdigt. Dem Grafen Waldburg wurde die belobende Anerkennung ausgesprochen; später erhielt er das Militär-Verdienstkreuz mit der Kriegsdecoration. Graf Ludwig ist (seit 5. Juni 1860) mit Anna geborenen Freiin Loë-Almer (geb. 21. November 1840) vermält, und stammen aus dieser Ehe die Gräfinen: Elisabeth (geb. 8. August 1862), vermält (im Jänner 1880) mit Heinrich Grafen von Schaesberg; Maria Theresia (geb. 153. August 1865); Marie Sophie (geb. 24. Jänner 1869) und Graf Rudolph Joseph (geb. 2. April 1872).

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Wien und Teschen 1880, Prochaska, gr. 8°.) Bd. II, S. 133, Jahr 1864.
Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen: Vier Männer in den Watten stehend, zwei rufen den im Hintergründe des Meeres sichtbaren Schiffen zu. einer (Graf Waldburg) pflanzt ein Banner auf den Grund der Watten, der vierte blickt durch ein Fernrohr. Unten stehen die Namen: Fregattencapitän Lindner, Mercantilcapitän Andersen, Rittmeister Graf Waldburg, Hauptmann Wieser (gr. 4°.).