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BLKÖ:Zetter, Johann Theophil Maximilian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zetter, Karl Johann
Band: 59 (1890), ab Seite: 349. (Quelle)
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Zetter, Johann Theophil Maximilian (Schriftsteller, geb. zu Preßburg in Ungarn 1793, gest. zu Gratz 30. October 1869). Der Sohn lutherischer Eltern, ward er von Jugend auf im strengsten Lutherthum erzogen und wendete sich nach beendeten unteren Studien dem theologischen Berufe zu. Nach Sitte der ungarischen Protestanten bezog er eine deutsche Universität, und zwar Göttingen. Im Elternhause hatte er sich einen hohen Begriff von der Freiheit und Macht der Kirche gebildet, wozu sich ihm reichlich in Vergleichung der kirchlichen Verhältnisse Ungarns und Cisleithaniens Gelegenheit darbot, und mit Schmerz und Unmuth gewahrte er es, wenn ungarische Staatsmänner, dem Zuge der Zeit folgend, die verbrieften Rechte der Confessionen antasteten. Aber auch auf der Göttinger Hochschule hatte seine bisherige gläubige Ueberzeugung durch die rationalistische Richtung der dortigen Lehrer eine gewaltsame Erschütterung erlitten, so daß vor dem Andrang der neuen Ideen nicht sein Lutherthum allein, sondern der ganze Offenbarungsglaube Schiffbruch litt. Schon wollte er aus echter Gewissenhaftigkeit der Theologie, die seine Zweifel nicht zu heben vermochte, sondern vielmehr dieselben steigerte, entsagen und sich der Medicin widmen, aber besondere Verhältnisse legten ihm die eiserne Pflicht auf, bei dem ursprünglich gewählten Berufe zu verbleiben. Aus jener Zeit datirt auch seine hervorragende Beschäftigung mit den Naturwissenschaften, denen er bis an seinen Tod treu blieb. Der berühmte protestantische Kirchenhistoriker Plank[WS 1] war ihm auf der Rückkehr zur positiven Gläubigkeit eine wesentliche Stütze, und so trat er denn scheinbar versöhnt mit dem alten Lutherthum in die praktische Seelsorge ein. Er kam zunächst als Pastor nach Wels in Oberösterreich, wo er zehn Jahre hindurch wirkte, dann wurde er nach Trebefing im Villacher Kreise Oberkärnthens versetzt. Wenn er in dieser Zeit einerseits den Rationalismus in und außer sich bekämpfte, so vertiefte er sich doch andererseits im unparteiischen Streben in den von protestantischen Fanatikern so sehr geschmähten Katholicismus, so daß er alsbald den Verdacht erregte, ein geheimer Katholik zu sein, und sich von seinen Vorgesetzten den Rath geben lassen mußte, sich lieber mit Naturwissenschaften denn mit Theologie zu beschäftigen. Dennoch fuhr er in seinen Studien über den Katholicismus fort und fand bald, daß die katholische Kirche ganz anders aussehe, als sie von lutherischer Seite gewöhnlich dargestellt wird, und daß das altgläubige Lutherthum nur noch in der Theorie, nicht mehr aber in der Praxis bestehe und an dessen Stelle ein tausendköpfiges rationalistisches sogenanntes Christenthum getreten sei. Das Studium der Kirchenväter und Kirchenversammlungen führte ihn dann weiter auf dem betretenen Wege, läuterte seinen Glauben und berichtigte seine Vorstellungen. Der Ausgang aller dieser Studien, Kämpfe und Zweifel war, daß er in ländlicher [350] Stille am 26. April 1846 zur katholischen Kirche übertrat, nachdem er 27 Jahre als evangelischer Pastor thätig gewesen. Seine Familie folgte bald nach; am 12. April 1847 legten seine Frau und vier Töchter zu Salzburg öffentlich das katholische Glaubensbekenntniß in die Hände des Cardinal-Erzbischofs Schwarzenberg ab. Durch diesen Uebertritt ward er aber auch seiner bisherigen Stellung verlustig und der materiellen Noth durch die Aushilfe, welche ihm der Cardinal gewährte, entrissen. 