BLKÖ:Wrbna-Freudenthal (Freiherr)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 184. (Quelle)
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44. Noch sei zum Schlusse eines Freiherrn von Wrbna gedacht, an den sich eine romantische Geschichte knüpft, die aber sehr an eine alte, aus den Tagen der Römer und Griechen stammende erinnert, immerhin jedoch, da alle Theilnehmer ausdrücklich mit ihren Namen genannt erscheinen, wahr sein dürfte. Nach Wallenstein’s Ermordung (25. Februar 1634) war dessen Astrolog Seni flüchtig und fand endlich auf Schloß Trebitsch bei Maximilian Grafen Waldstein, einem leidenschaftlichen Jäger, der immer gern Jagdfreunde um sich sah, für einige Zeit Schutz und gastliches Obdach. Um die nämliche Zeit stellte sich daselbst auch ein Freiherr von Wrbna – oder wie sich der Name zuweilen geschrieben findet Würben – mit seinem Freunde und Lehrer Wilhelm Chraustensky von Malowar ein. Nach einer Jagd ging es bei einem Mahle lustig her, und die Gäste neckten den anwesenden Seni mit dem Trug seiner Prophezeiungen. Da sich bei Weingenuß die Gemüther immer mehr erhitzten, kam es so weit, daß Wrbna, um den Astrologen auf die Probe zu stellen, sich von ihm sein Horoskop stellen ließ. Nachdem dem Seher Stunde, Tag und Jahr der Geburt Wrbna’s durch Chraustensky genau mitgetheilt worden, ging Seni an seine Beobachtungen der Constellation. Am folgenden Morgen um das Resultat seiner Beobachtungen befragt, weigerte sich Seni lange, dieselben mitzutheilen. Endlich, als von allen Seiten in Seni gedrungen wurde und besonders der junge Wrbna begierig war, sein Geschick zu erfahren, sagte Seni: „Nun denn, so wisset, daß Ihr keine vollen drei Jahre mehr leben und im dritten Jahre hier in Mähren Euren Tod durch einen Löwen finden werdet.“ Ein Löwe in Mähren! Dies fanden Alle und auch Wrbna so komisch, daß ein homerisches Gelächter den alten Seni belohnte. Chraustensky aber theilte den Vorfall dem Vater seines Zöglings mit, und um den Jüngling zu retten, beschlossen Vater und Lehrer, im dritten Jahre nach dem erzählten Vorfall, 1637, den jungen Wrbna nicht aus dem Schlosse zu lassen, also in förmlicher Haft zu halten. Da versammelten sich eines Tages wieder Gäste im Schlosse, und alle nahmen Theil an der Jagd, nur Wrbna war ausgeschlossen und an sein Gemach gebannt. In demselben hing ein lebensgroßes Bildniß des Grafen Maximilian Waldstein, dem das Wappen, vier im quadrirten Schilde gegenüberstehende Löwen, beigefügt war. Unmuthig, an der Jagd nicht theilnehmen zu können, schlug der junge Wrbna nach einem der gemalten Löwen und rief im Zorn: „Verfluchtes Thiergeschlecht! du bist es, das mein Dasein so elend macht.“ Bei dem Schlage auf den Löwen hatte er sich aber an einem hinter dem Bilde befindlichen in der Wand eingeschlagenen Nagel tief verletzt. Er beachtete die Wunde nicht, die ihm zwar immer Schmerzen machte, aber nicht gefährlich erschien. Nach etwa acht Tagen hatte aber der Schmerz sich so gesteigert, daß der Dorfbarbier gerufen werden mußte. Dieser salbaderte an der Wunde, so lange herum, bis er erklärte, daß der Brand die Hand ergriffen habe und keine Heilung möglich sei. In wenigen Tagen erlag der junge Wrbna – im Alter von erst 24 Jahren – seiner Wunde. Der Zeit nach könnte Wrbna, der in unserer Quelle den Taufnamen Karl führt, ein Sohn jenes Heinrich von Wrbna sein, welcher Rector in Frankfurt a. O. und Gemal der Benigna von Zierotin gewesen. [Tiroler Schützen-Zeitung, 18. November 1851, Nr. 93 und 94: „Der Löwe.“]