BLKÖ:Zakreis, Thomas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zákrejs, Franz
Band: 59 (1890), ab Seite: 103. (Quelle)
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Zakreis, Thomas (Tonkünstler und Componist, geb. in der ersten Hälfte des laufenden Jahrhunderts, gest. in Wien am 28 März 1871). Da er blind war, kam er in das Wiener Blinden-Institut, in welchem er – bei nicht gewöhnlichen musicalischen Anlagen – in der Musik sich ganz bedeutend ausbildete. Von Saphir aufgemuntert und unterstützt, stellte er 1850 aus Zöglingen genannter Anstalt ein vollständiges Orchester zusammen, das er so vortrefflich einstudirte, daß er 1851 eine Kunstreise nach Salzburg und München unternehmen konnte, auf welcher er mit seinem Blindenorchester enthusiastischen Beifall erntete und die Ehre erfuhr, an einem Abend vor Herzog Max in Bayern, dem Vater Ihrer Majestät der Kaiserin, mit seinen Blinden die gemüthlichen Wiener Weisen vorzutragen. Der Münchener Musikverein fand die Leistungen Zakreis’ so hervorragend, daß er ihn zum Ehrenmitgliede ernannte. Der blinde Tonkünstler erhielt seinen Unterricht von dem bekannten Violinvirtuosen Durst, und obgleich er fast alle Instrumente geläufig zu spielen verstand, bildete er sich doch hauptsächlich im Violinspiel aus, in welchem seine Virtuosität bestand, und mit welchem er durch seine gemüthvolle Spielweise die Zuhörer fesselte und schon in jungen Jahren, wenn er in größeren Concerten auftrat, den Beifall des Publicums erntete. Mit seinem seltenen musicalischen Talente verband er ein merkwürdiges Gedächtniß; Musikstücke, selbst große Orchesterwerke, wie Symphonien, Ouverturen u. dgl. behielt er, wenn er sie einige Male gehört, im Gedächtniß, und da ihm durch seine Blindheit das Lesen versagt war, richtete er sie aus dem Gedächtniß für seine Blindencapelle ein, in welcher er jedem Einzelnen dessen Part einstudirte. Zakreis war als Musiklehrer im Wiener Blindeninstitut angestellt und blieb 18 Jahre in demselben thätig. Auch hat er eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Orchesterwerken für seine Blindencapelle geschrieben. Ob etwas davon im Druck erschienen, ist uns nicht bekannt; doch dürfte ein Theil seiner Schöpfungen wohl in der Musicaliensammlung genannter Anstalt sich befinden.

Presse (Wiener polit. Blatt). Localanzeigen vom 30. März 1871, Nr. 89: „Der Capellmeister der Blinden“.