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BLKÖ:Wollheim de Fonseca, Anton Edmund

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wollheim, Joseph
Band: 58 (1889), ab Seite: 71. (Quelle)
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Wollheim de Fonseca, Anton Edmund (Schriftsteller und politischer Agent, geb. zu Hamburg 12. Februar 1810, gest. daselbst im St. Hedwigs-Krankenhause am 21. October 1883). Da in Rede Stehender als politischer Agent und als Schriftsteller auch in Oesterreich wirkte und österreichische Verhältnisse behandelte, so erscheint er für dieses Werk so weit denkwürdig, daß wir seiner mit einigen Zeilen erwähnen müssen. Ob es mit dem abenteuerlichen Gange seines Lebens und mit den verschiedenen mitunter wichtigeren Stellungen, welche er bekleidete, sich auch so verhalte, wie es Franz Brümmer in dem in den Quellen verzeichneten Werke darstellt, dies zu controliren mag seinem einstigen Biographen überlassen bleiben; die Brümmer’sche Darstellung erscheint uns schön gefärbt, und die verschiedenen Entlassungen Wollheim’s aus gedachten Stellungen sind ganz unaufgeklärt. Er war Schriftsteller, Publicist, Dramaturg, politischer Agent, sogar Theaterdirector und starb hochbetagt im Krankenhause. Im Jahre 1838 an den Fürsten Metternich in Wien empfohlen, begab er sich dahin, wo er, wie Brümmer schreibt, „mit großer Freundlichkeit aufgenommen wurde; da indessen seine politischen Ansichten noch zu liberal für das dortige Regime waren, so zog er sich von allen politischen Stellungen zurück, beschäftigte sich bis 1840 in Wien literarisch und journalistisch und ging dann nach Leipzig“. Nach wechselnden Stellungen als Dramaturg am Hamburger Stadttheater, als Staatsdolmetsch und Translator von eilf Sprachen, als Docent (1849) für orientalische und neuere occidentalische Sprachen an der Berliner Hochschule und mehrjähriger literarischer Thätigkeit in Paris folgte er, wie Brümmer berichtet, 1852 einem Rufe nach Oesterreich, wo er als Publicist und Diplomat (?) Verwendung fand und ihm mehrfache delicate politische Sendungen nach Frankreich und Italien anvertraut wurden. In dieser Stellung harrte er bis 1858 aus, übernahm sie auch 1862 von neuem und ging 1863 zum Fürstencongresse in Frankfurt a. M. Damit endet seine Thätigkeit in österreichischen Diensten. Nun errichtete er ein Saisontheater in Hamburg, redigirte die Zeitschriften „Controle“ und „Hamburger [72] Wespen“, war 1870 in Berlin als Correspondent des „Daily Telegraph“ thätig, nach Ausbruch des Krieges 1870 als Correspondent im Hauptquartiere des Großherzogs von Mecklenburg, arbeitete nach Beendigung des Krieges bei der kaiserlichen Botschaft in Paris, erhielt aber im Sommer 1872 mit einem Male seine Entlassung, übernahm 1873 wieder die Leitung des Centralhallentheaters in Hamburg und nach vergeblichen Versuchen, sich 1878 neuerdings als Privatdocent an der Berliner Hochschule zu habilitiren, da der Professorenkörper dagegen Widerspruch erhob, lebte er von literarischen Arbeiten, bis er im Spitale starb. Wollheim’s Schriften literarischen und sprachlichen Inhalts, dann seine Dramen, Romane, Uebersetzungen, politischen[WS 1] Memoiren, deren viele anonym als Flugschriften im Auftrage der verschiedenen Regierungen erschienen, denen er diente, zählt Brümmer nur sehr unvollständig auf. Zunächst für Oesterreich von Belange sind: „Eduard Maria Oettinger, auch ein Zeitgenosse“, 2 Hefte (London [Hamburg, Niemeyer] 1837, gr. 12°.); – „L’Autriche et la Pologne. Essai politique“ (Leipzig 1863, gr. 8°.); – „Die Bundesreform. Eine politische Skizze“, 1. Heft (ebd. 1863); – „La question danoise“, Cahier I (ebd. 1863, gr. 8°.); – „La question italienne No. 1. Reponse à la lettre de M. de la Guérronière“ (ebd. 1863, gr. 8°.); – „Pourquoi trembler? oder Oesterreich und der Napoleonische Congress“ (Leipzig 1864, gr. 8°.); – „Oesterreich, Venetien und Deutschland. Ein Wort über die Cession Venetiens“ (Berlin 1866, gr. 8°.); – „Zur nordschleswigschen Frage“ (Leipzig 1874, gr. 8°.). Wollheim besaß ein reiches umfassendes Wissen, als Schriftsteller eine Vielseitigkeit sondergleichen, sprach und verstand gründlich orientalische und andere lebende Sprachen, was aber seine publicistisch-politische Thätigkeit betrifft, so war sie vorzugsweise die eines gewandten Agenten und tüchtigen Stylisten, der das schrieb, was man von ihm forderte und wofür man ihn bezahlte. Er erfuhr auch das Schicksal solcher, indem er den Ausspruch des Schiller’schen Mohren erlebte: „Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen“.

Brümmer (Franz). Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1882, Reclam jun., 32°.) Bd. II, S. 505. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1863, Nr. 215. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 15. August 1866, Nr. 704 im Feuilleton, von Siegmund Kolisch.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: polilitischen