BLKÖ:Weinmeister, Christoph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Weinmann (Lithograph)
Band: 54 (1886), ab Seite: 52. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Christoph Conrad Weinmeister in der Wikipedia
Christoph Conrad Weinmeister in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Weinmeister, Christoph|54|52|}}

Weinmeister, Christoph (Industrieller, geb. zu Spital am Pyhrn in Oberösterreich am 10. Mai 1810[WS 1], gest. 1871). Ueber seine Vorbildung wissen wir nichts, wahrscheinlich wurde er im Hause der Eltern, die zu Mühldorf in Oberösterreich ein altes Sensenwerk besaßen, für dessen Betrieb vorgebildet, welchen er auch 1828, also im Alter von 18 Jahren, übernahm und bis 1844 ununterbrochen selbst leitete. Im letztgenannten Jahre starb sein Oheim, der ihn zum Erben seines umfangreichen Besitzthums eingesetzt hatte, unter welchem sich auch ein zu Wasserleith in Steiermark gelegenes Sensenwerk befand, das, schon im vierzehnten Jahrhunderte wegen der Vortrefflichkeit seiner Erzeugnisse und des umfangreichen Betriebes durch kaiserliche Schirmbriefe und Privilegien geschützt und ausgezeichnet, im Laufe der folgenden Jahrhunderte ununterbrochen im Gange war. Kaum harte Weinmeister sein großes Erbe angetreten, als er auch den Entschluß faßte, die Leistungsfähigkeit des Gewerkes auf das Doppelte zu steigern. [53] Indem er sich die Erfahrungen und Verbesserungen der Neuzeit zu Nutze machte, führte er die technischen Fortschritte, die bei anderen neuen Anlagen sich bewährt hatten, auch in seinem Gewerk ein, dabei versuchte er die damals noch verpönte mineralische Kohle zum Fabriksbetriebe zu verwerthen, führte ihren Gebrauch allenthalben ein und gelangte zu ganz befriedigenden Resultaten. Als er seine Gewerkschaft auf die doppelte Leistungsfähigkeit gehoben hatte, um diese Zeit, 1851, begannen die internationalen Ausstellungen in Paris, London. Er erzielte auf denselben mit seinen Fabrikaten, welche die Aufmerksamkeit der Fachleute erregten, erste Preise. So legte er auf der Pariser Weltausstellung 1855 nebst einem Sortimente ausgezeichnet schön gearbeiteter Sensen auch eine Reihe von Materialien und halb fertigen Waaren vor, um den stufenweisen Gang der Erzeugung der steirischen Sensen darzustellen, welche vom Zainbrocke an bis zum Härten und Blauanlassen 72mal durch die Hände des Arbeiters gehen. Weinmeister beschäftigte damals gegen 50 Arbeiter und hatte die jährliche Erzeugung seines Vorgängers von 36.000 auf 160.000 Stück gehoben. Auf der Pariser Ausstellung erhielt er, der einzige in dieser (15.) Classe, die goldene Ehrenmedaille. Die sämmtlichen Ausstellungsgegenstände seiner Firma aber wurden nach dem Schlusse der Ausstellung den Sammlungen des kaiserlichen Conservatoire des arts et métiers in Paris einverleibt. Auf der internationalen Ausstellung zu London 1862 wurden seine Verdienste um die Sensenfabrikation in Oesterreich von Seite der Jury durch Zuerkennung der Medaille, von Seiner Majestät durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone gewürdigt. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 wies die Firma wieder einen weiteren Fortschritt nach, da die jährliche Erzeugung der Sensen sich auf 200.000 Stück, die Zahl der Arbeiter auf 80 gehoben und als Specialität der Gerbstahl vorgewiesen wurde. Aber auch nach anderer Seite zeigte sich Weinmeister als Mann der That, indem er die Interessen seines Industriezweiges mannhaft verfocht. So war er der erste und eifrigste unter den Männern, welche für die Einführung eines Fabriksmarkenschutzes einstanden, diese Angelegenheit immer wieder anregten und Regierung und Presse so lange bearbeiteten, bis es ihren unablässigen und vereinten Anstrengungen gelang, das lang ersehnte Gesetz für den Schutz der Fabrikszeichen sanctionirt zu sehen. Dieser Erfolg war besonders von Wichtigkeit für die Sensenindustrie, welche sehr unter der Nachahmung renommirter Fabrikszeichen durch unfähige und gewissenlose ausländische Fabrikanten litt. Die Familie Weinmeister ist in der Sensenfabrikation eine hervorragende: so beschickten die Pariser Weltausstellung 1855 neben Christoph Weinmeister noch drei dieses Namens, nämlich Franz und Gottlieb, beide Gewerke zu Spital am Pyhrn, und Joseph, Gewerk zu Leonstein bei Steyer, mit Sensenfabrikaten, und wurden erstere Zwei mit der Medaille erster Classe, der Dritte mit jener zweiter Classe ausgezeichnet. Letzterer stellte dann auch zugleich mit Christoph zu London 1862 aus. Auf der Weltausstellung zu Wien 1873 waren aber die Weinmeister durch nicht weniger als sechs Firmen vertreten: Christoph Weinmeister zu Wasserleith bei Knittelfeld; C. H. Weinmeister’s [54] Witwe Josephine mit ihrem seit 1500 bestehenden Gewerk zu Micheldorf; Franz und Gottlieb Weinmeister mit ihrem seit 400 Jahren blühenden Gewerk zu Spital am Pyhrn; Michael Weinmeister mit seinem 1500 errichteten Gewerk zu Micheldorf und Maria Weinmeister mit ihrer 1858 gegründeten Sensenfabrik zu Leonstein.

Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855. Herausgegeben unter Redaction von Dr. Eberhard A. Jonák (Wien 1857/58, gr. 8°.) Bd. II, Classe 15, S. 31. – Amtliche Berichte der Weltausstellungen in London 1862 und zu Wien 1873.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1800.