BLKÖ:Wesselý, Johann (Tonkünstler)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 50 (1884), ab Seite: 166. (Quelle)
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Wesselý, Johann (Tonkünstler und Componist, geb. zu Frauenberg in Böhmen am 24. Juni 1762, Todesjahr unbekannt). In der Musik unterrichtet durch seinen Oheim, einen [167] Benedictiner in Prag, wahrscheinlich Lorenz Wesselý [S. 188, Nr. 19], bildete er sich bald zu einem tüchtigen Violinspieler heran. Ueber seinen Lebensgang sind die Nachrichten sehr lückenhaft. Der gothaische Theater-Kalender auf das Jahr 1794 citirt unter den Tonkünstlern Seite 162 einen Wesselý, den er kurzweg mit dem Beisatze „Jude in Hamburg“ abthut, und auf S. 175 erscheint wieder ein Wesselý als Musikdirector des königlichen Theaters zu Berlin, der die Oper „Psyche“ von Müchler componirt hat. Unter Beiden vermuthen wir den Berliner Israeliten Bernhard Wesselý. Derselbe Kalender auf das Jahr 1799 führt dann einen Johann Wesselý zugleich als Mitglied des Altonaer und als Concertmeister des Kasseler Theaterorchesters an. Dieser Johann dürfte wohl unser Tonkünstler sein. Danach zu schließen, war derselbe vor 1797 beim Theaterorchester in Altona angestellt und kam in diesem Jahre als Concertmeister an jenes in Kassel, von wo er 1800 in die fürstlich Anhalt-Bernburg’sche Hofcapelle zu Ballenstädt berufen wurde. Daß er vor seinem Aufenthalt in Altona und Kassel in Wien gewesen, vermuthen wir aus dem Verlage einiger seiner Compositionen, welche 1788 bei Artaria und dann bei Hoffmeister in Wien erschienen sind. Ueber seine anderweitigen Schicksale fehlen alle Nachrichten. Als Compositeur schrieb er verschiedene Concertstücke für die Flöte, das Horn, die Hoboe, und waren seine Tondichtungen, wenn man ihnen auch keinen großen Kunstwerth und Anspruch auf künstlerische Tiefe einräumen will, so doch ob ihres leichten und gefälligen Satzes seinerzeit sehr beliebt. Mehreres davon ist auch im Stich bekannt geworden, und zwar: „II Violinquartette“ Op. 2 (Wien 1788, Artaria); – „III Violinquartette“ Op. 4 (Wien bei Hoffmeister); – „III Violinquartette“ Op. 8 (Offenbach 1792); – „III Violinquartette“ Op. 9 und detto Op. 10 (Offenbach 1798); – „X Variation p. Cor et V. princip., 2 V. A., 2 Hautb., 2 Cors et B.“ Op. 15 (1802); – „Rondo sur l’air: Das Leben ist ein Würfelspiel, p. Cor princip., 2 V., fl. obbl., Cors. Vc. obbl. et B.” Op. 14 (1802); – „III Trios a V. A. et B.“ Op. 17 (Braunschweig 1804). – Außer den genannten mit Opuszahl versehenen sind noch ohne solche erschienen: „XII Variationen für concertir. Flöte und Violin über: Gegen die Beschwerden dieses Lebens“ (Kassel); – „VIII Variationen für die Clarinette, mit Begleitung des Orchesters, aus dem „Spiegel von Arcadien“ (ebd.); – „Lobgedicht auf den Dr. Leonhardt in Quedlinburg, in Musik gesetzt“ (Leipzig 1804 bei Breitkopf) Auch zwei Opern hat Wesselý componirt, und zwar: „Frage und Antwort. Komische Oper in zwei Aufz.“ und „Der Tiroler Jäger. Komische Oper in zwei Aufz.“, welche beide ungedruckt geblieben sind.

Gaßner (F. S. Dr.). Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Fr. Köhler, Lex.-8°.) S. 893. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Herausgegeben von Schladebach-Bernsdorf (Offenbach 1861, Joh. André, Lex.-8°.) Bd. III, S. 867.