BLKÖ:Wesselényi, Anna (geb. Lux)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 146. (Quelle)
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2. Anna (geb. zu Freiwaldau in Schlesien um 1830). Die Tochter eines schlesischen Webers Namens Lux in Gräfenberg, nach Anderen in Freiwaldau, war Anna – oder wie sie im Orte hieß, Nanni – noch ein Kind, als der bald 40jährige Freiherr Nicolaus Wesselényi aus der Ofener Haft, welche er wegen Hochverrathes erleiden mußte, seines Augenleidens wegen in die schlesische Kaltwasserbadeanstalt entlassen wurde, um dort, da ihm Erblindung drohte, Heilung zu suchen. In dieses Bad kam er dann mehrere Jahre hindurch, lebte von aller Gesellschaft zurückgezogen und duldete nur die Dienste Józsi’s, seines Dieners, und die der kleinen Weberin Nanni, die allmälig durch ihre hingebende furcht- und selbstlose Weise, mit der sie sich dem Dienste des schwer zu behandelnden Freiherrn hingab, seine Theilnahme gewann. Bald steigerte sich ihr Einfluß auf denselben, so, daß nur sie im Stande war. durch Auflegen der Hand auf seine Stirne ihn in seinen Zornausbrüchen. die sich bei der ihm angeborenen Leidenschaftlichkeit nicht selten einstellten, zu sänftigen, ja im höchsten Paroxismus ihn zur Ruhe und Ergebenheit zu bringen. Von diesem auf sein ganzes Wesen sich ausdehnenden Einfluß wurde zuletzt der Freiherr so sehr beherrscht, daß er das kleine Mädchen beständig um seine Person haben mußte und ihr endlich nebst dem Herzen, das sie schon längst besaß – seine altadelige Abkunft vergessend – auch die Hand reichte. Die Liebesgeschichte zwischen dem leidenschaftlichen Magnaten. diesem echten Sohne des unbändigen Vaters, und der kleinen schlesischen Weberstochter malt in anmuthigster und fesselnder Weise aus unsere österreichische und eben darum – leider – in Oesterreich wenig oder gar nicht gekannte Romandichterin und Freundin Adalbert Stifter’s, Mariam Tenger [Bd. XLIII, S. 278] im dritten Bande ihrer „Ungarischen Erzählungen. Honképek“ (Prag 1873, 8°.) in der ersten Erzählung „Die kleine Weberin“, in welcher unter dem Namen Nicol. Nikolényi niemand Anderer als Freiherr Nicolaus Wesselényi, und in der kleinen Nanni die Weberin Anna Lux, die nachmalige Freifrau Anna von Wesselényi, mit treuen Zügen gezeichnet sind. Wesselényi selbst nannte, so lange er lebte, seine Gattin nie anders als seinen „guten Engel“ und sein „Licht in der Finsterniß“. Die Freifrau, die ihrem Gatten zwei Söhne, Nicolaus und Béla, gebar, soll nach dessen Tode sich mit dem Ablegaten Ludwig Mocsáry wieder vermält haben. –