BLKÖ:Wratislaw-Mitrowicz, Johann Adam Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 157. (Quelle)
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20. Johann Adam Graf (geb. 1677, gest. zu Mödling nächst Wien 2., nach Anderen 5. Juni 1733), von der sogenannten „türkischen“ Linie. Ein Sohn des Grafen Wenzel Albert aus dessen Ehe mit Veronica Freiin von Rziczan, erwählte er den geistlichen Stand und wurde am 27. October 1702 Domherr in Prag, dann Senior der königlichen Hauptkirche zu St. Veit auf dem Prager Schlosse. Propst zu Altbunzlau, Allerheiligen und St. Petri und Pauli auf dem Wyssehrad in Prag. Am 12. November 1710 zum Bischof von Königgrätz ernannt, ward er im Mai 1711 confirmirt, im Juni consecrirt und am 7. September inthronisirt. Im Jänner 1713 übernahm er in Abwesenheit des zum Erzbischof von Prag ernannten Grafen Khuenburg die Administration des Erzbisthums. Am 24. Juni 1721 erfolgte seine Ernennung zum Bischof von Leitmeritz, am 3. Mai 1722 seine Inthronisation als solcher. Er vermehrte zunächst die Zahl der Domcaplanate von vier auf sechs und benutzte diese Aemter, da Leitmeritz noch immer kein eigenes Priesterseminar besaß, als Noviciate für die Seelsorge. Auch stellte er die bisherige Gepflogenheit ab, daß die Pfarrer ohne Mitwirkung der geistlichen Behörde ihre Hilfspriester annahmen, jurisdictionirten und nach Belieben wieder entließen. Für die Vermehrung der Pfarreien trug er eifrig Sorge, und wurde zu diesem Behufe der jährliche Beitrag der Salzkasse (1000–1500 fl.) an ärmere Patrone abgegeben. Im September 1723 assistirte er als Bischof von Leitmeritz der Krönung des Kaisers und der Kaiserin zum König und zur Königin von Böhmen. 1728 verkündete er den vom Papste Benedict [158] XIII. ertheilten vollkommenen Ablaß für den Gruß „Gelobt sei Jesus Christus“, welcher dann in seiner Diöcese allgemein wurde. 1729 betheiligte er sich an der Prager Heiligsprechungsfeier des s. Johann von Nepomuk, und veranstaltete er am 21. Mai 1730 eine ähnliche in Leitmeritz. Freundlich und wohlthätig gegen die Armen, besuchte und tröstete er besonders eifrig die Kranken. Dieser Ruf seiner Milde und Barmherzigkeit veranlaßte es wohl auch, daß, als 1733 der Prager Fürsterzbischof Joseph von Mayern starb, Graf Wratislaw am 5. Mai genannten Jahres der Nachfolger desselben in dieser Kirchenwürde wurde. Bald darauf reiste der neue Erzbischof nach Wien ab, um dem Kaiser seine Huldigung darzubringen. Am 28. Mai fuhr er in einer kirchlichen Commission mit einigen Hofräthen der böhmischen Hofkanzlei nach Mödling bei Wien. Dort befiel ihn zuerst ein Unwohlsein, das sich zuletzt zu einem Schlaganfall steigerte, dem er schon nach wenigen Tagen, ehe er den erzbischöflichen Stuhl bestiegen, im Alter von 56 Jahren erlag. –