1849 erhielt er die Stelle als Lehrer der Naturgeschichte an der damals neugegründeten Diöcesanlehranstalt, dem fürsterzbischöflichen Borromäum. Nun kamen ihm seine seit Jahren fortgesetzten naturwissenschaftlichen Studien trefflich zu Statten, und er wirkte mit dem erfolgreichsten Eifer in dieser neuen Stellung. Dabei lebte er ganz zurückgezogen mit seiner Familie, in den Stunden, die er in seinem lehramtlichen Berufe erübrigte, schriftstellerisch thätig. Insbesondere erstreckten sich auf die Pflanzenwelt seine Forschungen und Studien, aber auch Theologisches, Apologetisches, Schöngeistiges schrieb er, redigirte eine Zeit lang die „Landwirthschaftliche Wochenschrift für Salzburg“, führte während des Bewegungsjahres 1848 die Redaction der „Constitutionellen Vorstadt-Zeitung“ und schrieb Verschiedenes für mehrere auswärtige Blätter. Daneben ordnete er das reiche mineralogische Cabinet des Borromäums und den botanischen Garten daselbst. Die Titel seiner selbständig erschienenen Schriften sind: „Ueber die perennirenden Gartengewächse und deren Cultur mit besonderer Rücksicht auf die im österreichischen Kaiserstaate vorkommenden und der Cultur fähigen perennirenden Pflanzen“, 2 Bände mit 3 Steintafeln (Leipzig 1837, Fleischer, gr. 12°.); – „Warum wurde ich katholisch?“ (Salzburg 1847, gr. 8°., 279 S.); – „Das alte Lutherthum und der neue Protestantismus. Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Kirche und der in ihr wohnenden Wahrheit“ (Regensburg 1850, Manz, erste Ausgabe 1844, gr. 8.°); – „Wanderung durch das Gebiet des christlichen Glaubens. Für Freunde christlicher Wahrheit“ (ebd. 1850, gr. 8°.; erste Ausgabe 1845); – „Welche ist wahrhaft christlich: die katholische Ohren- oder die protestantische allgemeine Beichte? Freimüthige Untersuchung eines der wichtigsten Gegenstände auf dem Gebiete der christlichen Kirche und zugleich ein Beitrag zur Wegräumung der Hindernisse der ebenso wünschenswerthen als nothwendigen Einigung aller christlichen Confessionen im deutschen Vaterlande“ (Burghausen 1850, gr. 8°.); – „Wanderung durch das Gebiet des christlichen Glaubens von einem deutschen Puseylten. Herausgegeben von Elias Christlieb Christianus, einem Freunde christlicher Wahrheit“ (Regensburg 1845); – „Leitfaden zum gründlichen und fasslichen Unterricht in der Naturgeschichte, für das fürsterzbischöfliche Collegium Borromäum in Salzburg“ (ebd. 1851); – „Wollstein, der katholische Seemann“ (Prag 1853); – „Thabita Kumi! oder die heilbringende Rückkehr zur Mutterkirche“ (Innsbruck 1853); – „Der Weg zum Kirchenfrieden im deutschen Vaterlande. Ein Versuch zur Versöhnung der getrennten Glaubensbrüder“ (Gratz 1858); – „Abhandlung über die Küchenpflanzen Kärnthens“ (184?); dann schrieb er verschiedene Jugendschriften, die er ohne Namen herausgab. Seine Frau starb mehrere Jahre vor ihm. In der letzten Zeit leidend, übersiedelte er zu seinem Sohne Karl Johann nach Gratz, wo sich aber infolge der Reise sein Gesundheitszustand derart verschlimmerte, daß er, kaum angekommen, im Alter von 76 Jahren einer Lungenentzündung erlag. Zetter [351] war ein eigenartiger durchaus selbstständiger Charakter, der als Deutschungar in seinen Anschauungen und Sympathien an seiner Heimat hing und dieselben, wo sich ihm Gelegenheit bot, freimüthig zum Ausdruck brachte. Ueber seinen Sohn siehe die folgende Lebensskizze.

Storch (Franz Dr. med.). Skizze zu einer naturhistorischen Topographie des Herzogthums Salzburg (Salzburg 1857, Mayr, 8°.) S. 43 in Reitzenbeck’s „Geschichte der botanischen Forschungen in Salzburg“.

Anmerkungen (Wikisource)