BLKÖ:Wehle, Johannes Raphael

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wegmayr, Sebastian
Band: 53 (1886), ab Seite: 239. (Quelle)
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Wehle, Johannes Raphael (Maler, geb. zu Radeburg im Königreich Sachsen am 4. Juni 1848). Er ist ein Sohn des gegenwärtig in Dresden lebenden Bezirksgerichtsassessors Robert Wehle, welcher, ein begeisterter Kunstliebhaber, selbst Zeichner und Maler, ihm auch den ersten Unterricht im Zeichnen ertheilte. Im Alter von 16 Jahren kam er auf die Dresdener Kunstakademie und zeichnete und malte an derselben unter Anleitung der Professoren Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Richter, Schurig, Peschl und Ehrhard. Nachdem er den Curs auf diesem Institute beendet hatte, wurde er ein Schüler des Professors Erwin Oehme, dessen glänzende Technik und ungewöhnlich feiner Farbensinn ihn besonders anzogen. Auch war es in den Bildern dieses Meisters, dessen „Kirchgang am Weihnachtmorgen“, „Confirmation“, „Heimkehrender Krieger“ und andere durch Holzschnitte in den weitesten Kreisen bekannt geworden sind, die echtdeutsche Poesie, welche den jugendlichen Zögling der Kunst besonders anzog und nicht ohne Einfluß auf dessen weitere künstlerische Entwickelung blieb. Dabei arbeitete Wehle viel auf der Dresdener königlichen Gemäldegalerie und wurde 1866–1867 von den Dresdener und englischen Kunsthändlern mit Copien aus derselben stark beschäftigt. 1868 begab er sich nach Weimar, wo er unter Professor Pauwels seine Studien fortsetzte. Daselbst entstand auch sein erstes größeres Bild: „Episode aus der Gefangenschaft der Maria Stuart“, wohl dasselbe, welches die Zeitschrift „Illustrirte Wett“ (1876, S. 493) unter dem Titel: „Maria Stuart empfängt das Todesurtheil“ im sauberen Holzschnitt brachte. Das große Stipendium zur Reise nach der ewigen Stadt, welches er mit diesem Bilde an der Dresdener Akademie zu erringen hoffte, wurde ihm trotz der Anerkennung, welche dasselbe allseitig fand, nicht zutheil. Die stark realistische Richtung, die sich in dieser Arbeit aussprach, sagte den Preisrichtern nicht zu. Indessen verlegte sich der junge Künstler auf das Genrefach, und seine modernen Mädchenfiguren mit landschaftlichem Hintergrunde fanden günstige Aufnahme und Abnahme; schon das erste kaufte Baron Kaskel in Dresden, ein zweites, „Backfischchen“, Kunsthändler Lepke in Berlin, [240] zwei andere, „Violetta“ und „Frühling“, Hofrath Rottenstein in Frankfurt a. M. u. s. w. Im Jahre 1872 ging Wehle mit zwei Aufträgen des Hofrathes Hans Hanfstängl in Berlin nach München. Nachdem er dieselben ausgeführt und auch einige Bilder für Münchener Kunsthändler gemalt hatte, erkrankte er so ernstlich, daß er vom Arzte aufgegeben wurde. Um Heilung zu suchen, begab er sich ins Gebirge, in dessen kräftigender Luft er sich nach und nach erholte. Da entstand auch in ihm der Entschluß, seinen bisherigen Aufenthalt München, dessen Klima ihm gar nicht zusagte, mit Wien zu vertauschen, und er übersiedelte am 6. October 1873 dahin. Hier fehlte ihm zwar der Münchener Kunstmarkt, aber er fühlte sich ganz wohl, und so nahm er, einige Kunstreisen abgerechnet, bleibenden Aufenthalt in der Residenz. Da nach dem denkwürdigen „Krach“ 1873 daselbst auch eine wirthschaftliche Krise für Bilder eintrat und solche absolut keine Käufer fanden, verlegte er sich auf das Illustriren, und seit dieser Zeit hat er sich fast ausschließlich damit beschäftigt. Vornehmlich ist es die in Wien erscheinende „Neue Illustrirte Zeitung“, für welche er seine anmuthigen und in der xylographischen Anstalt von Paar mitunter mit sehr glücklichem Effecte im Holzschnitt ausgeführten Zeichnungen liefert. Wir bringen unten eine Uebersicht derselben. Außerdem – aber doch nur ausnahmsweise – finden sich seine Arbeiten in der Keil’schen „Gartenlaube“, in „Ueber Land und Meer“, in „Daheim“, im „Neuen Blatt“, und in neuerer Zeit in „Von Fels zu Meer“ der Verlagshandlung Spemann in Stuttgart, für welche er zum Zwecke der Vervielfältigung zahlreiche Aquarelle malte. Es sind meist heitere, oft ganz anmuthige Scenen aus dem Leben, welche der Maler zu Stoffen für seine Bilder wählt; auch hat er einige Gedichte R. Baumbach’s illustrirt.

