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BLKÖ:Wurmbrand-Stuppach, Hugo Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 305. (Quelle)
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Wurmbrand-Stuppach, Hugo Graf (Oberst des Kaiser-Dragoner-Regimentes, geb. 21. April 1839), von der österreichischen Linie. Ein Sohn des Grafen Wilhelm aus dessen Ehe mit Bertha geborenen Gräfin Nostitz, widmete er sich frühzeitig dem Reiterdienste in der k. k. Armee, wurde 1862 Lieutenant bei Graf Wallmoden-Kürassieren Nr. 6, 1866 Oberlieutenant, kam als solcher 1869 in das Dragoner-Regiment Nr. 9 und dann als Rittmeister zu Wrangel-Dragonern Nr. 2. Vom 1. November 1883 finden wir ihn bereits als Oberstlieutenant im k. k. Generalstabe und als Generalstabschef der 25. Truppendivision. Graf Hugo, der seinen Beruf nicht nach der üblichen Schablone auffaßt, die im Pferdekennen, Pferde- und Rekrutendressiren und in höchster Vervollkommnung der Stallsprache, um dieselbe salonfähig zu machen, das Um und Auf eines Reiterofficiers erblickt, hat, von der höheren Bedeutung eines solchen durchdrungen, im militärwissenschaftlichen Vereine zu Wien durch seine geistvollen Vorträge über Reiterdienst und Reiterbestimmung die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Im Jahre 1884 hielt er einen anziehenden und ungemein lehrreichen Vortrag über die „Thätigkeit der Cavallerie durch die Generalstabsbrille“, welchem Erzherzog Johann und weiland Kronprinz Rudolf beiwohnten, und der auch für Laien Interesse bietet. Der bisher landläufigen Anschauung über Aufgabe und Zweck des Reiterdienstes, nach welcher der Cavallerie im Aufklärungsdienste nur die Rolle des Sehers, des Beobachters vorbehalten bleibt, das Schlagen ihr aber nur dann zu gestatten ist, wenn man eben schlagen muß, dieser Anschauung tritt Graf Hugo entschieden entgegen und erkennt in einer kräftigen Offensive die Hauptwirkung und sonach die Hauptaufgabe jeder Cavallerie. (Die Russen eröffnen ja auch mit ihren gefürchteten Kosaken, mit ihnen die allgemeine Panik verbreitend, ihren Angriff.) Im Verlaufe seines Vortrages setzt er auseinander: Gerade um zu sehen und zu beobachten, müsse geschlagen werden, so oft sich Gelegenheit biete, denn eine tüchtige Cavallerie dürfe nicht angegriffen werden, weil sie selbst angreife. Auch die schablonenhafte Verwendung der Cavallerie – wie sie einige Schriftsteller empfehlen – verwirft Wurmbrand, indem er die These aufstellt, nur das Terrain und die auf demselben eigenthümlichen Verhältnisse in Bezug auf Gestaltung, Bedeckung, Bevölkerung und Cultur, wie endlich die allgemeine Lage können für die Art der Verwendung der Cavallerie bestimmend sein. Die beinahe zum Sport gewordene Leidenschaft mancher Autoren für den Dienst der Cavallerie als „Schleier“ bekämpft er in ihren Auswüchsen gerade so entschieden, wie die Uebertreibungen des Drills verurtheilt worden sind. Die allzu ängstliche Bildung des Schleiers, dessen Hüten gestalte denselben allerdings immer dichter, schließlich so dicht, daß völlige Blindheit eintreten und es geschehen könne, daß der Gegner den Schleier lüfte. Aufgabe der Cavallerie bleibe es, den Gegner stets fern zu halten und dessen Schleier so oft und so kräftig als möglich zu zerreißen, Dadurch seien mit einem einzigen Momente oft mehr positive Nachrichten und Aufklärungen vom Gegner zu gewinnen, als langwieriges Sehen und Beobachten je zu bieten vermöge, abgesehen davon, daß die moralischen Effecte einer schon im Aufklärungsdienste kühn vorgehenden Cavallerie meist auf die weitere Entwickelung [306] der großen Action von nachhaltigem, oft entscheidendem Einflusse zu sein pflegen. Ferner verwirft Wurmbrand die zuweilen beliebte Zersplitterung der Cavallerie und wahrt dieser Waffe – entgegen manchem neueren Schlagworte – noch immer, trotz Hinterlader und trotz künftigem Repetirgewehre, die traditionelle Mission, die Entscheidung in der Schlacht zu fällen. Viele Beispiele aus der neueren Kriegsgeschichte, besonders aus der Schlacht vom 3. Juli 1866, welche nach dem Urtheil eines preußischen Autors eine ganz andere Wendung genommen haben würde, wenn man die österreichische Cavallerie zur rechten Zeit eingesetzt hätte, geben der Auffassung des Redners Recht, welcher von jenem Geiste beseelt sich zeigt, der heute Reiter macht, wie einstens Ritter. Zur Zeit ist Graf Hugo als Oberst und Commandant des Dragoner-Regimentes Kaiser Franz Joseph I. Nr. 1 zu Theresienstadt in Böhmen in Station und besitzt das Militär-Verdienstkreuz. Seit 27. Jänner 1866 mit Maria geborenen Bedőcs de Taródfa und Telekes vermält, hat er aus dieser Ehe eine Tochter Paula (geb. 26. November 1878).

Armee- und Marine-Zeitung (Wien, 4°.) II. Jahrg., 10. April 1884, Nr. 35.