BLKÖ:Woltmann, Karl Ludwig von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 58 (1889), ab Seite: 99. (Quelle) | |||
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Karoline nach Böhmen, wo er [100] in Prag eine Zuflucht fand. Unterdessen fügten sich seine Verhältnisse in Böhmen besser, als er erwartet hatte, aber auch zunehmende körperliche Leiden machten ihm eine Entfernung unmöglich. Und in der That führte ein plötzlicher Schlaganfall frühzeitig den Tod des Gelehrten herbei. Von seinen zahlreichen Schriften führen wir jene an, welche für Oesterreich näheres Interesse haben: „Geschichte des westphälischen Friedens“, 2 Theile (Leipzig 1809), Fortsetzung als 3. und 4. Theil der „Geschichte des dreißigjährigen Krieges“ von Friedrich Schiller; ein treffliches Werk; – „Geschichte der Reformation in Deutschland“, 3 Theile (Altona 1800 bis 1802, 8°.), eine sehr verdienstliche, doch wenig bekannte Arbeit; – „Inbegriff der Geschichte Böhmens“, 2 Bände (Prag 1815, Calve). Mit seiner Gattin Karoline vereint gab er, unter dem Titel „Schriften“ fünf Bände (Berlin 1806–1807, Reimer, 8°.) heraus, welche doch meist Arbeiten seiner Frau sind. Außerdem schrieb er unter dem Pseudonym J. Bapt. Calvi Sprachliches, übersetzte während seines Aufenthaltes in Prag des Caj. Crisp. Sallustius „Catilina und Jugurtha“ (Prag 1814) und veröffentlichte auch in derselben Zeit die interessanten „Memoiren des Freiherrn von S–a“ in 5 Theilen (Prag 1815). Seine Gattin Karoline besorgte bald nach seinem Tode die Herausgabe „Sämmtlicher Schriften“ in 14 Bänden (Prag 1818–1821, 8°.). Woltmann ist heute nahezu vergessen, und doch war er als Mensch mit reichen Talenten begabt, als Schriftsteller leider immer Parteimann, aber als solcher ein Mann von Geist und ungewöhnlichen Kenntnissen. In jungen Jahren in glänzende Stellungen, welche Repräsentation erforderten, versetzt, gewohnte er sich ein Wohlleben an, dessen Entbehrung, als er bei dem Umschwünge der politischen Ereignisse völlig verarmte, er schwer fühlte, was wohl auch sein Lebensende beschleunigt haben mochte. Seine Ehe mit der geschiedenen Müchler geborenen Stosch [siehe die Folgende] war eine sehr glückliche und nur von schweren Nahrungssorgen getrübte, welche sich nicht immer durch schriftstellerische Arbeiten verscheuchen ließen. Eine geistvolle und im Ganzen zutreffende Beurtheilung Woltmann’s findet sich in Laube’s „Literaturgeschichte“.
Woltmann, Karl Ludwig v. (Schriftsteller und Geschichtsforscher, geb. zu Oldenburg am 9. Februar 1770, gest. in Prag am 19. Juni 1817). Er bezog 1788 die Hochschule Göttingen, auf welcher er Rechtswissenschaft, alte und neue Sprachen, vornehmlich aber Geschichte studirte. i 792 in seine Vaterstadt Oldenburg zurückgekehrt, hielt er am dortigen Gymnasium Vorlesungen, dann von Spittler begünstigt, solche in Göttingen, bis er als außerordentlicher Professor der Philosophie an die Universität Jena berufen wurde. Von da ging er indeß bald nach Berlin, wo er im Jahre 1799 den Hofrathstitel erhielt und zur diplomatischen Laufbahn übertrat. Er ward nun zunächst Resident des Landgrafen von Hessen-Homburg, 1804 Geschäftsträger des Kurerzkanzlers, sowie (1807) der Städte Bremen, Hamburg und Nürnberg. 1805 erfolgte seine Erhebung in den Adelstand. Da dies das letzte Adelsdiplom des deutschen Kaisers war, so nannte der Volkswitz unseren Woltmann „den letzten Seufzer des deutschen Reiches“. Die Kriegsereignisse des Jahres 1806 unterbrachen Woltmann’s diplomatische Thätigkeit, und er nahm nun völlig verarmt wieder seine literarischen Arbeiten auf. Spätere Versuche, in preußischen Diensten angestellt zu werden, blieben erfolglos. Als dann die politischen Ereignisse verderblich über Preußen hereinbrachen, ergriff auch er im Sommer 1813 die Flucht vor den Franzosen und begab sich mit seiner Gattin- Zeitgenossen (Brockhaus, Lex. 8°.) I. Abtheilung. 2. Band. S. 123–176: „Karl Ludwig von Woltmann. Selbstbiographie“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.). Bd. VI, S. 187. – Laube (Heinrich). Geschichte der deutschen Literatur (Stuttgart 1840, Hallberger, gr. 8°.) Bd. IV, S. 39–63. – Erneuerte vaterländische Blätter (Wien, 4°.) 1817, S. 219: „Nekrolog“.