Uebersicht seiner durch den Holzschnitt in illustrirten Journalen, vornehmlich in der Wiener „Neuen Illustrirten Zeitung“ vervielfältigten Bilder und Zeichnungen. In letzterem Journal. Jahrgang 1877/78: „Delicate Angelegenheiten“ (Nr. 4); – „Gute Nacht“ (Nr. 8); – „Die Beleidigte“ (Nr. 11); – „Auf dem Wege zum Heimgarten“ (Nr. 16); – „Ein Sonntagssträußchen“ (Nr. 17); – „Wintervergnügen in Laxenburg“ (Nr. 23); – „Die Ueberraschung“ (Nr. 25); – „Ostersonntag“ (Nr. 30); – „Ungebetene Gäste“ (Nr. 33); – „Pfingstruhe“ (Nr. 37); – „Der Erstgeborene“ (Nr. 39); – „Nach dem Gewitter“ (Nr. 44); – „Sinnen und Minnen“ (Nr. 47): – „Vor dem dritten Kaffeehaus im Prater“ (Nr. 50). 1878/79: „Stoff für die Dorfchronik“ (Nr. 2); – „Der aufmerksame Zeitungsleser“ (Nr. 26); – „Herbst“ (Nr. 40). 1879/80: *„Edelfräulein“ (Nr. 1); – „Idylle auf einem alten Schlosse“ (Nr. 2); – „Verlassen“ (Nr. 6); – „Der Heiligenmaler“ (Nr. 5); – „Der Riesensaal im Klosterneuburger Stift“ (Nr. 7); – „Der Calvarienberg in Heiligenkreuz“ (Nr. 8); – *„Junker“, Pendant zu obigem „Edelfräulein“ (Nr. 9); – „Sorgenvoll“ (Nr. 10); – „Der Thurmwächter“ (Nr. 11); – „Der Maronimann“ (Nr. 13); – „Bettelnde Spazen“ (Nr. 20); – „Das Lieblingsplätzchen“ (Nr. 28); – „Die Erwartung“ (Nr. 30). 1881|82: „Der Gänsebraten“ (Nr. 1); – „Zum Namenstage“ (Nr. 2); – „Reife Aepfel“ (Nr. 4); – „Der eifersüchtige Vormund“ (Nr. 8); – „Vor dem Spiegel“ (Nr. 17); – „Auf der Schaukel“ (Nr. 24); – „Die Arbeitspause“ (Nr. 26); – „Hofnarrenlied“(Nr. 36); – „Heckenrosen“ (Nr. 38); – „Das Atelieräffchen“ (Nr. 41); – „Der Spaziergang“ (Nr. 43); – „Im Obstgarten“ (Nr. 45); – „Heimwärts“ (Nr. 47). 1882/83: „Im Atelier“ (Nr. 1); – „Gesangstudie“ (Nr. 4); – „Die wandernde Rose“ (Nr. 11); – „Geheime Botschaft“ (Nr. 12); – „Die Weihnachtsbescherung“ (Nr. 13); – „Nachtwächters Sylvester“ (Nr. 14); – „Der Stammtisch“ (Nr. 15); – „Eine Wiener Schlittschuhläuferin“ (Nr. 17); – „Wie ich [241] den Tod rief“. Gedicht von R. Baumbach (Nr. 19); – „Katertücke“, Gedicht von Baumbach (Nr. 23); – „St. Florian, hilf!