BLKÖ:Weiß, Joseph (Hydropath)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weis, Johann Nicolaus
Band: 54 (1886), ab Seite: 122. (Quelle)
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Weiß, Joseph (Hydropath, geb. zu Breitenfurth bei Niklasdorf in Oesterreichisch-Schlesien 1797, gest. zu Freiwaldau ebenda am 20. März 1847). Ueber Jugend und Bildungsgang des in Rede Stehenden, dessen Vater zu Niklasdorf als Schulze (Erbrichter) lebte, ist nichts Näheres bekannt. Als praktischer Arzt ließ er sich um jene [123] Zeit in Freiwaldau nieder, als Prießnitz [Bd. XXIII, S. 290] anfing daselbst weitere Kreise für die Wasserheilkunde zu gewinnen. Sofort erkannte er die großen Vorzüge dieser Heilmethode in der Behandlung vieler Krankheiten und legte fast gleichzeitig mit Prießnitz eine Kaltwasserheilanstalt in Freiwaldau an, die in Kurzem zu großer Blüte gelangte. Wenn es nun auch das Verdienst des genannten Hydropathen ist, daß er als Erster die Wasserheilkunde praktisch ins Leben gerufen, so gebührt Weiß doch das nicht minder hoch anzuschlagende, dieselbe wissenschaftlich begründet und dadurch ihre rasche allgemeine Verbreitung wesentlich gefördert zu haben. In dieser Richtung erschien von Weiß schon 1837 das Werk: „Die neuesten Erfahrungen und Heilungen auf dem Gebiete der Wasserheilkunde. Nebst einem Vorwort von Starke. Ein medicin. Volksbuch“ (Breslau 1837, Leuckart, 8°.), welchem einige Jahre später ein „Handbuch der Wasserheilkunde für Aerzte und Laien. Resultate 15jähriger in Gräfenberg, Freywaldau, Stanstead Bury und Sudbrook Park gemachter Erfahrungen“ folgte, das in zweiter verbesserter und vermehrter Auflage 1847 in Leipzig erschien. Inzwischen hatte er in medicinischen Zeitschriften, besonders in dem damals weit verbreiteten „Wasserfreund“ zahlreiche Abhandlungen und Krankengeschichten veröffentlicht, die seinen Namen so bekannt machten, daß 1841 aus England der Ruf an ihn erging, dort zu Stanstead-Bury House (Hertfordshire) die erste Kaltwasserheilanstalt zu errichten. Nachdem er dieselbe ins Leben gerufen hatte, erhielt er einen noch vortheilhafteren Antrag zur Gründung einer zweiten, und zwar in dem damals königlichen Schlosse Sudbrook Park bei Richmond. Dieser Aufforderung folgte er, auch nach einer kurzen Reise in die Heimat. Doch legte er wegen eines hartnäckigen Gichtleidens die Direction der neugegründeten Anstalt schon im Jahre 1845 nieder, indem er von einer Rückkehr nach Freiwaldau Heilung oder mindestens Linderung seines Leidens erhoffte, welchem er dort anderthalb Jahre später erlag. Während seines Aufenthaltes in England wurde er für sein Werk „The Handbook of Hydropathy“, das in rascher Folge drei Auflagen erlebte, von der Universität Glasgow durch Verleihung des Ehrendoctorates ausgezeichnet, eine Ehre, die bis dahin wohl noch kaum einem Ausländer zutheil geworden war. Auch von der Universität Jena erhielt er kurze Zeit vor seinem Tode das Doctordiplom zugesendet; überdies aber ernannte ihn eine Reihe medicinischer Körperschaften, wie die hydropathische Gesellschaft zu London, der Verein für Wasserheilkunde und Gesundheitspflege u. s. w. zu ihrem Mitgliede. Von seinen Mitbürgern, welche ihn wegen seines edlen Charakters und humanen Wirkens allgemein achteten, wurden ihm wiederholt Ehrenämter übertragen. Joseph Weiß hatte sich am 11. Juni 1827 mit Fräulein Josephine Vielhauer (geb. 3. Mai 1803) vermält, aus welcher Ehe fünf Kinder entsprangen, von denen nur die Zwillinge G. Adolf [siehe diesen S. 82] und Edmund [siehe diesen S. 97] am Leben blieben. Die Witwe lebt als rüstige, vollkommen geistesfrische 83jährige Greis in noch in Wien.

Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften u. s w. (Leipzig 1863, Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1290 in der Anmerkung zu Adolf Weiß. – Engelmann (Wilhelm). Bibliotheca medico-chirurgica et anatomico-physiologica (Leipzig [124] 1848, Engelmann, gr. 8°.) 6. gänzlich umgearb. Aufl., S. 622.