BLKÖ:Wohlfart, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wohl, Janka
Band: 57 (1889), ab Seite: 234. (Quelle)
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Wohlfart, Anton (Abt des Cistercienserstiftes in Wiener-Neustadt, geb. daselbst 31. October 1756, gest. 4. Jänner 1836). Der Sohn eines geachteten Bürgers in Wiener-Neustadt, begab er sich nach in seiner Vaterstadt beendeten Gymnasial- und Humanitätsstudien nach Wien, wo er an der Universität Philosophie, auch zwei Jahre die Rechte hörte. 1776 aber kehrte er nach Wiener-Neustadt zurück, trat in das dortige Cistercienserstift, genannt Neukloster, als Noviz ein, legte 1780 die Ordensgelübde ab, beendete im Stifte die theologischen Studien und empfing am 18. April 1784 die Priesterweihe. 1785 kam er in das von Kaiser Joseph errichtete Generalseminarium in Wien, wo er, während er an seiner eigenen wissenschaftlichen Ausbildung arbeitete, durch drei Jahre als Studienpräfect und Correpetitor thätig war. 1790 als Professor des Bibelstudiums in das bischöfliche Alumnat von St. Pölten berufen, wirkte er daselbst bis Ende des Schuljahres 1796. Dann in sein Stift zurückgekehrt, versah er in demselben die Stellen eines Novizenmeisters, Sonntagspredigers, Secretärs des damaligen Abtes und des Religionslehrers der Kinder des Erzherzogs [235] Ferdinand von Este, gewesenen Generalgouverneurs von Mailand, als dieser, nachdem er die Lombardie verlassen, einen längeren Aufenthalt in Wiener-Neustadt und im Neukloster nahm. Nach des Abtes Alberik am 24. Jänner 1801 erfolgtem Tode wurde Wohlfart am 16. Mai desselben Jahres zum Nachfolger in der Abtwürde gewählt. Nahezu 35 Jahre, und zwar in politisch sehr bewegten Zeiten; stand er seinem Stifte in verdienstlichster Weise vor. Durch seine Verwendung wurde auf die Bitten der Bevölkerung von Wiener Neustadt 1804 das Gymnasium daselbst wieder hergestellt: ihm übertrug Kaiser Franz die Besetzung der verschiedenen in den vier Cistercienserstiften Niederösterreich bestehenden Lehrkanzeln und überhaupt die Oberleitung derselben; ihm verdankt die Cistercienserabtei Heiligenkreuz nächst Baden bei Wien die Errichtung und Feststellung einer theologischen Lehranstalt für die Kleriker der vier Stifter dieses Ordens in Niederösterreich. Besonders einflußreich war sein Verhalten in den beiden französischen Invasionen der Jahre 1805 und 1809. Durch die Energie und Würde, mit denen er dem Feinde entgegentrat, flößte er demselben Achtung vor dem Priester ein und wendete von den Bürgern Wiener-Neustadts manche Gefahren und Beschwerden, wie sie der Krieg mit sich bringt, ab; General Vandamme ließ ihm bei seinem Abzuge ein Beglaubigungsschreiben zurück, das Stadt und Stift gegen jede Unbill der Franzosen schützen sollte. Als 1797 Bonaparte mit seiner Armee durch Steiermark ziehend, der niederösterreichischen Grenze sich näherte, übergab Wohlfart dem Magistrate von Wiener-Neustadt einen Aufruf zu einem allgemeinen Aufgebot, mit welchem er zwei Deputirte an den damaligen Regierungspräsidenten Grafen Saurau [Band XXVIII, S. 279] in Wien entsendete, infolge dessen denn auch wirklich der allgemeine Landsturm und im benachbarten Ungarn die Insurrection aufgeboten wurden. Und im denkwürdigen Jahre 1809 forderte er in Preßburg, ohne sich zu nennen, durch einen in lateinischer Sprache verfaßten Aufruf, der im ganzen Lande verbreitet wurde, die in dieser Stadt versammelten Stände Ungarns zur Rettung des Kaiserstaates auf, welche auch sofort die Insurrection bewilligten. Nicht minder nützlich wirkte er als Verordneter der niederösterreichischen Stände, welche Eigenschaft er durch sechs Jahre bekleidete. Als im Herbste 1834 ein schrecklicher Brand ganz Wiener-Neustadt einäscherte, bot er den obdachlosen Bewohnern, obgleich das Kloster selbst stark durch den Brand gelitten, alle verfügbaren Räume und gab den so furchtbar Heimgesuchten die nöthige Verpflegung. Nicht lange überlebte er dieses entsetzliche Ereigniß, allgemein betrauert starb er im Alter von 80 Jahren. Wohlfart erscheint hie und da als theologischer Schriftsteller. Dies ist ein Irrthum und wahrscheinlich eine Verwechslung mit einem pädagogischen und religiösen Schriftsteller A. H. F. Wohlfahrt, der aber kein Oesterreicher ist.

Theater-Zeitung. Von Adolf Bäuerle (Wien. kl. Fol.) Jahrg. 1843, S. 11 in der Rubrik: „Oesterreichisch-Historisches Tagblatt“.