“ Gedicht von Baumbach (Nr. 27); – „Hinter Klostermauern“ (Nr. 29); – „Vor dem Theresienbad in Baden“ (Nr. 31); – „Die Dorfschöne“ (Nr. 35); – „Wiener Schönheits-Galerie“ I (Nr. 38); – „Im Wiener Belvedere-Garten“ (Nr. 39); – „Die schöne Breisgauerin“ (Nr. 40); – „Postillon d’amour“ (Nr. 47). 1883/84: „Wiener Schönheits-Galerie“ II (Nr. 2); – „Seifenblasen“ (Nr. 3); – „Häschen im Korn“ (Nr. 7); – „Der Nicolo“ (Nr. 11); – „Nach der Weihnachtsbescherung“ (Nr. 13); – „Wiener Schönheits-Galerie“ III (Nr. 15); – „Die Marketenderin“ (Nr. 19); – „Der Bettelmönch“ (Nr. 20); – „Die Kartenaufschlägerin“ (Nr. 24); – „Betrogen“, Gedicht von R. Baumbach (Nr. 25); – „Frühlingsahnung“ (Nr. 28); – „Sächsische Typen“ (Nr. 28); – „Ein Osterei“ (Nr. 29); – „Lenz“ (Nr. 34); – „Im Grünen“ (Nr. 36); – „Der stille Grund“. Gedicht von Eichendorff (Nr. 37); – „Beim Frühschoppen“ (Nr. 39); – „Norwegerin“ (Nr. 41); – „Partie aus dem königlichen Schlosse in Dresden“ (Nr. 43). 1884/85: „Wiener Schönheits-Galerie“ IV (Nr. 3); – „Wiener Schönheits-Galerie“ V (Nr. 10); – „Die Weihnachtspost“ (Nr. 13); – „Am Neujahrsmorgen“ (Nr. 14); – „Das neue Schwesterchen“ (Nr. 16); – „Wiener Schönheits-Galerie“ VI (Nr. 27); – „Was der Postillon erzählt“ (Nr. 31); – „Das Rosenorakel“ (Nr. 44). 1885/86: „Liebeswünsche“, Lied aus „Des Knaben Wunderhorn“ (Nr. 2); – „Aller Seelen“, Tonbild (Beilage zu Nr. 6); – „An ihn“ (Nr. 10); – „Christnacht“ (Nr. 13); – „Unter dem Weihnachtsbaum“, Tonbild (Beilage zu Nr. 13); – „Prosit Neujahr“, Tonbild (Beilage zu Nr. 14); – „Bange Stunde“ (Nr. 17); – „Winterfreuden“. Facsimile-Aquarell (Beilage zu Nr. 19). Außer vorgenannten nach eigenen Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen, sämmtlich in der xylographischen Anstalt von Paar in Wien, von Valecz, Hinner, Hofbauer, Köhler und Anderen mit mehr weniger Geschick in Holz geschnittenen Bildern dieses Künstlers sind uns noch bekannt: „Zwischen Weizen und Korn“, Gedicht von Goethe (im „Buch für Alle“ 1874); – „Maria Stuart empfängt das Todesurtheil“ (in der „Illustrirten[WS 1] Welt“ 1876); – „Nach dem Sturm“ (in „Der deutsche Wanderer“ 1881); – „Im Erkerstübchen“ (in „Weltspiegel“ Bd. VI) und „Für das Enkelchen“ („Gartenlaube“ 1881).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Illustirten.